76 Minuten lang hatte Donald Trump in seiner Pressekonferenz am Donnerstag ausgeteilt - gegen die Medien, gegen die Geheimdienste und gegen seine Kritiker im Allgemeinen. Wenn er den Fernseher anschalte oder die Zeitung aufschlage, sagte Trump, dann sehe er nur negative Berichte. "Das Level an Unehrlichkeit ist außer Kontrolle."
Kurz darauf ging der Angriff auf die Medien weiter - diesmal online: Trumps Team verschickte eine E-Mail-Umfrage mit einer Liste von Fragen an die Anhänger des Präsidenten. Dieser "Mainstream Media Accountability Survey" wurde mit der Bitte verknüpft, ihm, Trump, zu helfen:
"Sie wissen, dass ich kein Vertrauen darin habe, dass die Medien über das auch berichten, was wir erreichen", beginnt die Mail, "Stattdessen sind Sie - die amerikanischen Bürger - unsere letzte Verteidigungslinie gegen die Attacken der Medien. (...) Deswegen bitte ich Sie, an dem Mainstream Media Accountability Survey teilzunehmen, um Ihren Betrag dazu zu leisten, gegen die Angriffe und Täuschungen der Medien zu kämpfen."
Eine ähnliche Umfrage hatte Trumps Wahlkampfteam schon einmal im August versandt. Neben einigen sachlichen Punkten enthält die aktuelle Fassung allerdings auch Fragen, die einen stark suggestiven Charakter haben. So zum Beispiel Frage Nummer zehn: "Glauben Sie, dass die Mainstream-Medien Fakten nicht gründlich prüfen, bevor sie Geschichten über die Trump-Regierung publizieren?" Oder Frage zwölf: "War Ihnen bewusst, dass eine Umfrage veröffentlicht wurde, die zeigt, dass eine Mehrheit der Amerikaner Trumps temporärem Einreisebann zustimmt?"
Ein Vorgehen, das jede normale Umfrage wissenschaftlich vollständig diskreditiert
Andere Fragen gehen sogar noch weiter: " On which issues does the mainstream media do the worst job of representing Republicans?", fragt das Formular - bei welchen Themen die Mainstream Medien am schlechtesten darin seien, die Anliegen der Republikaner darzustellen. Trumps Team fragt hier also gar nicht mehr, ob der Befragte die Pressearbeit schlecht findet, sondern nur noch, in welchen Bereichen er sie am schlechtesten findet. Zur Auswahl stehen entsprechend Themen wie Einwanderung, Anti-Abtreibungs-Haltung oder der zweite Verfassungszusatz (der es jedem Amerikaner erlaubt, eine Schusswaffe zu tragen). Dass die Medien unfair oder schlecht über Trump berichten, ist dabei bereits implizit vorausgesetzt. Ein Vorgehen, das jede normale Umfrage wissenschaftlich vollständig diskreditiert.
Ebenso wie der Kreis der Teilnehmer: Denn die Umfrage ist selbstverständlich nicht ansatzweise repräsentativ: Wer, wie in diesem Fall, nur Trump-Anhänger befragt, bekommt selbstverständlich überwiegend Antworten, die die Behauptungen der Regierung bestätigen.
Inzwischen fordern User auf Twitter auch Trump-Gegner dazu auf, die Umfrage zu beantworten
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Das setzt Trumps Umgang mit Statistiken konsequent fort. Er hat schon in vielen öffentlichen Äußerungen die Richtigkeit von Statistiken angezweifelt. Die Arbeitslosenrate etwa bezifferte er im Wahlkampf statt auf die offiziellen 4,7 Prozent auf "28, 29, oder sogar 35" Prozent, sogar "42 Prozent" habe er "gehört". All das sind nicht etwa falsche Angaben, sondern Zahlen, die sich auf verschiedene Zählweisen der Arbeitslosen in den Vereinigten Staaten beziehen. Trump zitierte eben lieber die hohen Zahlen. Nun geht er offenbar dazu über, seine eigenen Statistiken zu fabrizieren - mit Ergebnissen, wie sie ihm passen.
Der Plan könnte jedoch nicht die Ergebnisse erzielen, die Trumps Team beabsichtigt: Inzwischen fordern User auf Twitter auch Trump-Gegner dazu auf, die Umfrage zu beantworten. Und zwar entgegen ihrem implizierten Sinn und mit unmissverständlichen Botschaften.