Süddeutsche Zeitung

Verdeckte Recherche:Britische Ex-Minister wollten Kontakte verkaufen

  • Bei einer Undercover-Recherche fallen zwei hochrangige britische Politiker auf Journalisten rein und bieten ihre Kontakte gegen Geld an.
  • Britische Medien berichten, dass die ehemaligen Außenminister Jack Straw und Malcolm Rifkind ihre Verbindungen gegen Geld angeboten haben sollen.
  • Straw behauptet, ihm werde zu Unrecht Fehlverhalten vorgeworfen.

Die beiden ehemaligen britischen Außenminister Jack Straw und Malcolm Rifkind sind offenbar in einen Korruptionsskandal verwickelt. Beide Politiker waren demnach bereit, ihre Kontakte für Geld an eine Firma zu verkaufen. Dabei tappten Labour-Politiker Jack Straw und Tory-Spitzenmann Malcolm Rifkind, die noch als einflussreiche Abgeordnete im Unterhaus sitzen, in eine Falle, die ihnen verdeckt recherchierende Reporter des TV-Senders Channel 4 und der Zeitung Daily Telegraph gestellt hatten. Das haben beide Medien jetzt berichtet.

Straw bot demnach einer fiktiven Hongkonger Firma seine Verbindungen zur Politik an - gegen 6800 Euro pro Tag. Rifkind stellte der Firma in Aussicht, ihr die Tür zu "jedem britischen Botschafter in der Welt" zu öffnen.

Die Konsequenzen für die Politiker

Die beiden Ex-Minister sind die bislang prominentesten britischen Politiker, die sich von als Geschäftsleuten "getarnten" Journalisten täuschen ließen. Für Straw bedeutet dies drei Monate vor der Parlamentswahl das Aus. Als Konsequenz lässt er seine Mitgliedschaft in der Labour-Fraktion ruhen. Auch Rifkind muss sich nun einer parlamentarischen Untersuchung stellen.

Straw erklärte am Sonntagabend, er habe gegenüber den Undercover-Journalisten erklärt, er würde "nur" für deren vermeintliche Firma arbeiten, nachdem er wie geplant nach der Wahl im Mai zurückgetreten sein werde. Nun werde ihm zu Unrecht ein Fehlverhalten unterstellt. Er war unter Tony Blair und Gordon Brown Außen- und Justizminister. Seine Labour-Partei bezeichnete die Vorwürfe als "verstörend". Straw habe sich selbst beim parlamentarischen Kommissar für Verhaltensregeln gemeldet und sich aus der Fraktion zurückgezogen, sagte ein Sprecher.

Den Berichten zufolge pries sich der Ex-Minister in Treffen mit den vermeintlichen Geschäftsleuten regelrecht an. So habe er angegeben, sich bereits für umgerechnet etwa 81 000 Euro pro Jahr "unter dem Radar" für eine Rohstofffirma eingesetzt zu haben, um EU-Auflagen zu verändern. Einen früheren ukrainischen Regierungschef will er demnach bedrängt haben, zugunsten der Firma Gesetze zu ändern.

Zwölf Politiker wurden von den Journalisten kontaktiert

Tory-Mann Rifkind, der 1997 in den Ritterstand gehoben worden war, ist Vorsitzender des Geheimdienst- und Sicherheitsausschusses im Parlament. Er war unter John Major Verteidigungs- und Außenminister. Ein Sprecher von Premierminister David Cameron sagte zu den Enthüllungen, Rifkind habe sich wie Straw beim Parlamentskommissar gemeldet, damit überprüft werde, ob er gegen die Regeln für Abgeordnete verstoßen habe.

Der Daily Telegraph berichtete, die Journalisten hätten bei ihrer verdeckten Recherche insgesamt zwölf Parlamentarier kontaktiert. Sechs von ihnen hätten überhaupt nicht reagiert. Einer habe den vermeintlichen Geschäftsleuten gesagt, seine Kontakte seien "nicht zu verkaufen".

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