Spielfilmtipps zum Wochenende:Skeptischer Optimismus

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Gibt sich arg naiv – schmiedet aber einen komplexen Racheplan: Elian (Isabelle Adjani) mischt ein Dorf auf und beschert allen einen „mörderischen Sommer“. (Foto: imago images/Mary Evans)

„Ein mörderischer Sommer“, „Abyss“, „Vanilla Sky“ und „Scanners“: die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Ein mörderischer Sommer

Thriller, 3sat, Sonntag, 23.15 Uhr

Anfang der 1980er legte Isabelle Adjani in nur zwei Jahren eine tolle Serie hin: vier Filme voller Liebe, Blut und Irrsinn, alle getragen von der scheuen, wilden Französin. Es begann mit Ivorys Quartet, setzte sich noch 1981 fort in Possession, einem monströsen Doppelgänger-Horrorfilm an der deutsch-deutschen Grenze. Und nachdem sie im März 1983 in Das Auge mit mehreren Pässen mordend durch Frankreich gezogen war (verfolgt und später unterstützt von Michel Serrault), begnügte sie sich im Mai mit zwei Identitäten; scheinbar naiv, sinnt sie in Ein mörderischer Sommer auf komplexe Rache. Erzählerisch ist der Melokrimi ein einziges Chaos. Aber L’Adjani ist unwiderstehlich. Kein Wunder, dass sie nach diesen Kraftakten eine Pause brauchte; 1988, in Camille Claudel, fand sie ein letztes Mal zu dieser Form zurück.

Abyss

Sci-Fi-Drama, Tele 5, Samstag, 20.15 Uhr

In seinen ersten Filmen fand James Cameron stets mit traumwandlerischer Sicherheit die richtige Mischung aus Skepsis und Optimismus im Umgang mit dem Vorsprung durch Technik. Dass etwas zu Bruch gehen musste, war unvermeidbar – und sei es die Ehe der Hauptfiguren. Für den Director’s Cut von Abyss arbeitete der Regisseur noch präziser heraus, dass es im Grunde einer außerirdischen Macht bedarf, um den zänkischen Brigmans (Mary Elizabeth Mastrantonio und Ed Harris) und den anderen Menschen vor Augen zu führen, dass sie nur überleben können, wenn sie aufhören, ihre Zeit mit Lappalien zu vergeuden. Ähnliche Ehe-Subtexte gab es bei Cameron immer wieder, ob in Titanic, dem ersten Avatar oder, besonders verrückt, in True Lies. Schade nur, dass die Abyss-Hauptdarsteller bis heute nicht über die extrem fordernden Dreharbeiten reden möchten.

Vanilla Sky

Drama, ZDF Neo, Samstag, 23.20 Uhr

Wenn wir die schlechten Momente eines Jahres einfach tilgen könnten, würden die süßen Augenblicke nicht zu dominant werden? Könnte das Süße ohne das Bittere auch nur halb so gut munden? Das sind Fragen, die der Regisseur Cameron Crowe stets stellte und in ebenso leichtfüßigen wie abgründigen Dramödien behandelte, von Singles (1992) und Jerry Maguire (1996) bis zu Almost Famous (2000) und Elizabethtown (2005). Vanilla Sky (2001), mit Tom Cruise als Wanderer zwischen den Welten und Frauen (Penélope Cruz, Cameron Diaz), wirkt vielleicht auch deshalb so finster, weil das Originalscript die Handschrift des oft skeptischen Spaniers Alejandro Amenábar (The Others) trägt. Crowe sah jahrelang aus wie ein frühweiser Adept des großen Billy Wilder – bis ihn der (ungerechtfertigte) Flop We Bought a Zoo (2011) aus der Bahn warf.

Scanners

Horror, Tele 5, Sonntag, 22.50 Uhr

Willkommen in der verrückten Welt des Dr. Mad Cronenberg (The Fly), dessen Frühwerke auch 40 bis 50 Jahre nach ihrer Premiere zu verstörend für die meisten Programmgestalter sind. „Das Lusterlebnis bei seinen Filmen rührt primär nicht von den Inhalten“, schrieb Brigitte Desalm 1989 in ihrem wegweisenden Aufsatz, „sondern vom lustvoll empfundenen Zusammenbruch der inneren Zensurinstanz. Er füttert die Sehnsucht nach orgiastischem Zerfall, die in uns wie ein Tier auf der Lauer liegt.“ Scanners (1981) ist krude und erschütternd: Telekinetisch Begabte setzen die Konkurrenz mit Blicken matt und lassen Köpfe zerplatzen – „auch heute noch ein Schock-Bild, nicht weil es geschmacklos wäre, sondern weil es unter die Netzhaut geht wie vieles bei Cronenberg, das durch die Sehbahnen saust wie ein Geschoss, direkt ins limbische System“.

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