Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zu  Ostern:Falsche  Pferde

Lesezeit: 2 min

Viele Kerzen, eine wundersame Auferstehung und statt dem Osterhasen ein Killerkaninchen: unsere Fernseh-Empfehlungen.

Von Tobias Obermeier

Barry Lyndon

Stanley Kubrick hat die Öffentlichkeit gescheut. Informationen aus erster Hand zu seinen Filmen sind rar. Auf die Frage, warum er ein Buch aus dem 19. Jahrhundert verfilme, antwortete er lapidar: "Der Roman hat mir gefallen. Das ist alles, was ich sagen kann." Das Ergebnis ist ein visuell beeindruckendes Werk, das neue Maßstäbe in der Kameratechnik gesetzt hat. In distanziert schönen Bildern, die wie gemalt wirken, erzählt Kubrick die Aufsteigergeschichte des zum Scheitern verurteilten Barry Lyndon. Er orientiert sich dabei an den Gemälden von William Hogarth, um die barocke Farbenpracht seiner Geschichte zu inszenieren. Sein Einsatz von Unmengen Kerzen als einziger Lichtquelle ist legendär, aufgenommen mit einem für die Nasa entwickelten Objektiv. Für den einflussreichen Filmkritiker Roger Ebert war Barry Lyndon einer der schönsten je gedrehten Filme.

Historiendrama, ARTE, Ostersonntag, 20.15 Uhr

Zeit des Erwachens

Robert De Niro gilt als einer der profiliertesten Darsteller des Method Acting - eine spezielle Technik, bei der die Schauspieler emotional völlig in ihrer Figur aufgehen. Diese Technik kommt wohl selten so stark zu tragen wie in Penny Marshalls Film. De Niro spielt einen Patienten, der von einem Arzt (Robin Williams) mithilfe eines neuen Medikaments nach einem dreißigjährigen Wachkoma ins Leben zurückgeholt wird. Der Film basiert auf dem 1973 veröffentlichten Sachbuch Awakenings des Neurologen Oliver Sacks. In dem Buch beschreibt er seine Behandlungen von Patienten, die an einer infektiösen Schlafkrankheit litten. Sacks begleitete den Dreh und war völlig verblüfft davon, wie intensiv und bewegend De Niro den Lebensschock eines Menschen spielt, der als Kind einschlief und als Erwachsener wieder erwacht.

Psychodrama, 3SAT, Karsamstag, 22.45 Uhr

Die Ritter der...

... Kokosnuss: Budgetnot macht erfinderisch. Wenn das Geld für echte Pferde fehlt, wird einfach so getan, als gäbe es welche. Mehr als zwei halbe Kokosnussschalen für das Hufgeklapper braucht es dafür nicht. Vor allem nicht im anarchischen Humoruniversum der Komikergruppe Monty Python, die sich als König Artus und Ritter der Tafelrunde auf die Suche nach dem Heiligen Gral begeben. Sie treffen auf eine Burg voller verführerischer Frauen, revolutionäre Bauern, Killerkaninchen und den Wächter der Brücke des Todes. Unzählige Kollateralschäden bleiben auf der Strecke, bevor Artus am Ende ohne Gral von der Polizei verhaftet wird. Der surreale Humor zeigt sich hier noch in einzelnen, unabhängigen Sketchen - im Gegensatz zur späteren Jesusparodie Das Leben des Brian. Die gibt's am Karsamstag um 20.15 Uhr ebenfalls auf RTL 2 zu sehen.

Parodie, RTL 2, Karsamstag, 22.05 Uhr

The Nice Guys - ...

... Nett war gestern!: Ungleicher könnte das Duo nicht sein, das im Los Angeles der 1970er aufeinandertrifft. Healy (Russell Crowe) ist Privatdetektiv, March (Ryan Gosling) sorgt dafür, dass Leute nicht gefunden werden - vor allem nicht von windigen Detektiven. Als Healy ein junges Mädchen sucht, ist March es, der ihn davon abhalten soll. Zwei auf Healy angesetzte Killer zwingen sie schließlich zur Zusammenarbeit. Wie in dem grandios aberwitzigen Kiss Kiss Bang Bang und den Drehbüchern zur Lethal Weapon-Reihe setzt der Regisseur Shane Black ganz auch das Prinzip Buddy-Movie. Harte Fäuste treffen auf Discomusik, Ökoaktivismus und Porno Chic mit pastellfarbenen Anzügen und übergroßen Hemdkragen. Eine Parodie mit Film-Noir-Anleihen, die Handlung tritt in den Hintergrund. Hauptsache, es knallt.

Actionkomödie, VOX, Ostermontag, 22.05 Uhr

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SZ vom 11.04.2020
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