TV-Tipps zu Weihnachten:Stunde der Engel

TV-Tipps zu Weihnachten: Arbeitet als Haushälterin, jedoch gänzlich ohne Talent dazu: Cinzia (Sophia Loren) bringt Tom (Cary Grant) seinen Morgenkaffee.

Arbeitet als Haushälterin, jedoch gänzlich ohne Talent dazu: Cinzia (Sophia Loren) bringt Tom (Cary Grant) seinen Morgenkaffee.

(Foto: Paramount Pictures)

Die Würde des Menschen gerät im Kino oft genug unter die Räder - damit sie schließlich umso eindringlicher gerettet werden kann.

Von Harald Hordych

Hausboot

Arte, Heiligabend, 20.15 Uhr

Am Heiligen Abend sollte man nur in begründeten Ausnahmefällen schon um 20.15 Uhr den Fernseher einschalten: Dieser Klassiker aus dem Jahre 1958 ist so ein Sonderfall. Die Besetzung des ewigen stilvollen Womanizers Cary Grant als überforderter Witwer mit seinen drei kleinen Kindern und der ewigen stilvollen Schönheit Sophia Loren als überforderter Haushälterin, die alles kann, außer im Haushalt arbeiten, aber ein Herz aus Gold hat, ist neben dem oscarnominierten Drehbuch ein Garant für diesen anrührenden wie komischen Film. Das ist umso bemerkenswerter, weil der schwer in die Loren verliebte Grant den Film benutzen wollte, um eine Affäre mit der Diva wieder aufleben zu lassen. Die Loren heiratete aber während der Dreharbeiten - und zwar nicht Grant. Die Spannungen merkt man dem Film nicht an.

Ist das Leben nicht schön

Servus TV, Heiligabend, 22.45 Uhr

Für Leute, die noch analoge Aufbewahrungsorte für Filme ihr Eigen nennen: Ja, dieser Film gehört in das Spezialregal für Pflicht-Weihnachtsfilme, die alle sehen müssen. Und alle werden beim Knuspern der Plätzchen mit ihren Tränen den Zuckerguss auflösen. Frank Capra, der von kleinen Leuten mit Pathos und mit großer menschlicher Würde, aber auch mit sehr viel Humor erzählte, sei Dank: Die Geschichte des unglücklichen George Bailey, der sich in der Weihnachtsnacht von einer Brücke stürzen will, ist eine tragikomische Verbeugung vor Menschen, die Gutes schaffen wollen und dabei eben manchmal Fehler machen. Gerade als Bailey springen will, taucht ein Engel auf und zeigt ihm, wie es ohne ihn in seinem Städtchen weitergehen würde. Paraderolle für James Stewart, Glanzstunde für Engel, die aussehen, als ob sie in einer Bank arbeiten.

Die Verurteilten

Kabel 1, Erster Feiertag, 20.15 Uhr

Die mitunter fragwürdigen, deshalb aber nicht minder oft nachgefragten Listen der besten Filme aller Zeiten sind voll mit Titeln, die schon filminteressierte Zwölfjährige im Schlaf aufsagen können - aber unter den ersten zehn befindet sich regelmäßig einer, von dem viele Leute noch nie etwas gehört haben: Grusel- und Spannungsweltmeister Stephen King bewegt sich in seiner Vorlage abseits der Friedhöfe und des Horrors heimgesuchter Kleinstädte und konzentriert sich diesmal auf die normalen Monster der menschlichen Gesellschaft. In dem Film von Frank Darabont entwickelt sich ein packendes, psychologisch meisterhaft entworfenes Gefängnisdrama. Mit grandios aufspielenden Darstellern wie Morgan Freeman und dem latent unterschätzten Tim Robbins als unschuldig wegen Mordes verurteiltem Banker. Klug, spannend, eindringlich.

Balduin der Trockenschwimmer

Kabel 1, Zweiter Feiertag, 6.45 Uhr

Der Besinnlichkeitsdruck ist in diesen festlichen Tagen hoch, da ist ein Ventil willkommen: Am zweiten Weihnachtsfeiertag holt Kabel 1 in aller Frühe die Lach-dich-wieder-frei-Keule raus in Gestalt dreier Filme von Louis de Funès: Auf Balduin der Trockenschwimmer folgt sein bestes Werk, das Antikriegsspektakel Die große Sause (6.45 Uhr). Die Reihe endet schließlich mit Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (9.05 Uhr). Wer lustige Reihen schätzt, sollte erwägen, kurz vor dem Kohlkopf-Ende zum Hessischen Rundfunk zu wechseln. Dort laufen Filme mit dem streitbaren katholischen Pfarrer Don Camillo und dessen Widersacher, dem kommunistischen Bürgermeister Peppone. Die große Schlacht des Don Camillo (10.35 Uhr) eröffnet den Reigen, es folgt Hochwürden Don Camillo (12.10 Uhr). Der BR übernimmt um 13.30 Uhr mit Genosse Don Camillo.

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