Süddeutsche Zeitung

W&V Mediapreis:Ude sagt schon langsam mal Servus

115 Küsschen und das erste Servus: Bei der Verleihung des Mediapreises hält Oberbürgermeister Christian Ude seine erste Abschiedsrede.

Christina Maria Berr

Zunächst einmal muss man Münchens Oberbürgermeister loben. Bei der Verleihung des Mediapreis am Donnerstag im Alten Rathaus hielt er eine Rede, in der zwar die Olympia-Bewerbung und auch noch das Oktoberfest vorkam - aber kein neuer Fauxpas. Stattdessen wurde er fast schon sentimental. Man könnte sagen: Er hielt seine erste Abschiedsrede. Schließlich wird Ude schon in vier Jahren das Amt an einen Nachfolger übergeben.

Dass er danach kaum mehr Reden halten darf, tue ihm jetzt schon leid - und dem Publikum im Saal, das offenbar mehrheitlich aus Frankfurt und Hamburg kommt auch. Einen witzigen Oberbürgermeister, den hätten sie auch gern, meint ein Gast aus Hamburg: "Bei Ole von Beust würden Sie jetzt schon schlafen."

Ude ist unterdessen beim ökumenischen Kirchentag angekommen - und ratscht nun zumindest an der Grenze des guten Geschmacks. Seit er im Februar den ökumenischen Kirchentag in München verkündet habe, "kommen beide Kirchen nicht mehr aus den Schlagzeilen."

Überhaupt werden an diesem Abend viele Witze über guten Wein und Margot Käßmann gerissen. W&V-Geschäftsführer Martin Korosec will von seinem Chefredakteur Jochen Kalka wissen, wie er zu 115 Küsschen am Eingang gekommen ist. Die beiden Gastgeber hatten zuvor jeden Gast persönlich begrüßt.

Unter den Herren Gästen - Frauen sind in dieser Branche offenbar kaum vertreten - herrscht derweil kreative Einigkeit: Man trägt schwarzen Anzug und dazu, ganz individuell, ein weißes oder hellblaues Hemd mit einem bis zwei offenen Knöpfen.

Nur Ulrich Wickert hat irgendetwas Braungraues an - und fachsimpelt vom Media-Branchenklatsch völlig unbeeindruckt über den Verfall der deutschen Sprache, die Schönheit Nizzas und Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.

Und während Christian Ude mit Handy am Ohr - "guter Trick", meint Wickert - den Saal schnell verlassen hat, verfolgt der ehemalige Mister Tagesthemen geduldig die Verleihung des Deutschen Mediapreises in verschiedenen Kategorien. Höhepunkt ist die Ehrung von Florian Haller, Chef der Münchner Agentur Serviceplan. Danach geht der Branchentalk in eine neue Runde.

Und Ude? Der bastelt vermutlich schon an einer neuen Abschiedsrede.

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