Leben und sterben lassen
Spionagethriller, Vox, Sonntag, 14.25 Uhr
Als James Bond noch nicht den Blues der Welt schultern musste, waren seine Abenteuer harmloser, aber auch luftiger. Live and Let Die war der erste Auftritt von Roger Moore als Doppelnull-Agent, er übernahm von Sean Connery, der seine Unlust ebenso zur Schau getragen hatte wie zuletzt Daniel Craig. Der Film würde heute nicht mehr durchgehen; nicht wegen der Frauenrolle der Wahrsagerin Solitaire, die trotz der berückenden Jane Seymour kaum mehr sein darf als ein Accessoire. Echt grenzwertig ist die Welt des schwarzen Schurken Kananga (Yaphet Kotto), der als Drogenbaron frei Haus mit Voodoo-Priester und einarmigem Banditen kommt. Aber psssst!, das alles ist extrem vergnüglich. Jane Seymour hatte zuletzt übrigens eine schöne Nebenrolle in der köstlichen Geriatrie-Komödie The Kominsky Method.
Chaos im Netz
Animation, Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr
Satte sechs Jahre tüftelten die Verantwortlichen des Animationshits Ralph reicht's, um die Abenteuer des netten Videospielrandaleurs Ralph und seiner Ziehtochter Vanellope von Schweetz fortzuschreiben. Sie nutzten die Zeit für eine wilde Satire auf unseren Internetkonsum, mit herrlichen Details und absurden Verwicklungen. Wem das zu ruhelos ist, der kann sich für Man lernt nie aus (Pro Sieben, Samstag, 20.15 Uhr) erwärmen, einen der raren Filme, die Rentner ernst nehmen: Witwer Ben (schön zurückhaltend: Robert De Niro) lernt als Praktikant in einer Modefirma etwas über die Zukunft - und vermittelt der jungen, gestressten Chefin (Anne Hathaway) einiges über Werte der Vergangenheit. Eine wunderbar derbe Komödie über zwei, die sich hassen, bevor sie sich necken und lieben: Overboard (Super RTL, Samstag, 20.15 Uhr) mit dem entfesselten Paar Kurt Russell und Goldie Hawn.
Donnie Brasco
Mob-Drama, One, Samstag, 22 Uhr
Als Johnny Depp noch kein meschuggener Pirat war (im Kino und im Leben), glänzte er mit ebenso stillen wie spektakulären Porträts einsamer Männer. Oft ist er zum Scheitern verurteilt, auch als Undercover-Agent in Donnie Brasco, der eine zweite Familie bekommt und sie sogleich betrügt - vorneweg seinen Kontaktmann, den etwas rückständigen Lefty Ruggerio. Al Pacino spielt ihn ohne seine berüchtigten exzentrischen Ausbrüche. Einige seiner Gesten und Blicke sind unvergesslich. Das Einzige, was nervt, ist die deutsche Synchronfassung, die den Mob-Slang ("Fuggetaboutit") hilflos in Pennälerdeutsch übersetzt. Wem das zu viel männliches Testosteron ist, sollte auf Salt warten (ZDF Neo, Samstag, 23.45 Uhr), in dem Angelina Jolie zeigt, wie stark Frauen als Action-Heldinnen sein können. Ihre Gradlinigkeit als Doppelagentin ist nahezu unerreicht.
Pacific Rim
Monster-Action, Pro Sieben, Sonntag, 23 Uhr
Von der Ansetzung her sieht Pro Sieben Godzilla II (20.15 Uhr) als Höhepunkt des Abends. Aber der Atomechse geht hier der würdige Gegenspieler ab - anders als zwei Jahre später in Godzilla vs Kong (2021) -, deshalb lohnt es sich, später einzuschalten, wenn in Pacific Rim Menschen als Duos in gigantischen Maschinen gegen die Monster (sogenannte Kaijus) antreten. Das mag schamloses Trivialkino sein, aber schön daran ist, dass Regisseur Guillermo del Toro die Geschichte genauso ernst nimmt wie jene in seinem späteren Oscar-Gewinner The Shape of Water. Abgesehen davon hat Rim einen hypnotischen Score, bei dem Ramin Djawadi - sonst ein Fan ziselierter hoher Klaviermelodien - Gefallen an Basskaskaden à la Nolan/Zimmer findet. Letzter Trumpf: Rinko Kikuchi (Babel) verleiht Rim eine Tiefe, die man in diesem Genre nicht gewohnt ist.