Comedian:John Oliver verteidigt Jan Böhmermann

John Oliver über die Causa Böhmermann/Erdoğan/Merkel

Achtung, jetzt wird's fies: Auch John Oliver hat eine Meinung zum türkischen Präsidenten Erdoğan.

(Foto: Last Week Tonight)

Der Comedian fühlt in seiner US-Late-Night-Show mit dem deutschen Satiriker, wundert sich über das deutsche Gesetz - und wendet sich dann an den türkischen Präsidenten.

Die Solidaritätsbekundungen für Jan Böhmermann waren zahlreich, aber manchmal auch ein bisschen zum Fremdschämen. Wer will schon mit dem Erdoğan-Lied von Didi Hallervorden in Verbindung gebracht werden (Zitat: "Erdoğan, Erdoğan, mach auch meinen Song bekannt")? Nun aber erhält Böhmermann Unterstützung aus den USA - niemand Geringerer als Satiriker John Oliver hat der Causa Böhmermann/Erdoğan/Merkel einen Beitrag in seiner Show Last Week Tonight gewidmet.

Betitelt ist Olivers Monolog schlicht wie doppeldeutig mit "Insulting Erdoğan". In 4:21 Minuten bringt er die Lächerlichkeit des Ganzen auf den Punkt. "Er will jemanden wegen eines Gedichts einsperren lassen!", amüsiert sich der Comedian. "Warum macht er es nicht wie der Rest von uns, wenn es um Poesie geht? Höflich zuhören, weil das die Art und Weise ist, die Sarah gewählt hat, um mit der Scheidung zurechtzukommen."

Aber nein, der türkische Präsident habe tatsächlich ein deutsches Gesetz aus dem 19. Jahrhundert ausgegraben, das für die Beleidigung von ausländischen Staatsmännern eine Gefängnisstrafe vorsehe. Da ist Oliver, leidenschaftlicher Kritiker der US-Justiz, ausnahmsweise erleichtert, seine bösen Späße in New York zu machen: "Ich bin sehr froh, dass Amerika kein vergleichbares Gesetz hat - sonst wäre ich jetzt in einem Hochsicherheitstrakt." Zuletzt hatte sich der Satiriker in Ahnenforschung geübt und den Familiennamen von US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump auf seinen Ursprung "Drumpf" zurückgeführt.

"Etwas auf Facebook zu liken, sollte nie eine Straftat sein"

Auch diesmal schafft er große Satire mit den Mitteln der Recherche: Seit dem Amtsantritt von Erdoğan 2014 habe es in der Türkei fast 2000 Klagen wegen Beleidigung des Präsidenten gegeben - also "mehr als drei am Tag".

Oliver erzählt von einem Arzt, der seinen Job verlor und sich einer Gefängnisstrafe gegenübersieht, nur weil er ein Mem geteilt hatte, das die Mimik von Erdoğan mit der von Gollum aus "Herr der Ringe" vergleicht. Vollkommen unverständlich, findet Oliver: "Das ist keine Kritik, das ist nicht mal ein Witz, das ist ein biologischer Fakt." Außerdem sei da der türkische Journalist, der nichts weiter getan habe, als einen beleidigenden Facebook-Post über Erdoğan zu liken. "Etwas auf Facebook zu liken, sollte nie eine Straftat sein", empört sich der Satiriker. "Außer vielleicht, du likest das Strandfoto einer Kollegin um drei Uhr nachts - das ist die eine Ausnahme, denn das ist gruselig."

Überhaupt, Erdoğan fordere doch geradezu heraus, dass man sich über ihn lustig mache! Indem er behaupte, Israels Vorgehen gegen Palästina und Gaza stelle noch das in den Schatten, was Hitler den Juden angetan habe. Oliver: "Das ist sehr beleidigend gegenüber Israel - und ehrlich gesagt, es ist ein bisschen beleidigend gegenüber Hitler. Er muss denken: 'Wollt ihr mich verarschen!? Was muss ich noch tun!?'" Oder dieses eine Mal, als Erdoğan Frauen die Gleichberechtigung abgesprochen habe - ausgerechnet auf einer Konferenz für Frauen.

Appell an Erdoğan

Zum Schluss wendet sich der Brite direkt an den türkischen Präsidenten: "Erdoğan, wenn du so dringend darauf aus bist, dass man sich nicht lustig über dich macht, versuche nicht, die Meinungsfreiheit in deinem Land und in anderen Ländern zu unterdrücken, und verhalte dich nicht so, dass jeder sehen will, wie du einen Tritt in die Eier bekommst!"

Schöner hätte es Jan Böhmermann selbst nicht formulieren können. Der hatte im Übrigen angekündigt, demnächst in einer US-Late-Night-Show aufzutreten - vielleicht ja sogar in der von John Oliver.

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