Die USA haben ihren "Super Tuesday" mit dem erwarteten Ergebnis hinter sich gebracht: Donald Trump und Hillary Clinton setzten sich in den meisten Bundesstaaten gegen ihre Konkurrenten durch. Das Rennen ist zwar noch nicht gelaufen, wie manche erwartet hatten, doch die Entscheidung hängt nach diesem Wahltag in der Luft. Das ist der Tenor der meisten US-Medien, die inzwischen erkennen, dass an Donald Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner kaum noch ein Weg vorbei führt. Manche begrüßen das, andere resignieren. Die meisten blicken nun auf die Parteiführung unter Reince Priebus: Kann Sie mit dem Kandidaten Trump leben, ohne sich selbst zu verraten oder das eigene Bild auf lange Zeit zu verändern? Oder muss die Führung energischer einschreiten, um diesen Kandidaten zu verhindern.
Am schrillsten reagierten das Boulevardblatt New York Daily News auf die jüngsten Erfolge Trumps. Es entwarf einen Notfallplan für den Fall, dass der Milliardär tatsächlich im Januar 2017 ins Oval Office einzieht. Die Empfehlung der Redaktion: Auswanderung. Die Beschreibung geeigneter Länder lieferte sie gleich mit: Singapur biete etwa traditionell eine hohe Lebensqualität für Expats, und Ecuador rangiere bei günstigen Lebenshaltungskosten weltweit an erster Stelle. "Auf der Rangliste purer Freude liegt das Land ganz vorne."
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Die weit seriösere New York Times analysiert das Ergebnis nüchtern und kommt zu dem Ergebnis, dass Trump zwar noch nicht sicher gewonnen hat, aber auf dem besten Weg dorthin ist. Das liege vor allem an dem schlechten Abschneiden Rubios, "vielleicht der einzige Republikaner, der bei einem ein-gegen-eins Wettbewerb gegen Trump eine Chance hat." Gleichzeitig sorgt die überraschende Stärke von Ted Cruz und John Kasich dafür, dass Rubio nicht die Ergebnisse einfahren kann, die er braucht, um gegen Trump zu bestehen. Die New York Times kritisiert die Republikaner zudem dafür, Trump nicht früher gestoppt zu haben: "Diejenigen, die Trump herausfordern könnten - Ted Cruz und Marco Rubio - befinden sich bei einigen Themen nicht nur rechts von Donald Trump, sondern nutzen die gleichen Mittel: Ausgrenzung, Bigotterie und Rufmord." Es ist kaum noch zu übersehen, dass sich Donald Trump die Partei zu eigen macht. Das spiegelt genau die dunklen Abgründe wider, die sich schon seit zehn Jahren in der Partei auftun.
Das linksliberale Magazin MotherJones schlägt in eine ähnliche Kerbe und wirft die Frage auf: "Kann die Republikanische Partei Donald Trump überleben?" Das Magazin verweist auf republikanische Amtsträger, die sich gegen Trump aussprechen, sei es, weil sie um ihre eigene Wiederwahl fürchten, oder weil man diskutiere, ob sich die Partei nicht ohnehin etwa toleranter geben sollte. Letztlich wird klar, "dass man zumindest ein paar Wähler jenseits wütender älterer weißer Männer gewinnen muss."
Die Washington Post von Amazon-Gründer Jeff Bazos beschreibt die Kampagne von Trump und deren Erfolg nur als "feindliche Übernahme". Zudem prognostiziert sie, dass diese dafür sorgen wird, dass der Wahlkampf von konservativen Kandidaten sich für immer verändert hat - "beleidigender, weniger auf Unterstützung anderer Politiker angewiesen und weniger auf finanzielle Unterstützung."
Auch der Miami Herald betrachtet Trumps Wahlkampf als Strategie eines Businessmanns: bei einer feindlichen Übernahme kommt ein Außenseiter und sieht die Möglichkeit, Profit zu schlagen, indem er den Aufsichtsrat umgeht und sich direkt an die Aktionäre wendet". Trump umgehe also die Parteiführung wendet sich direkt an die Wähler. Die Zeitung fragt auch, wieso sich die Republikaner wundern, dass Trump den Klu Klux Klan nicht vor den Kopf stoßen wolle. Schließlich habe die Partei selbst jahrelang an der strukturellen Diskriminierung von Schwarzen gearbeitet.
AbcNews betrachtet den Sieg Trumps nüchterner und merkt an, wie erstaunlich es sei, dass Donald Trump die Wählerschaft vereine, während die Partei über den Kandidaten derart gespalten sei. "Republikanische Wähler wollen jemanden, der 'sagt, was los ist', der eine Grenzmauer ziehen und Muslimen die Einreise verbieten will. Auch wenn sie vorher noch nicht wussten, dass sie das wollen."
Der Boston Globe sieht den Ball ebenfalls bei den Führern der Republikaner. Als Trump damals begann, sich politisch einzumischen, sei ihnen das zupass gekommen, eine "Abrissbirne gegen Präsident Obama", nun aber, da das Pendel zurückschlägt, müsse man sich entscheiden, ob man ihm gemeinsam entgegentritt, um ihn zu stoppen, oder jeder für sich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen.
Unterstützung erhält Trump ausnahmsweise von FoxNews, zwischen dem Sender und Trump gab es im Wahlkampf Auseinandersetzungen. Allerdings befürchtet man auch bei Fox, dass Trumps Kandidatur die Partei nachhaltig spalten könne. Das sei vor allem deswegen zu vermeiden, weil man ansonsten mit Hillary Clinton als Präsidentin zu rechnen habe.
Super Tuesday:Clinton gewinnt, wo nichts zu gewinnen ist
Nach dem Super Tuesday ist Hillary Clinton als demokratische Kandidatin schwer aufzuhalten. Dabei hat ihre Siegesserie einen Haken.
Weit weniger im Rampenlicht der Medien als Trump stand Hillary Clinton nach ihren Erfolgen gegen den innerparteilichen Konkurrenten Bernie Sanders. Dessen Erfolge in Iowa und New Hampshire hätten Clinton dazu gebracht, ihre Schwächen bei jungen Wählern genauer zu analysieren, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg: "Und sie hat verstanden, dass sie härter dafür arbeiten muss, ihre Kernwählerschaft bei Frauen und Angehörigen von Minderheiten zu mobilisieren."