Süddeutsche Zeitung

Umstrittene Honorare:Black Box ARD

Floss weiter Geld an Thomas Gottschalk, nachdem sein ARD-Talk 2012 abgesetzt wurde und zwei Abend-Shows nicht zustande kamen? Verträge, die nun öffentlich wurden, legen das nahe. Der WDR sucht nach Antworten - und hat noch keine gefunden.

Von Hans Hoff

Für einige Verantwortliche im WDR dürfte das Pfingstfest eher kurz ausgefallen sein. Sie waren aufgerufen, alte Verträge mit Thomas Gottschalk zu überprüfen, um Veröffentlichungen der AG Dok etwas entgegenhalten zu können. Der Verband der Dokumentarfilmer hatte kurz vor den Feiertagen ein geheimes Papier veröffentlicht, das erstmals einen Einblick in die Ausgabenpolitik der ARD für das Programm am frühen Abend gewährt und offenlegt, in welchen Gehaltskategorien Thomas Gottschalk rangiert. In dem als "vertraulich" gekennzeichneten "Letter of Intent" hatten Verantwortliche von WDR Mediagroup und der Produktionsfirma Grundy Light 2011 skizziert, welche Beträge für die Moderation seiner Vorabendshow im Jahre 2012 an Gottschalk fließen sollten. Für 144 Ausgaben der Show wurden 4,6 Millionen Euro Honorar veranschlagt. Gottschalk bestand dabei auf die garantierte Zahlung für ein Jahr, weshalb es ihn, falls es so kam, aus finanzieller Sicht kaum gestört haben dürfte, dass die nie erfolgreiche Sendung schon nach 70 Ausgaben abgesetzt wurde. Zusätzlich sah die Absichtserklärung die Auszahlung von 400 000 Euro für zwei Hauptabendshows vor. Die allerdings gab es nie. Floß das Geld dennoch?

Die AG Dok will nun von WDR-Intendant Tom Buhrow wissen, ob es in der Amtszeit seiner Vorgängerin Monika Piel tatsächlich Zahlungen ohne Gegenleistung gegeben hat und ob so etwas möglicherweise den Tatbestand der Untreue erfüllt. Man wolle die Vorwürfe gründlich prüfen, sagte WDR-Sprecher Stefan Wirtz. Ergebnisse will der WDR Mitte der Woche veröffentlichen.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2015
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