Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Magische Momente

Lesezeit: 2 min

Was wäre der Mensch ohne seine Träume: von einer besseren Zukunft, einer anderen Welt oder einer Idee, die die Massen begeistert.

Von Arnold Hohmann

Herbstmilch

Zuerst gab es das gleichnamige Buch der Bäuerin Anna Wimschneider, die darin von ihrem harten Leben in Niederbayern erzählt. Es ist die Geschichte einer Frau, die mit acht Jahren bereits die Verantwortung für den elterlichen Hof und ihre acht Geschwister übernehmen musste. Es ist eine Geschichte von unten, unsentimental geschildert, die Filmemacher sofort aufhorchen lässt. Joseph Vilsmaier hatte bei seiner Verfilmung das Glück, mit Peter Steinbach einen Drehbuchautor zu finden, der bei Edgar Reitz' Heimat bereits gezeigt hatte, wie genau er die Einfachheit der Sprache wiedergeben kann. Das Ergebnis ist die Schilderung von bitterer Armut inmitten ländlicher Idylle und das Porträt einer starken Frau (Dana Vavrova) in schlechten Zeiten. Vilsmaiers Rama Dama über eine Trümmerfrau im Nachkriegsmünchen hat diese Kraft nicht mehr (BR, Samstag, 22.30 Uhr).

Drama, BR, Samstag, 20.15 Uhr

Monster

Ende der 1980er war die Prostituierte Aileen Carol Wuornos als "Monster" bekannt, sie hatte in Florida mehrere ihrer Freier erschossen und wurde 1992 zum Tode verurteilt. Als die Regisseurin Patty Jenkins 2003 das Leben dieses ersten weiblichen Serienkillers verfilmen wollte, engagierte sie für die Titelrolle tollkühn das ehemalige Model Charlize Theron. Der Oscar, den Theron dafür erhielt, ist der Lohn für eine ungewöhnliche Leistung. Nicht für täglich drei Stunden in der Maske, um ihr schönes Gesicht durch fahle Haut, dünne Brauen und falsche Zähne verunstalten zu lassen. Eher schon für ihre Leistung, sich ganz und gar in diese Frau hineinzuversetzen. Hass und Verzweiflung treffen sich da, aber auch ein kurzer Moment der Hoffnung, als sie eine junge Lesbe kennenlernt und auch sie so etwas wie Glück empfindet.

Drama, RTL 2, Nacht zu Sonntag, 0.35 Uhr

Taking Woodstock

Oft kommt es nur auf den Moment an, um Großes zu schaffen. Nehmen wir den jungen Elliot Teichberg, ohne den es 1969 das Woodstock Festival nicht gegeben hätte. Wäre er nicht gerade zu Besuch bei seinen Eltern gewesen, er hätte nicht erfahren, dass im Nachbarort soeben ein Popfestival abgesagt worden war, weil die Bauern dort keine Hippies haben wollten. Teichberg nutzt die Gunst der Stunde und überzeugt die Veranstalter von der Kleinstadt Bethel. Der Rest ist Geschichte. Ang Lees Film erzählt mit leichter Hand vom Entstehen des Mythos und davon, dass alles viel größer wurde als kalkuliert. Dabei liefert er sowohl das Coming-of-Age eines jungen Mannes als auch das Ereignis selbst. Allerdings sieht der Zuschauer nur das, was damals auch die meisten Hippies nur sehen konnten - die Musiker als Stecknadelköpfe in weiter Ferne.

Musikhistorie, Das Erste, Sonntag, 23.35 Uhr

Die Stimme des Mondes

Ein mondsüchtiger Mann lauscht bei seinen Ausflügen geheimnisvollen Stimmen, die aus einem Brunnen zu kommen scheinen. Ein einsamer Ex-Präfekt glaubt an ein Komplott gegen die Menschheit. Das Zentrum dieser Verschwörung liegt offenbar in einer riesigen Diskothek mit furchtbarem Lärmpegel. Federico Fellini klagt auch in seinem letzten Film 1989 über den Verlust der traditionellen kulturellen Werte und hebt an zur Attacke auf die Kommerzialisierung Italiens. Denn wo sonst käme man auf den Gedanken, den Mond mit einem Mähdrescher vom Himmel zu holen. Fellinis finales Kinoereignis basiert zwar auf einem Roman, wirkt aber mehr wie ein Essay mit poetischen Szenen. Zuvor kann man bereits Mondsüchtig werden in Norman Jewisons Liebeskomödie (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr).

Komödie, ARTE, Sonntag, 21.55 Uhr

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Quelle:
SZ vom 19.01.2019
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