Süddeutsche Zeitung

Spielfilmtipps zu Weihnachten:Größer als das Leben

"Cleopatra", "Die Feuerzangenbowle", "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" und "Die Tribute von Panem": die Filmtipps zum Fest.

Von Harald Hordych

Cleopatra

Monumentalfilm-Action, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Kino soll bigger than life sein? Bitteschön: Cleopatra und Julius Cäsar, das allein ist schon eine monumentale Liebesgeschichte, aber der Film wird nach Cäsars Ermordung zum Sittengemälde voller Intrigen, Schlachten und Aufmärsche um das neue tragische Liebespaar Cleopatra (Elizabeth Taylor) und Marc Anton (Richard Burton). Allein die Entstehungsgeschichte dieser erst 1996 rekonstruierten vierstündigen Fassung mit wechselnden Regisseuren, neun Monaten Drehzeit, explodierenden Produktionskosten, die Cleopatra bis 2009 (Avatar) zum teuersten Werk der Filmgeschichte machte, wäre einen (monumentalen) Film wert. Kitsch, Glamour, Oberfläche? Wer sehen will, warum Regisseure davon träumen, weniger Computer einzusetzen, der sollte Szenen nicht verpassen, an denen 10 000 Statisten mitgewirkt haben.

Die Feuerzangenbowle

Schulkomödie, Das Erste, Samstag, 21.45 Uhr

Manches mag gegen diesen Film sprechen, 1944, das Jahr der Veröffentlichung zum Beispiel, und vielleicht auch der Star, Heinz Rühmann, der immer ein Liebling des Nazi-Regimes war. Ein Propagandafilm, ein das Regime verherrlichendes Werk aber ist Die Feuerzangenbowle nicht. Der große Komödiant Rühmann, Pfiffikus und Charmeur, musste diesen Film gegen das Verbot des Reichserziehungsministers bei Hitler durchsetzen, weil der Minister die Autorität der Schule gefährdet sah. Schließlich müssen die schrulligen Pauker Streich um Streich über sich ergehen lassen. Rühmann spielt einen erfolgreichen Schriftsteller, der nie eine Schule besucht hat und sich als Pennäler ausgibt. Und er übertrifft sich selbst als Lehrerparodist, wobei ihm und dem glänzenden Ensemble der Dialogwitz der politisch unverdächtigen Vorlage von Heinrich Spoerl von 1933 sehr entgegenkommt.

Der Mann, der Liberty Valance erschoss

Edelwestern, HR, Sonntag, 23.35 Uhr

John Fords Abrechnung mit den Mythen des Westens ist eine Feier dieser Mythen. Erzählt wird, in historischem Schwarz-Weiß, obwohl doch 1962 längst der Farbfilm die Leinwand beherrschte, die Geschichte des Senators Ransom Stoddard (James Stewart), der in jenes winzige, einst wilde Städtchen zurückkehrt, in das er als junger, idealistischer Rechtsanwalt gekommen war, bewaffnet nicht mit Pistolen, sondern mit Büchern. Doch auch der sanfte Stoddard muss erkennen, dass selbst die friedlichste Botschaft nicht auf Gewalt verzichten kann. Ford erzählt das so zurückhaltend wie konzentriert, mehr Kammerspiel als Westernbühne, mit großen Stars an der Seite von Stewart: John Wayne als hartem Burschen, der nur sich selbst vertraut, und Lee Marvin als dem unübertroffen gemeinen Liberty Valance.

Die Tribute von Panem

Science-Fiction, Pro Sieben, Montag, 12.35 Uhr

Spannungsgeladene Action, Science-Fiction-Drama in einer diktatorischen Gesellschaft und jugendlicher Darstellungszauber - Die Tribute von Panem machen es einem leicht, sich von der Geschichte um moderne tödliche Gladiatorenkämpfe fesseln zu lassen. Das Erstaunliche: Dieser Start einer vierteiligen Filmreihe (Romanvorlage: Suzanne Collins) ist einer der ersten Filme, bei denen eine Frau dem Mann an ihrer Seite im Kampf ums Überleben klar überlegen ist, Jahre vor den Solo-Superheldinnen. Jennifer Lawrence als Bogenschützin Katniss und ihr männliches Pendant Peeta Mellark (Josh Hutcherson) sind ein ungewöhnliches Paar: Stärke und Schwäche werden im Verhältnis von Frau und Mann neu ausbalanciert - ohne verkopfte Dialoge. Es ist immer wieder eine Freude, sich von diesem Spiel der Geschlechter aufs Neue berühren zu lassen.

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