Spielfilmtipps zum Wochenende:Unter Despoten

Spielfilmtipps zum Wochenende: New York, verdichtet auf einen Tabakladen: Auggie (Harvey Keitel, l.) mit einem seiner vielen Stammkunden.

New York, verdichtet auf einen Tabakladen: Auggie (Harvey Keitel, l.) mit einem seiner vielen Stammkunden.

(Foto: ARD/Degeto)

"Smoke", "Open Range", "Schweinskopf al dente" und "Twelve Years a Slave": die Filme zum Wochenende.

Von Florian Kaindl

Smoke - Raucher unter sich

Episodenfilm, One, Samstag, 20.15 Uhr

In New York lauern Geschichten an jeder Straßenecke. Wayne Wang hat die Handlung des Episodenfilms von 1995 auf eine einzige verdichtet: Brooklyn, Ecke Third Street und Seventh Avenue. Da liegt der Tabakladen von Augustus "Auggie" Wren (Harvey Keitel), und dort kommen die unterschiedlichsten Menschen mit ihren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen zusammen. Einer von ihnen, der Schriftsteller Paul Benjamin (William Hurt), tritt als Alter Ego von Paul Auster auf, der die Vorlage und das Drehbuch geschrieben hat. Das intime Porträt der Stadt ist auch eine Studie in Achtsamkeit, als dieser Begriff noch nicht cool war. Jeden Morgen fotografiert Auggie seinen Laden von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Die Bilder mögen alle gleich aussehen - doch sie sind es nicht.

Open Range - Weites Land

Western, RBB, Samstag, 23.30 Uhr

Bei Schauspielern wie Kevin Costner fällt es irgendwann schwer, Image und Rolle zu trennen. Jahrelang hat er den Westernhelden und Cowboy nur verkörpert (aktuell in der Serie Yellowstone), mittlerweile lebt er selbst wie einer: auf einer Ranch in Colorado, gut zu Pferd und als sein eigener Herr. Die Besiedlung des Wilden Westens hat Costner immer wieder thematisiert, ob in seinem größten Erfolg Der mit dem Wolf tanzt (1990) oder in seiner bis dato letzten Regiearbeit von 2003. Da spielt er den Viehtreiber Charley Waite, der sich notgedrungen mit einem despotischen Rancher anlegen muss. Es ist die Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, die Wunden sind noch frisch, Weideland und Besitz sind ungleich verteilt. Der väterliche Partner Boss Spearman (Robert Duvall) steht Charley mit einem Wertekanon der alten Schule zur Seite.

Schweinskopf al dente

Krimikomödie, BR, Samstag, 20.15 Uhr

Ein Cowboy der urbayerischen Sorte ist der Eberhofer-Franz aus Niederkaltenkirchen. Mit ihren Lokalkrimis rund um den Dorfpolizisten hat Rita Falk dem Alpenländer Sebastian Bezzel eine Traumrolle auf den Leib geschrieben. Keiner isst so hingebungsvoll Leberkäs und hat ansonsten zu so wenig Lust, kriegt seinen Job am Ende aber doch ganz gut gebacken. Grad ist ihm die Susi wieder mal abgehauen, weswegen der Franz sich aufmachen muss ins ferne Italien. Auch im dritten Teil der Reihe hat Regisseur Ed Herzog mit seinem stimmigen Ensemble eine unverkennbare Handschrift entwickelt. Bei dem stark folkloristischen Rahmen schadet es allerdings nicht, dass zwischendrin mal ein echter Psychopath auftaucht, der Eberhofers Chef (eine Paraderolle für den Kabarettisten Sigi Zimmerschied) abmurksen will.

Twelve Years a Slave

Drama, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Mit leichten Stoffen hat der Regisseur und Künstler Steve McQueen es nicht so. Sein Metier ist eher die schwere Kost, wie Sexsucht in Shame (2011) - oder gleich das gewaltige amerikanische Trauma der Sklaverei. McQueen liebt es, erzählerische Risiken einzugehen, und die Verfilmung der autobiografischen Memoiren von Solomon Northup war sein bisher größtes: Der Afroamerikaner war Mitte des 19. Jahrhunderts ein freier Bürger in New York, bis er aus heiterem Himmel entführt und nach Louisiana in die Sklaverei verschleppt wurde. Die Darstellung des psychischen und körperlichen Leids ist explizit, ein der unfassbaren Tortur angemessener Blick. McQueen hat mit seinem Film ein starkes Zeichen gesetzt und eine verkrustete Debatte neu angefacht. Dieses Wagnis bescherte ihm 2014 den Oscar für den besten Film.

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