Twitter:"Wenn man einen Witz falsch erklärt, dann ist er hinüber"

Der Account "Das ist witzig, weil" erklärt Witze auf Twitter. Warum?

Von Aurelie von Blazekovic

Wer sich in den vielfältigen Ironieschichten des Humors auf Twitter zu verlieren droht, kann hier und da schon etwas Hilfe gebrauchen. Die liefert der Account "Das ist witzig, weil". Unter dem Handle @WitzigWeil twittert da jemand staubtrockene Erklärungen für Gags und Wortspiele bekannter und unbekannter User, für Karikaturen und Memes, für Satirebeiträge aus der Titanic-Redaktion. Manchmal arbeitet er oder sie den Witz für die 30 000 Follower erst heraus: Etwa bei einem Tweet der Tagesschau über die angekündigte Präsidentschaftskandidatur von Rapper Kanye West: "Das ist witzig, weil Kanye West als vollkommen unqualifiziert für das Amt des US-Präsidenten eingestuft werden kann, die vorherige Wahl 2016 aber zeigt, dass selbst das kein Hindernis sein muss." Was steckt hinter der Erklärerei im Bürokratenton? Der Betreiber des Accounts legt Wert auf Anonymität, das Interview findet deshalb, wo sonst, in den DMs statt, der Direktnachrichtenfunktion von Twitter. Ein Chatprotokoll.

SZ: @WitzigWeil, warum braucht es Erklärungen dafür, warum Tweets witzig sind?

@WitzigWeil: Ich glaube, eigentlich braucht es diese gar nicht. Und genau das ist der Grund, warum man sie doch so gerne liest.

Wie finden Sie den Humor auf Twitter?

Es gibt vieles Lustiges. Von professionellen Komikern, aber auch von einem Peter Hansen aus Quakenbrück. Vieles hat auch unfreiwilligen Humor, sei es durch unbeabsichtigte Doppeldeutigkeiten oder durch einfaches Ungeschick. Humor auf Twitter ist auch so interessant, weil halt alles in einen Rahmen von 280 Zeichen gepresst werden muss. Wenn man das schafft, ist der Humor gut.

Macht man einen Witz nicht kaputt, wenn man ihn erklärt?

Sowieso. Vielleicht war das anfänglich sogar die Intention hinter @WitzigWeil. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele gute Tweets dadurch nochmal gepusht werden und ihnen ganz andere Räume des Humors geöffnet werden. Ich sag mal, wenn man einen Witz falsch erklärt, dann ist er hinüber. Wenn man es aber geschickt macht, dann ergänzt man ihn, ohne ihm zu schaden.

Warum haben Sie damit überhaupt angefangen?

Musste gerade selbst nachsehen und bin geschockt, dass ich das schon mehr als zwei Jahre mache. Anfänglich eigentlich nur, um etwas Neues auf Twitter zu haben. Soweit ich das überblicken konnte, gab es so einen "Service" auch im Ausland nicht. Ja, und irgendwie hat man sich dann da reingesteigert. Es gab die ersten Retweets von erfolgreichen Twitter-Persönlichkeiten, und dann dachte ich, da geht was. Mal ausprobieren.

Sie sehen das Witzeerklären auf Twitter als Service? Ist das so was wie ein Ehrenamt?

Ja. Mir macht es Spaß, Lustiges auf Twitter zu entdecken und mir eine entsprechende Erklärung zu überlegen. Vereinzelt gab es auch wirklich ernst gemeintes Feedback, dass der Kanal zur Inklusion beiträgt und witzige Tweets Menschen zugänglich macht, denen es sonst schwerfällt, Humor zu verstehen. So kann man das Ganze auch als Service verstehen. Vielleicht nicht immer ernst gemeint.

Haben Sie einen Lieblingswitz? Also, den Sie mal erklärt haben?

Spontan in Erinnerung geblieben ist mir eine meiner ersten Erklärungen: Martin Sonneborn hat mal ein "TRUCK FONALD DUMP"-T-Shirt getragen. Ich habe dann eigentlich nur das Offensichtliche erklärt.

Ich muss fragen: Das ist witzig, weil?

Das ist witzig, weil die Buchstaben vertauscht wurden und da ansonsten "Fuck Donald Trump" stehen würde. Und es ist witzig, weil das eigentlich nur offensichtlich ist und trotzdem ausgesprochen wurde.

Danke. Sie wollen anonym bleiben. Was können Sie trotzdem über sich verraten?

Ich glaube, @WitzigWeil lebt von der Anonymität. Es ist etwas Abstraktes, was einfach da ist. Da ist es egal, welches Geschlecht, Alter und Herkunft man hat. Gute Freunde wissen, wer hinter @WitzigWeil steckt. Und ich hab einen Podcast, in dem ich mich vielleicht hin und wieder mal verplapper. Da der aber keine Reichweite außerhalb meines Bekanntenkreises hat, spielt das keine Rolle. Und wer hat heute keinen Podcast?

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