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Fußballrechte:Wer zeigt künftig die Champions League?

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Die Uefa schreibt die Fernsehrechte für den wichtigsten europäischen Wettbewerb neu aus - und hofft auf erneut steigende Einnahmen. Müssen am Ende wieder die Zuschauer zahlen?

Von Caspar Busse

Für die Spiele der Fußball-Champions-League interessieren sich hierzulande derzeit besonders viele Fans, sind doch erstmals fünf Mannschaften aus Deutschland in der Gruppenphase dabei. Wer live am Fernseher oder am Computer dabei sein will, muss derzeit zahlen. Die meisten Partien sind beim Streamingdienst Dazn zu sehen, ein Top-Spiel pro Spieltag läuft dienstags bei Amazon Prime. Das ZDF bringt am späten Mittwochabend eine Zusammenfassung.

Wo die Fans in Zukunft die europäischen Wettbewerbe sehen können, soll sich nun bis Mitte November entscheiden. Der europäische Fußballverband Uefa hat die Medienrechte für die Champions League neu ausgeschrieben - und zwar für drei Spielzeiten von Mitte 2024 an. Die Unterlagen wurden an Interessenten verschickt. Bis zum 14. November müssen sie ihre Angebote bei der Schweizer Sportrechteagentur Team abgeben, dann wird entschieden. Die Uefa rechnet mit erneut deutlich steigenden Einnahmen. Ob das realistisch ist, gilt als fraglich. Zuletzt sind die Preise für TV-Rechte der nationalen Wettbewerbe, etwa der deutschen Bundesliga, nicht mehr gestiegen, sondern teilweise sogar leicht zurückgegangen.

2019 ging Sky leer aus, zum ersten Mal seit 20 Jahren

Bei der letzten Rechtevergabe vor drei Jahren war am Ende für Deutschland der Bezahlsender Sky aus dem Rennen, zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren. Den Zuschlag erhielten überraschend Dazn und Amazon Prime. Sie zeigen nun bis Mitte 2024 die Spiele der Champions League. Doch die Rechte sind teuer. Sowohl Dazn als auch Amazon Prime haben die Abopreise teilweise drastisch erhöht, um die hohen Ausgaben zu decken - das sorgte für viel Unmut bei den Kunden. Möglich ist, dass künftig die Abos, mit denen die Fans die Königsklasse sehen können, noch teurer werden.

"Eigentlich hätten wir den Preis früher anheben müssen", sagte in aller Offenheit Alice Mascia, Deutschland-Chefin von Dazn, zuletzt der SZ und schloss auch weitere Anhebungen nicht aus. Der Grund: Der Streaminganbieter arbeitet auch sechs Jahre nach dem Start noch immer mit Verlust. "Es ist ein hartes Geschäft", sagte Mascia. Trotzdem will sie weiter in Sportrechte investieren. Neben den aktuellen Rechteinhabern Dazn und Amazon Prime könnte auch Sky wieder mitbieten. Man sei immer an hochwertigen Sportrechten interessiert, sagte ein Sky-Sprecher, wollte sich ab er nicht weiter festlegen.

Ein weiterer möglicher Interessent könnte die Deutsche Telekom mit ihrer Plattform Magenta sein, dort sind demnächst beispielsweise alle Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft zu sehen. Spekuliert wird auch über RTL, dort laufen bereits Länderspiele sowie die Europa-League, teilweise auch kostenpflichtig bei der Streamingplattform RTL+ (früher TV Now).

Das Problem ist, dass die Uefa mit dem Verkauf der Medienrechte sehr viel Geld erlösen will, was mit Abogebühren oder Werbung nur schwer für die Dienste und Sender zu refinanzieren ist. Spekuliert wird über ein Plus von 40 Prozent und ein mögliches Volumen von bis zu fünf Milliarden Euro für große Teile Europas. Von Mitte 2024 an wird es nach der Reform der Champions League auch deutlich mehr Spiele geben. Die Zahl der teilnehmenden Klubs wird von 32 auf 36 erhöht. Alle werden wie in der Bundesliga in einer Gesamttabelle geführt. In Großbritannien wurden die Rechte bereits vergeben, an den Telekomanbieter BT und an Amazon.

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