Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Albträume

Wem kann man trauen - die eigene Person eingeschlossen? Das erforschen die Fernsehfilme des Wochenendes zwischen Politik und natürlich Liebe.

Von Stefan Fischer

State of Play - Stand ...

... der Dinge: Zehn Jahre ist der Film des Regisseurs Kevin Macdonald alt, die Lage hat sich seither noch einmal zugespitzt. Russell Crowe spielt einen Reporter, der für journalistische Ethik eintritt und für Faktentreue. Helen Mirren als seine Chefin hält ihm entgegen: "Die wirkliche Story ist der Untergang dieser Zeitung." Sie fordert mehr Erregung, mehr von dem, was heute vor allem in sozialen Netzwerken ventiliert wird. Damit lässt sich durchaus auch missliebige Politik sanktionieren, nur den großen Schweinereien kommt man damit nicht auf die Schliche. Eine solche liegt hier vor: Es geht um die Privatisierung von staatlichen Sicherheitsaufgaben und eine damit einhergehende Verschwörung, um dieses Ziel zu erreichen. Unlautere Absichten hat auch ein Crewmitglied der Raumfähre Legacy im Disney-Abenteuer Der Schatzplanet (Disney, Samstag, 21.50 Uhr).

Politthriller, Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr

Zerrissene ...

... Umarmungen: Eine Liebe, die den Tod überdauert. Wieder hat der Regisseur Pedro Almodóvar mit Penélope Cruz gedreht, sie spielt die gelangweilte Frau eines reichen Mannes, die gerne Schauspielerin wäre. Also finanziert er ihr einen Film - und, was er nicht ahnt: ein neues Leben. Sie verliebt sich in den Regisseur des Films, für ihn ist sie die Frau seines Lebens. Doch die beiden haben einen Autounfall, sie stirbt, er erblindet. Was das für die Liebe und fürs Filmemachen bedeutet, wenn die Bilder nur aus Erinnerungen bestehen, spielt Almodóvar eindringlich durch in seinem Film, der mit einer ganzen Reihe von Genres anbandelt. Nicht das Augenlicht, sondern sein Gedächtnis verliert ein Wissenschaftler (Liam Neeson) in Unknown Identity. Und wird darüber auch für andere zu einem Fremden (RTL 2, Sonntag, 20.15 Uhr).

Melodram, One, Samstag 22.10 Uhr

Carol

In Andeutungen anstelle expliziter Szenen erzählt Todd Haynes von einer gefährlichen Romanze: der zwischen zwei Frauen, gespielt von Rooney Mara und Cate Blanchett - es sind die 1950er, die durchaus verrucht waren, aber doch sehr stark überlagert von einer tief verwurzelten Spießigkeit. Im selben Jahrzehnt ist auch die Tragikomödie Mona Lisas Lächeln angesiedelt, auch der Regisseur Mike Newell erzählt gemeinsam mit seiner Hauptdarstellerin Julia Roberts eine Geschichte von weiblicher Selbstfindung und Emanzipation. Hier ist es eine Lehrerin, die ihre Schülerinnen ermutigt, nicht als Hausfrauen zu enden (Sixx, Sonntag, 20.15 Uhr). Ein Jahrzehnt später arbeiten Frauen dann in der Komödie We want Sex (mit Sally Hawkins) - der Kampf um Geschlechtergerechtigkeit steckt aber noch in den Anfängen (SWR, Sonntag, 22.50 Uhr).

Melodram, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Die Insel der ...

... besonderen Kinder: Die Albtraumwelten des Regisseurs Tim Burton inspirieren den Schriftsteller Ransom Riggs - und dessen Buch Miss Peregrine's Home for Peculiar Children hat Burton wiederum vor drei Jahren verfilmt. Ein Kinderheim in Wales, 1943, mit jungen Bewohnern, die sich von den meisten Altersgenossen deutlich unterscheiden. Die Wirklichkeit des Zweiten Weltkriegs wird in eine fantastische Parallelrealität transferiert, die Bilder kreiert für die seelische Bedrückung der Heranwachsenden. Mit den Augen eines Kindes auf die Welt zu blicken, gestattet sich auch Steven Spielberg regelmäßig. Ebenfalls 2016 hat er Roald Dahls Sophiechen und der Riese verfilmt. Auch BFG - Big Friendly Giant bannt Ängste; hier ist die offenkundige Bedrohung nur eine scheinbare (Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr). #

Fantasy, Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

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Quelle:
SZ vom 23.11.2019
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