Spielfilmtipps zum Feiertag:Tage des Horrors

Spielfilmtipps zum Feiertag: Eine Tragödie reiht sich an die nächste. Zu viel für Annie (Toni Collette), die einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Eine Tragödie reiht sich an die nächste. Zu viel für Annie (Toni Collette), die einen Nervenzusammenbruch erleidet.

(Foto: Splendid)

"Hereditary - Das Vermächtnis", "There Will Be Blood", "Bacurau" und "The Fog": die Filmtipps zum Feiertag.

Von Joshua Beer

Hereditary - Das Vermächtnis

Psychohorror, Tele 5, Nacht zu Dienstag, 3.05 Uhr

Nicht draußen im Unbekannten, sondern drinnen im Vertrauten lauert das wahre Grauen. Das hat der Arthouse-Regisseur Ari Aster erkannt und 2018 mit seinem Kinodebüt einen Horrortrip geschaffen, der im Angsteinjagen seinesgleichen sucht. Mit bedrohlicher Bildsprache und erbarmungsloser Stringenz erzählt er von einer Familie, der die entfremdete Großmutter wegstirbt, woran sich von da an weitere Tragödien reihen. Schnell ist klar: Hier walten obskure Mächte, die Böses wollen. Dabei verstört der unaufhaltsame Familienniedergang mehr als jeder Dämon. Die Australierin Toni Collette spielt ihre Hauptrolle so furchterregend gut, dass sie einem unter die Haut fährt. Wem das zu hart ist: Familienhorror der heitereren Art findet man bei der Addams Family (Super RTL, Montag, 20.15 Uhr).

The Fog - Nebel des Grauens

Horror, Tele 5, Montag, 23.30 Uhr

Wie blutleer und langweilig wäre wohl ein Halloween ohne John Carpenter? Das will niemand herausfinden, deswegen läuft der Horror-Großmeister auch jedes Mal im Free-TV. Sein prägender Genrefilm The Fog von 1980 spielt mit einer Urangst des Menschen: Was verbirgt sich dort, wo man nicht sehen kann? Ein verschlafenes Küstenstädtchen in Kalifornien hat ein altes Verbrechen so vertuscht, dass sich kaum mehr jemand daran erinnert. Bis ein seltsamer Nebel vom Meer heraufkriecht, um es zu sühnen. Carpenter weiß mit wenig Geld und einfachsten Effekten den maximalen Grusel zu erzeugen. Die Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis hatte sich bereits im Genre behauptet: Zwei Jahre zuvor drehte Carpenter den Klassiker Halloween mit ihr, es folgten zahlreiche Sequels, etwa Halloween H20 (Tele 5, Nacht zu Mittwoch, 3 Uhr).

There Will Be Blood

Drama, Servus TV, Dienstag, 20.15 Uhr

Wer tief genug im kollektiven Unterbewusstsein der USA gräbt, muss irgendwann auf die Figur Daniel Plainview stoßen. Der Regisseur Paul Thomas Anderson hat gegraben und Plainview 2007 mit There Will Be Blood monumental auf die Leinwand gebracht. Als Archetypus des getriebenen Ölmanns, der seinen Reichtum aus dem kalifornischen Boden presst. Die Geschichte fußt lose auf Upton Sinclairs Roman "Öl!". Plainview aber erlangt sein unheimliches Eigenleben erst durch seinen Filmdarsteller, den dreifach oscarprämierten Daniel Day-Lewis, bei dem man nicht mehr weiß, ob er noch spielt oder schon in der Figur eingeschmolzen ist. Anderson erzählt an Plainviews Leben ruhig, in hypnotisch-surrealen Bildern brennender Öltürme, einen Großkonflikt, der die USA bis heute heimsucht: rationaler Kapitalismus gegen emotionale Religion.

Bacurau

Sci-Fi-Thriller, Arte, Montag, 23.10 Uhr

Es lohnt sich, dieser Tage nach Brasilien zu schauen. Dort stehen sich der Rechtsextreme Jair Bolsonaro und der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in einer historischen Stichwahl ums Präsidentenamt gegenüber. Der dystopische Film Bacurau von Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles fängt die Stimmung im Land schon 2019 ein. In der nahen Zukunft angesiedelt, geht einem brasilianischen Dorf das Wasser aus. Schuld daran trägt die Regierung selbst, die einen perfiden Plan verfolgt. Die Dorfbewohner aber wehren sich, auch gegen den mörderischen, weißen, alten Mann, der auf sie Jagd macht. In dem Fall verkörpert vom tollen Udo Kier. Bacurau ist unverhohlene Kapitalismuskritik, die Rassismus und koloniale Herrschaftspraktiken blutig zu Ende denkt. Dafür gewann der Film in Cannes den Preis der Festival-Jury.

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