USA:CNN steht nach Trumps Video-Attacke nun selbst in der Kritik

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Wer steckt hinter "HanAssholeSolo"? Der Sender CNN weiß es, will die Information aber vorerst nicht veröffentlich. (Foto: imago/ZUMA Press)

Der Sender habe den Macher des berüchtigten Wrestling-Videos unter Druck gesetzt, so der Vorwurf. Dabei hatte CNN erklärt, den Mann eigentlich schützen zu wollen.

Von Karoline Meta Beisel

Am Sonntag postete US-Präsident Donald Trump bei Twitter ein Video, in dem er beim Wrestling mit theatralischen Gesten einen Mann vermöbelt - nur dass der Mann in dem Video statt des Kopfs ein CNN-Logo hat. Die Empörung war riesig: Gewalt gegen Journalisten, das gehe gar nicht, selbst wenn sie nur gespielt ist. Beschädigt geht aus dem Vorfall nun aber nicht Donald Trump hervor (für pressefreundlich hatte ihn ja ohnehin keiner gehalten), sondern der Sender, CNN.

Was war geschehen? Ein Autor der New York Times hatte Anfang der Woche herausgefunden, wer die Quelle für Trumps Video war: Ein Mann, der sich bei Reddit "HanAssholeSolo" nennt, später war es CNN gelungen, den Mann zu identifizieren. Weil der sich aber entschuldigt hatte, hielt der Sender dessen Klarnamen zurück. Am Mittwoch berichtete der Nachrichtenkanal nun über diesen Vorgang auf seiner Homepage: "CNN wird den Namen von HanA**holeSolo nicht bekanntgeben, weil er ein Privatmann ist, der sich ausführlich entschuldigt hat und durch die Tatsache, dass er alle seine verletztenden Kommentare gelöscht hat, zeigt, dass er die Sache bereut." Außerdem habe er versprochen, sein "hässliches Verhalten" nicht zu wiederholen. Dann folgte der Satz, der dem Sender nun große Probleme macht: "CNN behält sich vor, den Namen doch noch zu veröffentlichen, sollte sich daran etwas ändern."

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Mit der gleichen Heftigkeit, mit der Anfang der Woche noch US-Präsident Donald Trump für seinen aggressiven Kurs gegen die Medien beschimpft wurde, wird seitdem CNN attackiert. "Wenn ein Multi-Milliarden-Dollar-Fernsehsender einen Privatmann erpresst, damit er keine lustigen Videos mehr über den Sender macht, dann ist das kein Journalismus, CNN", twitterte zum Beispiel Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Der Satz sei "äußerst ungewöhnlich"

Dass #CNNBlackmail, CNN Erpressung, noch am Mittwoch zum beliebtesten Begriff bei Trumps Lieblingsmedium Twitter wurde, mag man noch dessen klickfreudigen Fans zurechnen. Aber auch liberale Stimmen finden das Verhalten des Senders zumindest zweifelhaft. Der Satz sei "äußerst ungewöhnlich", sagt etwa Indira Lakshmann, die am Poynter Institut in Florida Medienethik unterrichtet. Die Bezugnahme auf das Versprechen, sich zu bessern, sei bedenklich: Der Sender hätte besser erklären sollen, warum genau er den Namen des Mannes nicht veröffentlichte. "Extrem unethisch" sei das Verhalten, schrieb gar ein Reporter der liberalen Webseite Vox.com. Die Erklärung reichte CNN am Mittwochabend nach: Man habe sich Sorgen um die Sicherheit des Mannes gemacht, teilte der Sender mit. Das Narrativ ließ sich dadurch aber nicht mehr ändern.

Für CNN ist es schon das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass man Trump unfreiwillig Argumente für dessen Attacken auf die Medien liefert. Ende Juni zog der Sender einen Artikel zurück, in dem es um Trumps Verbindungen zu Russland ging. Die darin behaupteten Fakten waren zwar nicht erwiesenermaßen falsch, aber eben auch nicht ausreichend durch die Redaktion überprüft worden. Die verantwortlichen Mitarbeiter übernahmen die Verantwortung und verließen den Sender.

HanAssholeSolo selbst scheint den Medien übrigens freundlicher gegenüber zu stehen: "Ich habe höchsten Respekt für Journalisten. Sie setzen ihr Leben jeden Tag aufs Spiel mit ihrem Job, über die Nachrichten zu berichten", so stand es in seiner Entschuldigung, die er in das Trump-freundliche Reddit-Forum "The_Donald" postete. Die Notiz, die wohl nicht allen in diesem Forum gefallen haben dürfte, war nach nur wenigen Stunden von der Seite verschwunden.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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