Zeitungs- und Zeitschriftenverlage haben die Zusammenarbeit des Bundesgesundheitsministeriums mit dem Suchmaschinenkonzern Google bei der Bereitstellung von Gesundheitsinformationen kritisiert und sehen sich benachteiligt. Bei einer Google-Suche nach Krankheiten finden Internetnutzer neuerdings offizielle geprüfte Informationen des Portals gesund.bund.de, das das Ministerium herausgibt, in einem prominent hervorgehobenen Info-Kasten. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff, sagte am Mittwoch über das Ministerium: "Es stärkt damit die quasimonopolistische Stellung des Suchmaschinenkonzerns zu Lasten kleinerer Anbieter." Gerade in den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie hätten Zeitungen gezeigt, dass sie mindestens genauso verlässlich wie das vom Ministerium finanzierte Gesundheitsportal umfassend und nah an den Bedürfnissen der Bürger informierten.
Der Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Rudolf Thiemann, sagte: "Eine solche Verdrängung der privaten Presse durch ein staatliches Medienangebot auf einer digitalen Megaplattform ist ein einmaliger und neuartiger Angriff auf die Pressefreiheit." VDZ-Vizepräsident und Vorstand von Hubert Burda Media, Philipp Welte, ergänzte, die Kooperation versetze der freien journalistischen Gesundheitsinformation einen "schweren Schlag". "Das Ministerium deklassiert die freien marktwirtschaftlich organisierten Gesundheitsportale und setzt alle Mechanismen der freien Information und damit der freien Meinungsbildung in unserer Demokratie außer Kraft." Die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, Julia Becker, betonte: "Mit der Kooperation von Bundesgesundheitsministerium und Google werden privatwirtschaftliche Angebote pauschal diskriminiert." Das könne man so nicht hinnehmen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Dienstag bei der Vorstellung der Kooperation gesagt, auch die Corona-Pandemie zeige, wie wichtig seriöse Gesundheitsinformationen seien. Er erwarte sich einen Bekanntheitsschub für das Gesundheitsportal, dessen Redaktion selbst nicht Bestandteil des Ministeriums ist. "Wenn wir ein Interesse daran haben, objektive, fundierte, evidenzbasierte Informationen rüberzubringen, dann bringt es mir nichts, wenn wir bei Google an Stelle 783 000 auftauchen." Zur Kooperation mit Google insgesamt meinte Spahn, es sei nun einmal eine Tatsache, dass die große Mehrheit der Deutschen jeden Tag Google nutze.