TV-Tipps zum Wochenende:Seelenunheil

Mörderland,Mörderland

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Unterwegs im fremden Süden: Zwei Cops aus der Hauptstadt (v. l. Raúl Arévalo, Javier Gutiérrez) haben es mit Spaniens faschistischer Vergangenheit zu tun.

(Foto: Koch/Tele5)

Das gewöhnliche Leben geht einfach weiter. Die Filmhelden des Fernseh-Wochenendes haben sich davon aber gelöst. Und suchen nach neuer Erdung.

Von Stefan Fischer

21 Gramm

Drame, One, Samstag, 21.45 Uhr

Im Moment seines Todes verliere der Mensch 21 Gramm an Gewicht, sagt der todgeweihte Paul Rivers (Sean Penn) am Ende dieses verstörend traurigen Films von Alejandro González Iñárritu (Regie) und Guillermo Arriaga (Buch). Eine nicht belegte These. Aber wenn man daran glaubt, wäre dies das Gewicht der Seele. Drei Figuren verfolgt der Film - neben Penn sind Naomi Watts und Benicio del Toro zu erleben -, die zwar noch am Leben sind, deren Seele sich aber bereits gelöst zu haben scheint von der körperlichen Hülle, vertrieben von unermesslichem Schmerz. Doch das Leben geht weiter, unbeirrt. Für das Trio ist ein Weg dahin zurück jedoch nicht absehbar. In abgemilderter Form erzählt auch Das Versprechen von einer solchen Existenz. Wobei Detective Black (Jack Nicholson) noch daran glaubt, er könne eine Wunde heilen (ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr).

Mrs. Doubtfire - Das stachelige Kindermädchen

Komödie, Super RTL, Samstag, 20.15 Uhr

Ein Film über die Verführungskünste des Kinos. Daniel, der als Stimmenimitator und Schauspieler arbeitet, muss sich äußerlich in einen anderen Menschen verwandeln - auch mithilfe seines Bruders, eines Maskenbildners -, um weiterhin der sein zu können, der er ist: ein Vater dreier Kinder, der sich nach Kräften um sie kümmert. Auch wenn das mitunter im Chaos endet. Da ein Gericht seiner Ex-Frau das Sorgerecht zugesprochen hat, darf er die Kinder neuerdings nur einmal in der Woche sehen. Das ist ihm zu wenig, und so schleust Daniel sich als ältliche Haushälterin in seine eigene Familie ein. Die geschiedene Frau täuscht sich prompt in ihm. Nur den Kindern kann er nichts vormachen. Am Ende muss wenn schon nicht das Kino, so doch das Fernsehen eingreifen, um Daniels Glück zu retten.

Rogue One: A Star Wars Story

Science Fiction, Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

Dieses intergalaktische Wüten, das George Lucas angezettelt hat, wächst sich längst zu so etwas wie dem Hundertjährigen Krieg des Kinos aus. Er ist in sein fünftes Jahrzehnt eingetreten, ohne dass die Rebellen auf der einen und das Imperium auf der anderen Seite entscheidend vorangekommen wären - auch wenn es mitunter so aussieht, als stünde eine Seite kurz vor dem Ziel. Rogue One nun treibt diesen epischen Konflikt nicht weiter, sondern wühlt sich noch einmal tief hinein in eine bereits geschlagene Schlacht. Der erste Todesstern ist schließlich längst zerstört - aber wie genau Luke Skywalker das seinerzeit gelingen konnte, wird hier entschlüsselt. Es bedarf dafür einer weiteren Heldin, Jyn Erso, die so wurde, wie sie ist, weil man sie traumatisiert und einer gewöhnlichen Kindheit beraubt hat.

Mörderland

Thriller, Tele 5, Samstag, 20.15 Uhr

Francisco Franco ist seit fünf Jahren tot, die faschistische Herrschaft in Spanien beendet. Aber es dauert, bis sich auch die Menschen emanzipieren von dem über Jahrzehnte eingeübten Denken und Verhalten. Alberto Rodriguez' Cop-Thriller von 2015, angesiedelt im Andalusien des Jahres 1980, ist zugleich eine gesellschaftspolitische Studie über ein Land im Wandel. Es geht um Misstrauen und Verrat, um ein schändliches Frauenbild und um den langen Arm der Regierung in Madrid. Ein Jahr später, 2016, hat Kike Maíllo Toro - Pfad der Vergeltung gedreht. Noch eine Spur härter als Mörderland, handelt auch der Film davon, wie schwer es ist, die Vergangenheit abzustreifen und ein neues Leben zu beginnen. Vor allem dann, wenn die Gesetze von Verbrechern gemacht und exekutiert werden (Tele 5, Samstag, 22.20 Uhr).

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