Anfang April stand auch Ralf Huettner auf der großen Bühne des Berliner Friedrichstadtpalastes - wie bei seiner Arbeit aber nicht im Vordergrund. Ausgezeichnet wurden die Produzenten der Olga Film, Viola Jäger und Harry Kugler. Ihr Roadmovie Vincent will Meer siegte überraschend beim Bundesfilmpreis. Huettner hat die Geschichte dreier Außenseiter inszeniert.
Schön wütend: Ulrike Kriener als Kommissarin Lucas.
(Foto: dapd)Die Verlängerung der Zusammenarbeit zwischen der Münchner Filmfirma und dem Regisseur ist nun als 15. Episode der ZDF-Reihe Kommissarin Lucas zu sehen. Huettner hält die komplexen Themen des Krimis in einer guten Balance, und dass es so viele sind, geht einem erst am Schluss auf, wenn man sich kurz rückbesinnt. Es geht um Steuerbetrug im großen und kleinen Stil, um die "Gier" (das ist auch der Titel) der Reichen, ihr Vermögen ohne irgendein Unrechtsbewusstsein in illegale Schlupflöcher stopfen zu lassen. Damit geht es um die gefährliche Skrupellosigkeit der Geldinstitute, außerdem um konkurrierende Interessen von Ermittlungsbehörden, und es geht auch um die Utopie, dass es für Menschen, die mit besten Absichten plötzlich auch kriminelle Energie entfalten, eine zweite Chance im Leben gibt.
Am Schluss steht ein Bankangestellter mit drei Millionen Euro irgendwo in Osteuropa vor dem Learjet und muss begreifen, dass er mehr verliert, als er in seinem Koffer trägt. Er verliert seine Familie. Er fühlte sich als Opfer, er täuschte sich, er wird fliegen. In Regensburg schließt Ellen Lucas die Akte, wütend auf ihren Vorgesetzten und einen ehrgeizigen, ungeschickten Finanzfahnder. Wütend ist sie immer, unsentimental, kompromisslos. Von allen Typen, die in der deutschen Krimilandschaft unterwegs sind, ist sie diejenige, die am wenigsten auf Gegenliebe aus ist. Daraus macht Ulrike Kriener viel: eine Frau mit profilierter Oberfläche, von der man gerne mehr wüsste.
ZDF, Samstag, 20:15 Uhr