Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Unter Außenseitern

"Beginners", "Tiger", "Albträumer" und "Easy Rider": In den spannendsten Filmen des Fernseh-Wochenendes fliegen die Figuren aus der Kurve.

Von Stefan Fischer

Beginners

Tragikomödie, One, Samstag, 20.15 Uhr

44 Jahre lang war Hal verheiratet, doch erst nach dem Tod seiner Frau beginnt er, offen schwul zu leben mit einem viel jüngeren Liebhaber. In dieser Zeit vertieft sich auch die Beziehung zu seinem erwachsenen Sohn Oliver. Aus dessen Perspektive erzählt der Regisseur und Drehbuchautor Mike Mills die Geschichte: Oliver, gespielt von Ewan McGregor, hat die erste Hälfte seines Lebens womöglich auch bereits hinter sich, ohne recht einen Platz im Leben gefunden zu haben und vor allem, ohne Menschen um sich zu haben, denen er vollauf vertraut. In Rückblenden - sein Vater Hal ist inzwischen gestorben - beschäftigt Oliver sich immer intensiver mit dem Leben seines Vaters und der Frage, inwiefern er ihm ähnlich ist in der Art, das Leben anzugehen. Hal wird gespielt von Christopher Plummer, der dafür einen Oscar gewann.

Tiger

Drama, NDR, Samstag, 21.50 Uhr

Die Website Transfermarkt, die jede Fußballerkarriere auf statistische Daten komprimiert, führt den Schweden Martin Bengtsson als ehemaligen Profispieler. Bengtsson, Jahrgang 1986, galt als eines der größten Talente seines Landes, als 17-Jähriger wechselte er zu Inter Mailand. Mit 19 Jahren hat er seine Karriere beendet. Später hat er das Buch "Freistoß ins Leben" veröffentlicht, auf dem Ronnie Sandahls Spielfilm beruht. Es ist eine Geschichte des Scheiterns in einem zynischen System, das jungen Menschen oft nicht die Hilfe und Unterstützung gewährt, die sie benötigen, um ihr Talent zu entfalten und psychisch stabil zu bleiben. Die oft unterstellte Lebensuntüchtigkeit von Jungmillionären greift nicht als Narrativ. Zu einem solchen hat es Bengtsson nie gebracht. Weil Menschen ihrer Sorgfaltspflicht gegenüber einem Minderjährigen nicht nachgekommen sind.

Easy Rider

Roadmovie, 3sat, Samstag, 23.05 Uhr

Ende der Sechzigerjahre hat das US-Kino den Glauben an den amerikanischen Traum verloren, an das Versprechen, es mit Fleiß und Ehrgeiz in jedem Fall zu etwas zu bringen im Leben. Als einer der ersten Filme hat Dennis Hoppers Roadmovie das unmissverständlich formuliert. Schon die Richtung, in die sich die Antihelden bewegen, ist symbolisch zu verstehen: Wyatt, Billy und später noch George (Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson) fahren auf ihren Choppern nicht nach Westen, wohin über Jahrzehnte der amerikanische Expansionsdrang gerichtet war, sondern nehmen den umgekehrten Weg. Für sie ist nichts mehr zu holen, sie gehören der Generation an, die zu dieser Zeit im Vietnamkrieg verheizt wird. Am Ende werden sie von einer Gesellschaft brutal ausgestoßen, der sie sich nie zugehörig gefühlt haben.

Albträumer

Drama, SWR, Sonntag, 22.50 Uhr

Zwei Jugendliche springen von einer Brücke, in der Absicht, sich zu töten. Doch nur einer - Dennis - stirbt, Vincent hingegen überlebt gegen jede Wahrscheinlichkeit. Dennis' Tod wirft seine Schwester Rebekka, die ohnehin unter der Enge des Elternhauses und der dörflichen Mentalität leidet, endgültig aus der Bahn. Zwei Jahre nach dem verhängnisvollen Sprung traut Vincent sich zurück in das Dorf, wo er angefeindet wird, weil viele in ihm den Schuldigen sehen an dem Tod seines Freundes. Die Einzige, die sich auf ihn und seinen schwierigen Charakter einlässt, ist Rebekka. Die beiden verlieben sich ineinander, und jeder ist für den anderen der einzige Mensch, mit dem er beziehungsweise sie den Schmerz teilen kann. In ihrem Umfeld, speziell bei Rebekkas Eltern, stößt diese Beziehung auf vollkommene Ablehnung.

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