Süddeutsche Zeitung

Übertragungsrechte:Knaller in der Kneipe

Welche wichtigen Bundesligaspiele sind künftig in Sportbars zu sehen? Das hängt von einer Einigung zwischen Sky und dem Streamingdienst DAZN ab.

Von Lisa Sonnabend

Wie werden sich die FC-Bayern-Zugänge Lucas Hernández und Benjamin Pavard in ihrem ersten Pflichtspiel anstellen? Wird Borussia Dortmunds Verteidiger Mats Hummel einen seiner ehemaligen Kollegen weggrätschen? Am 3. August begegnen sich die beiden besten deutschen Vereine beim Supercup zum ersten Kräftemessen der Saison. Doch noch ist unklar, ob Fans das Duell in ihrer Fußballkneipe überhaupt sehen können.

Der Streamingdienst DAZN ist im Juli kurzfristig ins Bundesliga-Geschäft eingestiegen und hat die Rechte an 40 Liga-Partien, den Relegationsbegegnungen und dem Supercup übernommen, die Eurosport gehörten. Eurosport hatte vor zwei Jahren mit dem Sender Sky, der die restlichen 266 Bundesliga-Spiele überträgt, eine Kooperation geschlossen, so dass diese Begegnungen von Gaststätten, die ein Sky-Abonnement beziehen, weiterhin gezeigt werden konnten. Doch ob Sky mit DAZN, der Plattform des US-Milliardärs Leonid Blavatnik, eine ähnliche Einigung erzielt, ist wenige Tage vor dem Anstoß unklar. "Wir arbeiten an einer Lösung", hieß es dazu bei DAZN. Sky teilte der Süddeutschen Zeitung mit: "Wir sind im Austausch mit unseren Partnern von Eurosport und DAZN, um zu besprechen, was die neue Rechtesituation im Detail für die gewerblichen Kunden von Sky bedeutet."

In der vergangenen Saison hatte sich DAZN bereits Rechte für die Champions League gesichert und zeigte einige Spiele exklusiv. Damals einigten sich Sky und DAZN: Die Sportbars, die Sky abonniert hatten, konnten diese Spiele über ihren Receiver trotzdem übertragen. Auf diese Lösung dürfte es wieder hinauslaufen, noch wird aber gefeilscht. Eine Entscheidung fällt womöglich erst nach dem Supercup. Ein eigenes gewerbliches Abonnement für Wirte bietet das britische Unternehmen nicht an, öffentliche Übertragungen mit privaten Abonnements sind laut der AGB nicht erlaubt.

Thomas Eberlein ist Wirt der Gaststätte Bürgerheim im Münchner Westend. Er notiert auf der Schiefertafel neben der Eingangstür immer mit Kreide das nächste Sporthighlight, das er seinen Gästen zeigt. Doch vom Supercup steht dort bislang nichts. Eberlein wartet ab, bis die Übertragung geklärt ist. Prinzipiell begrüßt er, dass nun DAZN im Spiel ist. "Weniger Anbieter sind für die Wirte besser", sagt er. "Das Sky-Abo wird allerdings dadurch nicht billiger werden." Die Befürchtung, dass Sky bald die Preise erhöht, teilen viele Wirte. Ein Berliner Sportbar-Betreiber, der nicht genannt werden will, sagt: "Wenn es keine Einigung gibt, zeigen wir den Supercup einfach trotzdem mit einem Privataccount." Das würden viele Wirtekollegen auch so machen. Über ein Kontrollsystem wie Sky verfügt DAZN nämlich nicht.

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SZ vom 27.07.2019
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