Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Augenkontakt

Lesezeit: 2 min

Manchmal hängt alles an den Schauspielern: Amy Adams, Melissa McCarthy, Sandra Bullock und August Diehl kann man dabei zusehen, wie sie ganze Filme schultern.

Von Christoph Gröner

Arrival

RTL, Sonntag, 20.15 Uhr

Dennis Villeneuve hat als Kanadier in Hollywood große Stoffe der Science Fiction neu verfilmt, vor kurzem Blade Runner und nun Dune. In Arrival, einem vertrackten Originalstoff von Eric Heisserer, ist es ihm bislang am besten gelungen, seine irren Ambitionen auf der Leinwand auszudrücken. Elliptische Flugobjekte tauchen auf der Erde auf, stehen still in der Landschaft. Die Politik ist ratlos, die Risse zwischen den Weltmächten vertiefen sich. Eine Sprachenforscherin versucht das Rätsel der Ankömmlinge zu entschlüsseln, und damit auch das ihrer eigenen Existenz. Amy Adams spielt diese Rolle brillant, die Kamera von Bradford Young wechselt mühelos die Perspektiven und hebelt dabei die Schwerkraft aus. Am Ende nimmt sich Arrival noch mehr vor: eine politisch nachhallende Allegorie zu schaffen.

Elysium

RTL, Sonntag, 22.30 Uhr

Neill Blomkamp findet im gesellschaftlichen Zerfall seine Kinoideen und verdichtet den zunehmenden Abstand zwischen Arm und Reich in Visionen von gesellschaftlichen Müllhalden und abgegrenzten Inseln der Eliten. Der Südafrikaner schafft stets visuelle Townships. In Elysium besetzte er Matt Damon als verstrahlten Arbeiter, dem wenige Tage bleiben, um in eine Raumstation einzubrechen und dort geheilt zu werden. Die spektakulären Actionsequenzen gestaltete Blomkamps langjähriger Kameramann Trent Opaloch, der auch die Bilder für die neuesten Marvel-Verfilmungen verantwortet. Und der Regisseur hat sich mit eigenem Mini-Studio darauf verlegt, die Blockbuster-Technologie zu demokratisieren und digitale Schauspieler zu erwecken (zu sehen im Internet in vielen Kurzfilmen, etwa in Adam: Episode 3 von Oats Studios).

Der junge Karl Marx

One, Samstag, 18.25 Uhr

August Diehl sorgt gerade in Cannes für Furore, in Ein verborgenes Leben, als Österreicher, der den Nazis den Kriegsdienst verweigert. Terrence Malick hat mit dem Deutschen endlich wieder den richtigen Darsteller für seine existenziellen Fragen gefunden. Er hält die Kamera immerzu auf Diehls Gesicht, diese Augen, die stets Innerlichkeit, Intelligenz und Zerrissenheit spiegeln. Deswegen besetzte ihn auch Raoul Peck als Karl Marx in der opulenten Film-Biografie von 2017, die ganz von der Präsenz des Schauspielers lebt. In einer knalligen, wenn auch sehr kurzen Rolle aus der Anfangszeit seiner Karriere kann man Diehl im Horror-Thriller Anatomie 2 sehen. Davor läuft Anatomie, er bescherte dem deutschen Genre-Kino einen der raren kommerziellen Erfolge in den 2000ern (Tele 5, Samstag, 22.25 Uhr und Nacht zu Sonntag, 0.25 Uhr).

Taffe Mädels

Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr

Paul Feig ist ein verlässlicher Lieferant zugleich derber wie origineller Komödien, dabei setzt er weibliche Hollywood-Stars in wunderbar unangenehmen Rollen in Szene. Wie schon in Brautalarm reihen sich die Fremdschäm-Momente nahtlos aneinander, Klischees werden lustvoll ausgelotet, und die Chemie zwischen der stets schmerzfrei agierenden Melissa McCarthy als Lokalpolizistin und einer sichtlich um Fassung ringenden, zynischen Sandra Bullock als FBI-Agentin macht den Film zu einer außergewöhnlichen Buddy-Komödie. In den 1980ern waren solche Figurenkonstellationen fast ausschließlich ein Fall für männliche Duos, und selten so gut wie in Nur 48 Stunden (Servus TV, Samstag, 22.30 Uhr). Walter Hill inszenierte die Reibungsflächen zwischen einem ewig brabbelnden Eddie Murphy und dem bärbeißigen Nick Nolte auf der Suche nach einem Killer.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2019
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