Spielfilmtipps zum Wochenende:Nervenbündel

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"Trägst du mich?" Die Plastikgabel Forky, die sich selbst für Müll hält, lernt von Cowboy Woody, was es heißt, ein Spielzeug zu sein. (Foto: Pixar/Disney/imago images/Everett Collection)

"Toy Story 4", "Reise nach Indien", "Frühstück bei Tiffany" und "Der Stadtneurotiker": die Filmtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Toy Story 4

Animation, Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr

Der vierte Teil der Spielzeug-Saga wirkt zunächst unnötig, ist aber ein hinreißendes Spektakel, das die Familiengeschichte bereichert. Cowboy Woody rettet den neuen Liebling seiner Besitzerin Bonnie, obwohl Forky ein echt hässliches Geschöpf ist: eine Wegwerfplastikgabel, die sich als Müll sieht und selbstzerstörerische Ideen entwickelt, die Woody vereiteln muss. Gleichzeitig wird ihm klar, dass er selbst auf dem Abstellgleis gelandet ist. Die Mischung aus Humor, Action und Nachdenklichkeit ist unübertroffen. Wenn es das mit Teil vier doch endgültig gewesen sein soll, dann sollten auch die letzten Nörgler begreifen, wie genial diese Tetralogie ist: auf einer Stufe mit den meistgepriesenen Mehrteilern, etwa die beiden ersten Werke von Der Pate oder von The Terminator. Nur dass es von Toy Story eben vier Meisterwerke gibt.

Reise nach Indien

Psychodrama, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Es gab eine Zeit, da wartete die Welt ungeduldig auf neue umwerfende, opulente und intime Abenteuer von David Lean, der für Lawrence von Arabien (1962) und Die Brücke am Kwai (1957) zu Recht Oscars gewann und mit Doktor Schiwago (1965) so viele Menschen zum Heulen brachte, dass man mit den Tränen weltweit Wasserwerke hätte betreiben können. Dann aber scheiterte Lean mit Ryans Tochter (1970) und brauchte 14 Jahre, um Reise nach Indien zu finanzieren. Der Trip sieht zunächst touristisch aus, doch in Wahrheit spielt die Handlung vor allem im Kopf der gut situierten Britin Adela Quested (Judy Davis), die - überfordert vom Ort und ihren Wünschen - eine fatale Anschuldigung formuliert. Als Zuschauer ist man ähnlich perplex wie die Menschen in Miss Questeds Nähe, und Lean tut geschickterweise nichts, um die Fragezeichen schnell aus dem Weg zu räumen.

Frühstück bei Tiffany

Melokomödie, MDR Nacht zu Sonntag, 0.45 Uhr

Jeder, der Holly Golightly einmal erlebt hat, wird diese helle Seele nicht mehr vergessen. Kurios daran ist, dass die Geschichte um das New Yorker Partygirl viel melancholischer ist, als man wahrhaben will. Holly lebt gnadenlos über ihre Verhältnisse, aber dank der Darstellung von Audrey Hepburn (und der Regie von Blake Edwards) mit so viel Stil und Verve, dass man die Abgründe um sie herum zunächst kaum wahrnimmt. Andere Liebeskomödien mit Falltüren: In (500) Days of Summer (Sixx, Sonntag, 20.15 Uhr) spielt Zooey Deschanel mit dem Herz von Joseph Gordon-Levitt, als wäre es ein Jo-Jo. Tage wie dieser ... (Disney Channel, Sonntag, 22.05 Uhr) ist ein sträflich unterschätzter Beitrag des Subgenres "Was sich neckt, das liebt sich", mit Michelle Pfeiffer auf dem Zenit ihrer Kunst und George Clooney, der 1996 am Anfang seiner Kinokarriere stand.

Der Stadtneurotiker

Liebeskomödie, Das Erste, Nacht zu Montag, 0.05 Uhr

Ist es noch (oder wieder?) statthaft, Filme von und mit Woody Allen zu zeigen? Die ARD traut sich was mit der Mitternachtsausstrahlung jenes Werks, mit dem der New Yorker sogar Hollywood eroberte und 1978 vier Oscars stibitzte - und das, obwohl der später wegen seiner Neigungen von vielen verfemte Allen und sein Alter Ego Alvy keine Gelegenheit auslassen, sich über Kalifornier und Traumfabrikanten lustig zu machen und sich über sie zu erheben. Beim Wiedersehen kann einem der Film unerwartet destruktiv und verbittert vorkommen (ganz im Gegensatz übrigens zu Allens 1979er-Wunderwerk Manhattan). Was den Film einzigartig macht, ist seine weibliche Hauptfigur: Das Nervenbündel Annie Hall (so auch der Originaltitel) wurde dank der zauberhaft verpeilten Darstellerin Diane Keaton zu einer Ikone aller Neurotikerinnen.

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