USA:Nur eine Frage

Lesezeit: 1 min

CNN und Trump legen Streit um Reporter außergerichtlich bei: Jim Acosta darf wieder aus dem Weißen Haus berichten - muss sich aber verschärften Regeln beugen. Die sollen Acosta und Kollegen klar machen: Benehmt euch - oder es gibt Ärger.

Von Christian Zaschke

Der CNN-Reporter Jim Acosta hat seine Zugangsberechtigung zum Weißen Haus zurückerhalten. Sarah Huckabee Sanders, Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, teilte mit, dass der Journalist künftig wieder an Pressekonferenzen in dem Gebäude teilnehmen darf. Vor knapp zwei Wochen hatte das Weiße Haus Acostas Zugangspass eingezogen, nachdem dieser sich während einer Fragerunde mit Trump geweigert hatte, das Mikrofon abzugeben, obwohl er bereits mehrere Fragen gestellt hatte. CNN war daraufhin vor Gericht gezogen und hatte erwirkt, dass Acosta seine Akkreditierung, den sogenannten "hard pass", zumindest bis Abschluss des Verfahrens zurückerhält. Nun habe sich beide Parteien außergerichtlich geeinigt.

Allerdings hat das Weiße Haus die Rückgabe des Passes mit Regeln verbunden. Künftig ist den Journalisten nur noch jeweils eine Frage erlaubt. Ob anschließend eine Nachfrage möglich ist, liegt im Ermessen der Person, die die Pressekonferenz abhält, also in der Regel Trump oder Sanders. Spätestens nach der zweiten Frage müssen die Journalisten das Mikrofon an Mitarbeiter des Weißen Hauses übergeben. Wer sich nicht an die neuen Regeln halte, könne seine Akkreditierung verlieren.

Dass diese Regeln schriftlich niedergelegt worden sind, ist ungewöhnlich, allerdings galten sie unausgesprochen schon immer - wenn auch ohne die Drohung, dass bei Nichtbeachtung der Zugangspass eingezogen werden könne. Acosta und Trump hatten sich in der Vergangenheit öfter Duelle geliefert, die diese Regeln außer Kraft setzten. Das gab Acosta die Gelegenheit, sich als hart nachfragender Reporter zu präsentieren, und Trump konnte seiner Basis vorführen, wie unfair er von der Presse behandelt wird. Dass das Weiße Haus Acosta die Akkreditierung entzogen hatte, lag weniger daran, dass dessen Verhalten ungewöhnlich war, sondern daran, dass Trump ein Exempel statuieren wollte. Die nun geltenden Regeln sagen den Reportern: Benehmt euch, oder es gibt Ärger.

Die Vereinigung der Korrespondenten im Weißen Haus teilte mit, sie sei vor der Niederschrift der neuen Richtlinien nicht konsultiert worden. Die amerikanische Bürgerrechtsvereinigung kritisierte das Vorgehen des Weißen Hauses. Die Aufgabe der Journalisten sei es, "harte Fragen zu stellen, und nicht, eine höfliche Gesellschaft zu sein".

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: