TV-Tipps zum Wochenende:Reifeprozess

Vertigo - Aus dem Reich der Toten

Anfängerfehler: Der Detektiv Scottie (James Stewart) lässt sich mit Judy (Kim Novak) ein – der Frau, die er eigentlich beschatten soll.

(Foto: ARD Degeto/NBC Universal)

Sich auf andere Menschen einzulassen, kann eine Lust sein, aber auch eine Qual. Bei Hitchcock ist es beides - und dann wird es besonders gefährlich.

Von Milan Pavlovic

Elizabeth...

... Das goldene Königreich: Die Geschichte der britischen Königin Elizabeth, die im 16. Jahrhundert eher unerwartet an der Macht blieb, spiegelt in einigen markanten Punkten die Vita ihrer Darstellerin Cate Blanchett. Die Australierin kam früh zu Ruhm, als ihr Spiel noch gar nicht ausgereift war. Es war abenteuerlich, ihr in dem Reifeprozess zu folgen, und in keinem Film sind die Veränderungen prägnanter als in der Rolle, die sie groß machte. Neun Jahre nach Elizabeth ist sie in der Fortsetzung so souverän, wie es von einer Weltführerin zu erwarten wäre. Im Netz der Intrigen von abtrünnigen Landsleuten und Spaniern ist sie alles andere als schutzlos. Nur: Darf sie sich weiterhin so ungeschminkt auf die Ratschläge des charmant-undurchschaubaren Seebären Raleigh (Clive Owen) verlassen? Ein neckisches Treiben beginnt, in dem nicht weniger als die Welt auf dem Spiel steht.

Kostümdrama, Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr

Good Will Hunting

Der halbstarke Will (Matt Damon) hängt mit seinen Kumpels herum (u.a. Ben Affleck), weil er keine Lust hat, sich seinem eigenen Genie zu stellen. Er ist ein Asi mit Niveau, der nicht weiter auffallen möchte, und als er es dann doch tut, weil er schier unmögliche Matheaufgaben löst, weist er erst einmal alle ab. Sein Mädchen (Minnie Driver) schickt er in die Wüste (na gut, Kalifornien), und nur widerwillig lässt er sich darauf ein, einen verwitweten Seelenklempner an sich heranzulassen - um ihn dann gleich übelst zu verletzen. Der notorische Turboblödler Robin Williams bekam für diese stille Rolle einen Oscar, ebenso wie Damon und Affleck für ihr geschicktes Drehbuch. Die zwei beiden waren damals gerade mal 27 beziehungsweise 25 Jahre alt. Sie bescherten Hollywood-Außenseiter Gus Van Sant den einzigen Mainstream-Erfolg seiner Karriere.

Kumpeldramödie, RTL2, Samstag, 20.15 Uhr

Vertigo - aus dem Reich der Toten

Im Grunde ist Ex-Cop Scottie Ferguson selbst schuld, weil er gegen das älteste Gebot des Krimis verstößt und sich mit der Frau einlässt, die er bloß observieren sollte. Er verhält sich berechenbar unprofessionell und muss dafür büßen. Dennoch ergibt sich in diesem dialogarmen, traumhaft eleganten Werk die Chance auf ein Happy End, wenn auch mit einer genreunüblichen Prise Nekrophilie - aber Alfred Hitchcock hielt nichts davon, die Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen. "Das Kino Hitchcocks", schrieb Brigitte Desalm 1999 zum 100. Geburtstag des in England geborenen Meisters - in dem bei Bertz veröffentlichten deutschen Standardwerk über den begnadeten Manipulator - "rotiert zwischen Albtraum und Omnipotenzfantasie, es hat seine Zuschauer so fest am Zügel, dass sie kaum merken, wie sie geführt werden."

Detetektiv-Melodrama, ARD, Samstag, 23.30 Uhr

Hitchcock

In den späten 1950ern konnte niemand Alfred Hitchcock das Wasser reichen. Nur wusste er nichts davon, weil die Amerikaner zu tumb waren, die Qualität seiner Filme sofort zu umreißen. So kam es, behaupten Biografen und dieser Film, dass der Regisseur in der fruchtbarsten Phase seines Schaffens (er hatte gerade Vertigo und Der unsichtbare Dritte abgedreht und arbeitete an Psycho) die furchtbarste Zeit durchmachte. Die stupiden Studioleute verstanden das Killerkonzept von Psycho nicht, und Ehefrau Alma (Helen Mirren) murrte ob der juvenilen Starhascherei ihres Gatten, der allzu offen für Janet Leigh und Vera Miles schwärmte. Die beiden sind spektakulär besetzt mit Scarlett Johansson und Jessica Biel. Anthony Hopkins hingegen bleibt trotz seiner dicken Maske betont hopkinsisch und rührt nie ans Wesen der Titelfigur.

Film-im-Film-Drama, ARD, Nacht zu Montag, 00.05 Uhr

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: