Prozess:Schlüsselfigur sagt im Foht-Prozess aus

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Zurück in Deutschland: Der ehemalige MDR-Moderator Carsten Weidling lebt mittlerweile in Argentinien und wurde für den Termin in Leipzig einbestellt. (Foto: Heiko Rebsch/dpa)

Der Ex-Moderator Carsten Weidling wird aus Argentinien eingeflogen. Er ist als Zeuge im Fall des wegen Betrugs angeklagten Ex-MDR-Unterhaltungschef geladen. Auch ihm droht ein Prozess.

Von Anna Ernst

Eigentlich hatte er vor Monaten ein Geständnis abgelegt und war einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingegangen - doch in Leipzig geht der Prozess gegen den ehemaligen MDR-Unterhaltungschef Udo Foht weiter. Der 72-Jährige ist wegen Betrugs, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung angeklagt. Und das Gericht hat sich vorgenommen, den Fall genau aufzuarbeiten.

In seiner einflussreichen Funktion hatte Foht bis ins Jahr 2011 vor allem die Schlagershows maßgeblich mitgestaltet, galt als Förderer von Stars wie Florian Silbereisen und Helene Fischer. Gleichzeitig soll er sich immer wieder bei Musikmanagern und Produktionsfirmen größere Darlehen - bis hin zu fünfstelligen Beträgen - erbettelt haben. Schon kurz nach Prozessbeginn gestand Foht: Er habe bewusst riskiert, das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen zu können. Die Staatsanwaltschaft sicherte ihm für dieses Geständnis eine Bewährungsstrafe zwischen zwölf und 21 Monaten zu. Aus Sicht der Strafkammer aber blieben trotzdem offene Fragen, sie lud zahlreiche Zeugen, darunter auch MDR-Intendantin Karola Wille. Am Freitag war der offiziell letzte Zeuge geladen: der ehemalige Riverboat-Moderator Carsten Weidling.

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Der Ex-Unterhaltungschef des Senders, Udo Foht, ist unter anderem wegen Betrugs angeklagt. Nun hat die Intendantin ausgesagt. Für sie und den Sender ist der Fall pikant.

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Weidling, 56 und Sohn des DDR-Fernsehmanns O.F. Weidling, lebt aktuell im argentinischen Buenos Aires. Vor seiner Aussage hatte er bereits ein Video bei Facebook hochgeladen, in dem er am Flughafen sitzend der sächsischen Justiz "für den ziemlich bequemen Flug" in die Heimat und das bezahlte Hotel dankt. Tatsächlich ist Weidling für das Gericht eine Art Schlüsselfigur in der Causa Foht. Viele der Anklagepunkte beziehen sich auf das Fernsehformat Wir sind überall, das Weidling mit Fohts Unterstützung entwickeln wollte. Weidling reiste dabei als freischaffender Reporter um die Welt, um ostdeutsche Auswanderer zu besuchen. Für diese Doku-Reihe hatte Foht eigenen Angaben nach immer wieder Geld erbettelt. Laut Anklage landete das Geld zumeist bei der Firma "Just for fun", bei der Weidling angestellt war.

Die Staatsanwaltschaft geht von einer Erpressung aus

Vor Gericht sagte Weidling nun aus, dass es Foht und ihm darum gegangen sei, eine Art Denkfabrik zu bilden, um das Programm des MDR voranzubringen. Er sei "der Kreative" gewesen, der sich um die konkreten Geldflüsse eher nicht gekümmert habe. Mehrere Jahre lang habe er für seine Arbeit als Autor keinen schriftlichen Vertrag gehabt. Foht habe ihn immer wieder vertröstet, er habe aber weiter gearbeitet. "Die Grundannahme war, dass wir etwas entwickeln und Foht einen Weg findet, das beim MDR mit Hilfe einer Produktionsfirma umzusetzen."

Dem Gericht allerdings liegen E-Mails von Weidling an Foht in scharfem Ton vor. Die Staatsanwaltschaft geht daher von einer Erpressung aus. Weidling ist deswegen angeklagt. Sein Prozess soll am 19. April beginnen, ebenfalls am Landgericht Leipzig. Im Zeugenstand sagte Weidling nun, dass er Udo Foht nicht habe erpressen wollen. Wahrscheinlich sei es beim Verfassen mit ihm "durchgegangen" - er habe sich für die Mails bereits entschuldigt und entschuldige sich nochmals. Wenn sein eigener Prozess wie geplant im April beginne, werde er sich dem ebenfalls stellen.

Der Prozess gegen Udo Foht hingegen könnte nun bald enden: In der kommenden Woche werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung voraussichtlich ihre Plädoyers halten.

Mit Material von dpa und epd

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