Sprache:„Biodeutsch“ zum „Unwort des Jahres“ gekürt

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(Foto: Christian Lademann/dpa)

Der Begriff werde gebraucht, um Menschen „vor dem Hintergrund vermeintlich biologischer Abstammungskriterien“ zu diskriminieren, so das Urteil der sechsköpfigen Jury.

Der Begriff „biodeutsch“ ist zum „Unwort des Jahres“ 2024 gekürt worden. Das gab die Jury der sprachkritischen „Unwort“-Aktion bekannt. Der Begriff sei im vergangenen Jahr verstärkt im öffentlichen und gesellschaftlichen Sprachgebrauch gewesen sowie vor allem in den sozialen Medien verwendet worden, „um Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich biologischer Abstammungskriterien einzuteilen, zu bewerten und zu diskriminieren“, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Die mit dem Gebrauch von biodeutsch einhergehende Unterteilung in angeblich ‚echte‘ Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse ist eine Form von Alltagsrassismus“, befand die Jury.

Auf Platz zwei landete der Begriff „Heizungsverbot“. Der im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz verwendete Ausdruck sei irreführend und verwendet worden, um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren.

Die Jury der Aktion „Unwort des Jahres“ besteht aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern. Dieses Mal beteiligten sich die Publizistin und Politologin Saba-Nur Cheema sowie der Publizist, Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.

Cheema und Mendel bestimmten den Begriff „importierter Antisemitismus“ zu ihrem persönlichen Unwort. Der Ausdruck suggeriere, dass Judenhass vor allem mit dem Zuzug von Migrantinnen und Migranten zu einem Problem geworden sei, hieß es in der Begründung. Der Begriff werde vor allem in rechten Kreisen verwendet, um Musliminnen und Muslime sowie Menschen mit Migrationsbiografie auszugrenzen „und vom eigenen Antisemitismus abzulenken“.

Mit der Aktion „Unwort des Jahres“ wollen Experten auf die Wirkung von Wörtern aufmerksam machen. Sie wählen jährlich einen Begriff aus, der gesellschaftliche Debatten geprägt hat und aus ihrer Sicht sachlich unangemessen ist, gegen die Menschenwürde verstößt oder Teile der Bevölkerung abwertet. Das erste Unwort des Jahres war im Jahr 1991 der Begriff „ausländerfrei“. Zuletzt wurden folgende Begriffe gewählt:

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