US-Elternverband empört über "Skins":Skandal um Teenager-Serie

Amerikas Sittenwächter schlagen Alarm: Die MTV-Serie "Skins" müsse auf Kinderpornographie geprüft werden, so ihre Forderung. Konservative US-Medien wittern einen Skandal.

Jörg Häntzschel

Wie viel Skandal ist gut? Und wann wird es gefährlich? Das loten zurzeit in endlosen Krisensitzungen die Chefs bei MTV und Viacom aus. Dass ihre neue Teenager-Serie Skins für Aufregung sorgen würde, war klar.

Rachel Thevenard, Camille Cresencia-Mills

Die Schauspielerinnen Rachel Thevenard (links) und Camille Cresencia-Mills in der umstrittenen MTV-Serie "Skins".

(Foto: AP Photo/MTV)

Das war schließlich Zweck der Übung. Doch nun scheint die Debatte, die sich an der Show entzündet hat, aus dem Ruder zu laufen. Sechs Werbekunden, darunter Wrigley, General Motors und Subway, haben ihre Spots zurückgezogen.

Und statt der Traumquote, die man bei so viel Medienaufmerksamkeit erwarten konnte, verliert die Show auch Zuschauer. Die zweite Folge sahen nur noch halb so viele wie die erste.

Skins ist das amerikanische Remake einer seit 2007 erfolgreich in Großbritannien laufenden Serie, die Bryan Elsley und sein Sohn Jamie Brittain geschrieben haben. Sie folgt einer Clique pubertierender Schüler beim Älterwerden.

Vor allem aber geht es um Sex, Drogen und Alkohol. Die Serie wurde damals freundlich aufgenommen, gewann einige Preise und war ansonsten nicht groß der Rede wert.

Ganz anders bei der US-Version. MTV hatte die Autoren zwar angewiesen, die Dialoge etwas zu entschärfen, um es der Sittenlobby nicht gar so leicht zu machen. Doch würde man beginnen, all das, was verboten ist oder Eltern missfällt, aus dem Skript zu streichen, bliebe wenig übrig.

Fox News: "Schlag gegen den Anstand"

Zu sehen sind Minderjährige beim Drogenkauf, betrunken am Steuer oder halbnackt auf der Straße. Sie verwüsten elterliche Wohnzimmer und steuern Autos ins Wasser. Skins ist also alles andere als pädagogisch wertvoll.

Doch die Serie stellt die Teen-Realität um ein Vielfaches realistischer und sensibler dar als etwa die unsägliche Proll-Saga Jersey Shore, die bei MTV derzeit Quotenrekorde bricht.

Während es bei Jersey Shore um aufgepumpte Körper frivoler Strandbunnys geht, entstammen die Jugendlichen aus Skins der unteren Mittelschicht und durchleiden ernsten Sturm und Drang. Homosexualität, Essstörungen, Einsamkeit und Depressionen: Alles ist dabei.

Doch für solche Differenzierungen haben die Medienwächter vom "Parents Television Council" wenig Sinn. Sie forderten den Kongress nun auf, zu prüfen, ob es sich bei der Serie um Kinderpornografie handele, da viele der Schauspieler noch nicht volljährig seien.

Bereitwillig bauschen die konservativen Medien die Sache zum Skandal auf: Skins sei "ein weiterer Schlag gegen den Anstand", kommentierte Fox News. Bisher hat sich MTV trotz der Proteste zu der Serie bekannt.

Noch ist man dort vielleicht gar nicht undankbar: Je lautstarker die Einwände der Moralapostel, desto mutiger erscheinen die Senderverantwortlichen.

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