Duplicity
Julia Roberts und Clive Owen, das klingt nach guter Unterhaltung, und das ist es auch; aber Achtung: Duplicity ist ein Antizipationsspiel, und nur wer gewillt ist, sich darauf einzulassen, kann den Film in vollen Zügen genießen - auch wenn das bedeutet, dass man mehrfach genasführt wird. Roberts und Owen, die schon in Hautnah (2004) ein explosives Paar abgaben, nennen sich diesmal Claire und Ray, aber niemand weiß, ob das auch ihre wirklichen Namen sind. Denn die beiden sind Industrie-Spione, vielleicht sogar Doppel- oder Triple-Agenten. Ersteres verrät der Film schnell, weil es nicht sein Clou ist. Tony Gilroy (Michael Clayton) zerbröselt die Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und mit jedem Schritt zurück verändert sich der Blick auf die aktuellen Ereignisse. Eine sehr einprägsame Nebenrolle hat Carrie Preston, die später in The Good Wife glänzte.
Krimikomödie, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr
Paris, Texas
Wim Wenders hatte zwischen 1971 (Summer in the City) und 1987 (Der Himmel über Berlin) einen Lauf wie kein zweiter deutscher Regisseur - inklusive einiger Abstecher nach Amerika. Auch dort warf er sein unbestechliches Auge auf seine Lieblingsspezies: rastlose Männer, die sich selbst im Weg stehen. Travis (Harry Dean Stanton in der Rolle seines Lebens) verschwand lieber in der Wüste, als seine Familie zu belasten. Jetzt kehrt er zurück und sucht seine Frau (Nastassja Kinski). Paris, Texas kollidiert zeitlich mit Volker Schlöndorffs handfester Blechtrommel (RBB, Samstag, 23.45 Uhr). Dafür zeigt der NDR schon um 2.50 Uhr (Nacht zu Sonntag) Wenders' kunstvolle Dokumentation Pina. Immer wieder beschämend, wie deutsche Sender mit deutschen Filmschätzen umgehen. Andererseits muss man wohl dankbar sein, dass sie überhaupt gezeigt werden.
Drama, NDR, Nacht zu Sonntag, 0.30 Uhr
21 Jump Street
Ist schon Bescherung? Mehr als 20 herausragende Filme verballern die Sender an diesem Wochenende, darunter einige legendäre Komödien, von Das Leben des Brian (Tele 5, Samstag, 20.15 Uhr) über Die drei (bzw. vier) Musketiere (3sat, Sonntag, ab 20.15 Uhr) bis zu Fack ju Göhte (Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr). Definitiv noch nicht bekannt genug ist 21 Jump Street: Der Kinoversion der vergleichsweise ernst gemeinten TV-Serie aus den 1980ern (mit Johnny Depp, als Depp noch cool war) ist nichts heilig. Als viel zu auffällige Undercover-Agenten ermitteln Channing Tatum und Jonah Hill an einer drogenverseuchten Highschool und karikieren die Gepflogenheiten Hollywoods mit einer Wonne, die noch gewinnender wird durch die zum Großteil hinreißenden Gags. Wer Gefallen gefunden hat: Die Fortsetzung (22 Jump Street) ist noch närrischer.
Actionkomödie, Vox, Samstag, 22 Uhr
Ein Mann wird gejagt
Genug gelacht jetzt. Dieses Drama aus der Vorhölle Texas nimmt die Spaltung Amerikas vorweg, indem es zeigt, wie Spießer Amok laufen. Als sich in einem Nest herumspricht, dass der gutmütig-naive Bubber, dem fälschlicherweise ein Mord angelastet wird, auf der Flucht in seine Heimat (und zu Jane Fonda) zurückkehrt, erreichen die Gefühle den Siedepunkt. Einige frustrierte und leicht manipulierbare Hysteriker wollen an Bubber (Robert Redford, noch blonder als sonst) ein Exempel statuieren - und da sich der edle Sheriff (Marlon Brando) wehrt, muss auch er leiden. Und wie! Nur wenige Filme bringen einen so in Rage wie The Chase (Originaltitel). Regisseur Arthur Penn lenkt die Zuschauer ähnlich schamlos wie der Rogers-Clan die Dorfhooligans. Das bringt so manchen liberal gesinnten Zuschauer in moralische Nöte.
Drama, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr