Die Entdeckung der Unendlichkeit
Filmbiografie, RBB, Donnerstag, 20.15 Uhr
Die Geschichte von Stephen Hawking, dem genialen Astrophysiker und Kosmologen, der an ALS (amyotrophe Lateralsklerose) litt, auf den Rollstuhl angewiesen war – zwei Jahre gaben ihm die Ärzte bei der ersten Diagnose –, sich am Ende kaum bewegen und nicht mal mehr sprechen konnte. Eine bittere Ironie – einer, der sich geistig in der grenzenlosen Weite des Weltalls bewegt und zur physischen Immobilität verdammt ist. Ein Film über die Vermählung von Raum und Zeit. Eddie Redmayne spielt Hawking ganz diskret, er beginnt als wuschelhaariger Cambridge-Student und gleicht sich nach und nach dem ikonischen Bild des verkrümmten Hawking an, der sein Lächeln nie zu verlieren scheint. Regisseur James Marsh hat mit Dokumentarfilmen angefangen über den Trickfilmer Jan Švankmajer, Elvis Presley, John Cale und über Philippe Petit, der 1974 auf einem Hochseil zwischen den Twin Towers tänzelte.
Malignant
Horror, Pro Sieben, Freitag, 23 Uhr
Halloween ist dieses Jahr im Fernsehen eher horrorfrei, dafür gibt es am Abend danach, an Allerheiligen, ein Doppel-Programm mit dem jungen Horrormeister James Wan – unglaublich, mit welch fantasievoller Lust und fröhlicher Springlebendigkeit dieser Junge seine schrecklichen Szenen einrichtet und filmt. Malignant ist ein grimmiges, brutales Märchen über ein Mädchen und seinen Zwilling, sie sind miteinander physisch auf fiese Weise verbunden, er ist bösartig wie ein Krebs, eine Geschwulst. Danach, von James Wan produziert: Conjuring 3: Im Banne des Teufels (2021, Regie: Michael Chaves; bei den ersten zwei Conjuring-Filmen hatte Wan selbst auch Regie geführt). Ein weiterer Fall aus der Arbeit der Dämonologen Ed und Lorraine Warren, mit spießigem Charme gespielt von Patrick Wilson und Vera Farmiga, die Geisteraustreibung als Wissenschaft betreiben.
Wir sind keine Engel
Komödie, Arte, Freitag, 14.15 Uhr
Weihnachten an Allerheiligen. Drei Sträflinge sind an ebendiesem Festtag von der Teufelsinsel geflohen und treiben sich nun in Französisch-Guyana herum (wo Leute im Sträflingsanzug im Freigang nicht weiter auffallen). Sie wollen einer braven bürgerlichen Familie das Dach abdichten und müssen erkennen, dass hier noch einiges mehr reparaturbedürftig ist – im geschäftlichen wie im menschlichen Bereich. Die drei – Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray – geben sich robust und entschlossen, aber sie haben Manieren und Kultur und Sensibilität: „Ja, wir wollen ihnen die Kehle durchschneiden und sie ausrauben, aber erst nach dem Abwasch ...“ Der vierte im Bunde sorgt fürs Happy-End, die kleine bunte Giftschlange Adolphe. Ein prächtiger Feelgoodfilm! Regisseur Michael Curtiz war manisch-depressiv und äußerte immer wieder, so erzählt der Filmhistoriker Kingsley Canham, seine Verachtung für Leute, die arbeiten, um zu leben, statt leben, um zu arbeiten.
Mord im Orientexpress
Krimi, 3sat, Freitag, 20.15 Uhr
Die wichtigste aller Grundrechnungsarten ist für Detektive die Subtraktion – wenn man einen Verdächtigen nach dem andern von der Liste streicht, bis am Ende der Täter übrig bleibt. Eine ganz andere Erfahrung macht bei diesem Mord im Orientexpress (1974, von Sidney Lumet, nach dem Roman von Agatha Christie) der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot (Albert Finney). Der legendäre Express wurde durch Schneefall in Jugoslawien gestoppt, ein Mafia-Gangster wird nachts in seinem Abteil mit einem Dutzend Messerstichen umgebracht. Zur illustren Schar der Verdächtigen zählen Ingrid Bergman und Lauren Bacall, Sean Connery und Anthony Perkins. Perkins wäre (zusammen mit Martin Balsam) zeitgleich auch in Alfred Hitchcocks meisterhaftem Schocker Psycho zu erleben (20.15 Uhr, Sat 1 Gold), als Tatverdächtiger und als Privatdetektiv. Danach zwei weitere Hitchcocks, Marnie und Frenzy.