Unesco-Bericht:Jeden fünften Tag stirbt ein Journalist bei der Arbeit

Kein Einzelfall: Ein Mann bei einer Gedenkveranstaltung für die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja in Moskau, 2009. (Foto: Maxim Shipenkov/dpa)
  • Seit 2006 sind nach einem Bericht der UN-Kulturorganisation Unesco 700 Journalisten wegen ihrer Arbeit umgebracht worden.
  • Besonders gefährlich sind demnach die arabischen Länder und Lateinamerika.
  • Der Deutsche Journalistenverband (DJV) zeigt sich entsetzt: Journalistenmorde seien "Verbrechen gegen die Weltöffentlichkeit".

Die arabischen Länder waren zuletzt besonders gefährlich

Am 7. Oktober 2006 traf es Anna Politkowskaja. Die russische Journalistin wurde nachmittags in ihrem Moskauer Haus erschossen, eine Kugel traf sie in den Kopf, eine in die Brust. Es war ein politischer Mord.

Solche Tötungen von Journalisten sind keine Einzelfälle. Mehr als 700 Journalisten sind seit 2006 weltweit aufgrund ihrer Arbeit umgebracht worden, so berichtet es die UN-Kulturorganisation Unesco. Allein in den Jahren 2013 und 2014 waren es 178 Pressevertreter. "Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht", sagte Wolfgang Schulz, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission in Hamburg.

Besonders gefährlich ist es demnach in den arabischen Ländern, 64 Journalisten wurden dort allein 2013 und 2014 wegen ihrer Arbeit getötet. Auch in Lateinamerika und der Karibik müssen Journalisten um ihr Leben bangen - dort gab es im gleichen Zeitraum 51 Tötungen. In Asien und der Pazifikregion waren es 30.

Verbrechen gegen die Weltöffentlichkeit

Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa forderte die Staaten auf sicherzustellen, dass Verbrechen gegen Journalisten verfolgt werden: "Wenn Journalisten angegriffen und in Ausübung ihrer Pflicht getötet werden, müssen alle rechtsstaatlichen Mittel ausgeschöpft werden", erklärte sie.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte bestürzt auf den Bericht. "Jeder getötete Journalist ist ein Verbrechen gegen die Weltöffentlichkeit. Denn dort, wo Journalisten in der Ausübung ihres Berufs sterben, ist die Pressefreiheit am Ende", sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken.

Die Unesco hatte den 2. November vor zwei Jahren zum Internationalen Tag gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten erklärt. Aus diesem Anlass wurde der Bericht nun veröffentlicht.

© SZ.de/dpa/epd/bepe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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