Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Feiertag:Krieger und Clowns

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Alles ist in Unordnung: das einzelne Leben wie auch die komplette Gesellschaft. Die Filme im TV-Programm erfreuen sich an diesem Chaos.

Von Stefan Fischer

Zusammen ist man ...

... weniger allein: Drei lebensuntüchtige junge Menschen geraten zueinander - was das Chaos im Leben eines jeden erst einmal vergrößert. Bis sie sich trauen, ernsthafte Beziehungen einzugehen. Die charmante Ménage-à-trois von Claude Berri weitet sich zwischendurch sogar zum Quartett. Mit ihr beginnt eine kleine Reise durch das französische Kino: Im Anschluss läuft La Mélodie - Der Klang von Paris, die Geschichte eines Geigenlehrers an einer Problemschule, mit einem ganz zurückgenommenen Kad Merad (Servus TV, Donnerstag, 22.05 Uhr). Zu sehen ist er auch in der großartigen Komödie Willkommen bei den Sch'tis (MDR, Nacht zu Samstag, 2.05 Uhr). Dazu zweimal Jean Gabin, in Kommissar Maigret stellt eine Falle und Maigret kennt kein Erbarmen (One, Freitag, 21 Uhr und 22.55 Uhr) sowie ein Krimi Bertrand Taverniers: Der Lockvogel (Arte, Nacht zu Samstag, 0.15 Uhr).

Romantische Komödie, Servus TV, Donnerstag, 20.15 Uhr

Die rote Schildkröte

Das amerikanische Kino dominiert den Animationsfilm, Frankreich, Belgien und Japan haben ihre eigenen starken Traditionen. In dieser Gemeinschaftsproduktion aus diesen drei Ländern strandet ein junger Mann auf einer einsamen Insel - und sieht sich mit einer merkwürdigen roten Schildkröte konfrontiert, die ihn daran hindert, die Insel wieder zu verlassen. Eine fantastische, poetische Geschichte, in welcher der Eremit wider Willen ein paar seiner Grundannahmen überdenken muss. Merkwürdige Tiere begegnen einem auch in dem Animationskracher Ice Age. An ihrem angestammten Fleck Erde zu verweilen würde sie das Leben kosten. Also beginnen sie eine rasende Flucht, als Zweckgemeinschaft mit reichlich Konfliktpotenzial - bis jeder über den Schatten seines Egos springt (Kabel 1, Donnerstag, 20.15 Uhr).

Zeichentrick, Pro Sieben Maxx, Freitag, 20.15 Uhr

Godd Morning, Vietnam

Ihren Konflikt der konservativen Mehrheitsgesellschaft, die an den Hebeln der Macht sitzt, und einer Jugend, die den amerikanischen Traum anders deutet für sich, exportieren die USA in den 1960ern bis nach Vietnam. Wo er sich in der verschärften Situation des Krieges zuspitzt und entzündet an der Figur des Radiomoderators Adrian Cronauer - es ist seine Geschichte, Cronauer selbst hat mitgeschrieben am Drehbuch. In Barry Levinsons filmischer Fiktionalisierung von 1987 verkörpert ihn Robin Williams. Der junge DJ spielt im Soldatensender AFN Rock 'n' Roll, er hat überdies ein schnoddriges Mundwerk. Das nehmen ihm höhere Militärs übel. Er soll die Truppe erheitern, und weil er es tut, fürchten sie eine Einbuße an Kampfmoral und Disziplin. Auch in diesem Punkt sind sie also ratlos und unentschlossen - und gnadenlos.

Kriegsfilm, Kabel 1, Nacht zu Samstag, 0.15 Uhr

Es

Ein Amerika in Unordnung zeichnet auch Stephen King penibel, in seinem wohl berühmtesten Roman Es. Der spielt in den 1950ern, die Handlung muss nicht bis nach Asien ausgreifen, um das gesellschaftliche Dilemma kenntlich zu machen; sie konzentriert sich im Kleinstädtischen der Neuenglandstaaten. Junge Mädchen, Schwule, Schwarze - niemand ist sicher vor denen, die sich für überlegen halten, für unantastbar. Die Angst der sieben Heranwachsenden, die im Zentrum auch von Andrés Muschiettis Neuverfilmung (2017) stehen, ist die vor der Erwachsenenwelt, dem eigenen Erwachsenenwerden. Muschietti hat die Handlung in die 1980er verlegt, und er hat den Horror der Vorlage reduziert, um sich stärker auf das Teenagerdrama und die Verrohung der Sitten zu konzentrieren - kluge Entscheidungen.

Horror, Pro Sieben, Freitag, 20.15 Uhr

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SZ vom 30.04.2020
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