Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Befreiungskämpfe

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Alles muss man selbst machen als Filmheld: der Technik trotzen, Revolutionen anzetteln, Schiffe versenken. Besonders schwierig: die Familie ertragen.

Von Stefan Fischer

I, Robot

Der Mensch traut seinen eigenen Schöpfungen nicht über den Weg: Er hat sich nützliche Helfer erfunden für lästige Aufgaben. Diese Roboter backen in der nahen Zukunft des Jahres 2035 Kuchen oder tragen ihren Besitzern vergessene Geldbörsen nach. Aber da ist die Furcht, dass diese Maschinen nicht bloß willenlos Befehle ausführen, sondern eine eigene Agenda verfolgen, die in Widerstand und Rebellion münden könnte. Auch steht ein Roboter im Verdacht, einen Menschen ermordet zu haben. Del Spooner (Will Smith) ermittelt in dem Fall, und das Misstrauen ist tief eingegraben in die Psyche dieses Polizisten. Sie trägt Züge einer Paranoia, die ihren Ursprung kurioserweise in einem Unfall hat, bei dem ein Roboter ihm das Leben gerettet hat. Letztlich kämpft Spooner dagegen an, dass in einer automatisierten Welt die Gefühle und die Träume verloren gehen.

Science Fiction, Sat 1, Samstag 22.35 Uhr

Radio Rock Revolution

Piraterie war in den Sechzigern nicht mehr zwingend eine blutige Angelegenheit, statt mit Kanonkugeln wurde mit Gitarrenriffs geballert, als Enterhaken dienten libertäre Songtexte. Es ist eine Art Befreiungskampf, den Richard Curtis lustvoll und partyselig in Szene setzt mit Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy, Rhys Ifans: Weil die BBC sich den Rockbands der Zeit noch verweigerte und eine Lizenz für eine Radiostation nicht zu bekommen war, kaperten Piratensender illegal von Booten aus internationalen Gewässern aus die britische Jugend. Noch eine Männer-WG auf hoher See: Master and Commander von Peter Weir. Während der Napoleonischen Kriege beharkt sich das britische Kriegsschiff HMS Surprise mit der französischen Acheron. Wobei sich der britische Kapitän Aubrey einer List bedient (Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr).

Komödie, Tele 5, Samstag 20.15 Uhr

Winter's Bone

Eine Geschichte aus den Hinterhöfen Amerikas. Jennifer Lawrence spielt eine Jugendliche im Süden Missouris, die sich um die beiden jüngeren Geschwister kümmern muss, weil die Mutter zu apathisch und der Vater, ein Crystal-Meth-Kocher, zu unzuverlässig ist. Aktuell ist er sogar seit Wochen verschwunden - wenn er nicht zu einem Gerichtstermin erscheint, verliert er Haus und Grund, die er verpfändet hat. Also sucht Ree ihn, obwohl das in ihrem Clan auf Missfallen stößt. Einige Leute in ihrer Familie wollen offenbar nicht, dass das Mädchen ihren Vater findet. Auf zwei Ebenen erzählt Sam Mendes in Road to Perdition von Vater-Sohn-Beziehungen - im Zentrum steht Michael Sullivan (Tom Hanks), ein Handlanger der Mafia, den seine Bluts- und Wahlverwandtschaften in einen tödlichen Konflikt treiben (Servus TV, Samstag, 22.45 Uhr).

Drama, 3 Sat, Samstag 23.35 Uhr

La La Land

Zwei junge Menschen kommen nach Los Angeles, in die Stadt, die eine reale und eine traumwandlerische Seite hat. Sie will Schauspielerin werden, er ist Jazzpianist, zusammen hoffen sie auf eine Zukunft im weltfremden Lalaland Hollywood. Damien Chazelle erzählt davon mit der eigenwilligen Logik des Musicals, er friert die Realität ein, um Momente des Irrealen zu schaffen. Eine präzise Choreografie, die von Spontaneität und Freiheit erzählt. Am anderen Ende des Kontinents neu in der Stadt ist Holly Golightly (Audrey Hepburn). Sie erobert New York mit einer Chuzpe, die vor allem Männer erst einmal abschreckt in Frühstück bei Tiffany. Was sie verkennen: Das ist nur die Tarnung ihrer Unsicherheit. Tatsächlich souverän wird sie, als sie lernt, den Schein vom Sein zu unterscheiden (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr).

Musicalfilm, Sixx, Sonntag 20.15 Uhr

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SZ vom 12.09.2020
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