Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Trunken vor Macht

Am harmlosesten sind die Schusseligen, aber auch sie können die Welt ins Wanken bringen - jedenfalls ihre eigene kleine. Gravierender wird es, je skrupelloser die Akteure sind.

Von Fritz Göttler

Von Menschen und Göttern

Gewissensdrama, 3sat, Samstag, 23.40 Uhr

Ein kleiner französischer Film aus Algerien, 2010, von Xavier Beauvois, die Schatten des Kolonialismus sind schon sehr fern. Eine kleine Gruppe Trappistenmönche lebt in einem Kloster im algerischen Atlas-Gebirge, sie sorgen für die Bevölkerung, ärztlich, im Umgang mit den Behörden, spirituell - eine naturverbundene, natürliche Gemeinschaft. Dann tauchen Islamisten auf, verlangen, dass alle Ausländer das Land verlassen, ansonsten droht ihnen der Tod. Eine existenzielle Entscheidung für die Mönche, unter ihnen Lambert Wilson und der greise Michael Lonsdale - er war der Abt in Der Name der Rose -, als heilkundiger, wollmütziger Mönch. Es geht darum, was göttlich ist im Menschen, im Sinne des Psalmverses zu Beginn: "Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie einer der Fürsten zugrunde gehen."

Darling Companion - Ein Hund fürs Leben

Familienfilm, 3sat, Sonntag, 16.50 Uhr

Ein Mann lässt beim Spaziergang, ohne es zu wollen, den Hund seiner Frau weglaufen, eine fatale Weise, eine Ehe aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein Spätwerk von Lawrence Kasdan, 2012, ein Familienfilm mit Kanten. Der Hund heißt Freeway, die Suche nach ihm ist erst mal vergeblich. Gedreht für etwa fünf Millionen Dollar, weil die Stars, Kevin Kline und Diane Keaton, auf ihre gewohnten Gagen verzichteten. Larry Kasdan hat einst für Spielberg und George Lucas die schönsten, intelligentesten Scripts zu Blockbustern mit Indiana Jones und Luke Skywalker geschrieben. Die modernen Blockbuster etablierte später Michael Bay, zum Beispiel mit Armageddon, 1998 (Sat 1, Samstag, 22.35 Uhr), über die Rettung der Welt vor einem gewaltigen Meteor. Mit Bruce Willis, der hier eine Vaterrolle probieren darf.

Casino

Mafiathriller, Servus TV, Samstag, 22.45 Uhr

Robert DeNiro weit weg von New York, im goldenen Westen, 1995, in einem abseitigen Thriller von Martin Scorsese. Er ist Sam Rothstein, genannt Ace, und managt für die Mafia ein Casino in Las Vegas, mit den bewährten, blutigen Mitteln. Explosiv geht es los für Sam, irgendwann verlässt ihn im Laufe des Films die professionelle Kaltschnäuzigkeit, am Ende aber hat er die größten Probleme mit seiner Frau, gespielt von Sharon Stone. In einem Casino in Vegas räumt auch Raymond (Dustin Hoffman) ab, in Rain Man von Barry Levinson. Er macht Station in Vegas, auf dem Heimweg nach Kalifornien, mit seinem Bruder Charlie, gespielt von Tom Cruise. Ein Autoverkäufer, der sich für supersmart hält, und ein hochintelligenter Autist, das war 1988 eine großartige, oscarreife Mischung (Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr).

Geheime Staatsaffären

Politthriller, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Claude Chabrol seziert noch einmal diskret den Charme der französischen Bourgeoisie in diesem Film von 2006, es geht eine Untersuchungsrichterin, gespielt von Isabelle Huppert. Sie ermittelt gegen den Direktor einer großen Firma, wegen Korruption. Huppert ist schnippisch, das gehört bei ihr zum Professionalismus. Von der Trunkenheit der Macht ist im Originaltitel die Rede. Ein klassischer Seniorenkrimi - ein kleines Genre im französischen Kino - ist Action Man - Bankraub fast perfekt, 1967, von Jean Delannoy (3sat, Sonntag, 23.45 Uhr). Der Ex-Ganove Jean Gabin betreibt eine kleine Bar gegenüber einer Bank in der Provinz und kommt auf die Idee, die könnte er noch mal ausrauben, mit einem amerikanischen Freund, gespielt von Robert Stack, der einst den Capone-Jäger Eliot Ness verkörperte.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2020
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