TV-Kritik: Rolf Eden:Schön muss sie sein - und nackt

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Leidenschaften eines Playboys: Zwei Filme versuchen das Wesen des Lebenskünstlers Rolf Eden zu ergründen - einer davon ist gelungen.

Johannes Boie

Ganz zum Schluss fahren Rolf Eden und Rosa von Praunheim an einen der traurigsten Orte in Berlin. Der alte Mann aus Dahlem, der sich für einen Playboy hält, singt in der Karaokebar Cheers: "Schubidubidu." Dann tappst er ins Freie, denn Praunheim muss weiter, ohne Eden. Und so endet diese Folge der Reihe Durch die Nacht mit... bei Arte.

Eine Nacht mit Rolf Eden und Rosa von Praunheim

Eine Nacht mit Rolf Eden (links) und Rosa von Praunheim.

(Foto: dpa)

Der Film von Hasko Baumann ist eine Enttäuschung. Zum einen, weil die Reihe sonst zum Besseren zählt, was so im deutschen Fernsehen läuft - man denke an Folgen wie die, in der Michel Friedman beim Italiener manisch in der Pasta von Christoph Schlingensief herumrührt ("Schön das Aroma mischen!"). Oder an die Sendung mit Oliver Pocher, der von Moritz Bleibtreu zurechtgestutzt wird ("Provokation allein ist nichts wert"). Zum anderen, weil die Ausgangskonstellation viel mehr Potential hatte als das, was am Ende auf dem Bildschirm läuft.

Beide, Eden und Praunheim, starten auf einer Premiere in die Nacht. Praunheim, 68, Kämpfer der Schwulenbewegung, hat einen nachdenklichen Film über die Stricher vom Bahnhof Zoo gedreht. Eden, 81, ist Protagonist des Films The Big Eden. Diese exzellente Dokumentation von Peter Dörfler, die am 26. Mai ins Kino kommt, hat den alten Mann wieder ins Scheinwerferlicht gestellt und dabei interessante Details über den Berliner mit den vielen Geliebten und sieben Kindern von sieben Frauen zu Tage gefördert: Eden ist Jude, kämpfte in der Einheit von Jitzchak Rabin in Israel gegen Araber. Und während sich seine Kameraden vor Angst in die Hose machten, schwängerte er im Zelt eine Soldatin.

Und: Eden filmte sich und sein Leben jahrzehntelang selber. Die Kamera dokumentiert all seine Leidenschaften und einige seiner Liebschaften. So kommt es, dass man in Dörflers Film drei Mal dasselbe Hotelzimmer im Hotel Concorde La Fayette, Paris, mit Blick auf den Eiffelturm sieht: Erst präsentiert ein nacktes Damenpaar wohl in den Siebzigern seine Brüste, dann eine Liebschaft zehn Jahre später, ebenfalls von Eden gefilmt. Und schließlich ist es der Playboy heute, von Dörfler mit der Kamera begleitet, wie er seiner aktuellen Freundin Brigitte - blond, Mitte 20, schöne Augen - von früher erzählt. Sie hört aufmerksam zu.

Edens alte Filmdokumente sind von einer eigenartigen Leichtigkeit. "Ich bin auf der Île d'Oléron", sagt der junge Mann in seine Kamera, "es ist jetzt Juli, halt, nein August 1978..." Es ist vor allem: egal. Wichtig ist nur, dass die Frau in seinem Arm schön ist. Und nackt.

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