Die Gestalt dieses dreiundsiebzigjährigen Franzosen erkennt man schon von fern: Enger, schwarzer Anzug, die nun weißen Haare wie ein nachlässig geflochtener Kranz um den schmalen Schädel, einige Strähnen haben sich gelöst und flattern lose im Wind. Er sieht so aus, als würde er frieren und geht unsicher durch eine wüste ukrainische Landschaft, in die er, der elegante Mann von Welt, so gar nicht passt. Lévy ist einer der bekanntesten Franzosen, ein vermögender Mann und Philosoph von immensem Fleiß, der schon viele Kriegsschauplätze besucht und unzählige Bücher, Filme und Artikel geschrieben hat. Ihn scheint nun etwas umzutreiben und heimzusuchen, weniger eine taktische oder politische Frage, sondern etwas Tieferes, die vom Schriftsteller Bruce Chatwin formulierte und von allen Reisenden so gefürchtete Frage: Was mache ich hier?
Dokumentation zur Ukraine:Seht, welche Schande
Mit seinem Team filmt Bernard-Henri Lévy den Widerstand in verschiedenen Städte in der Ukraine.
(Foto: Marc Roussel/Arte)Seit Jahren reist Bernard-Henri Lévy in die Ukraine, jüngst auch in umkämpfte Gebiete. Eine Doku stellt die deutliche Frage: Wie konnte es zum Krieg kommen?
Von Nils Minkmar
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