Ja, richtig gelesen: Ab diesem Mittwoch läuft die Komplettüberwachungs-und-total-subtil-Brüste-herzeige-Sendung Big Brother wieder im deutschen Fernsehen - auf dem Spartensender Sixx. Warum eigentlich ausgerechnet die Containersendung und nicht eine andere Show? Unsere Autoren haben eigene Vorschläge.
Herzblatt
So war's: Paarungswilliger Single soll mit kuriosen Fragen herausfinden, welche der drei Personen hinter einer Trennwand zu ihm passt. Dann jubeln sie und machen einen Ausflug im Hubschrauber. Nach Rudi Carrell moderierte lange Rainhard Fendrich. Vermisst, weil: Das Gegenteil von Parship. Bei Herzblatt kann man Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich garantiert den Falschen aussuchen, was auch nicht weiter schlimm ist. Und hey: der Hubschrauber! So wär's heute: Für die lustigsten Überraschungsfragen sorgen die Sachen aus der Vorratsdatenspeicherung. Showtime. Moderator: Judith Noll von Salve TV - die Frau, die einmal morgens ein Riesenei mit zwei Dottern für ihr Rührei aufschlug und dabei sofort an Bodo Ramelow dachte. Und ihm das im Fernsehen sagte. Sendeplatz: Comedy Central
Knoff-Hoff-Show
So war's: Wissenschaftssendung mit Joachim Bublath und wechselnden adretten Co-Moderatorinnen, die von 1986 an mit Unterbrechungen bis 2004 im ZDF lief. Die meiste Zeit wurden an sagenhaft hässlichen Stehtischen irgendwelche Flüssigkeiten ineinander gekippt oder Dinge in die Luft gesprengt, zwischendurch spielte eine Jazzband. Vermisst, weil: Die Experimente gibt es auch auf Youtube, aber da fehlen die beeindruckten Oh- und Ah-Rufe des Studiopublikums. Außerdem sind dort die Clips zu kurz. So wär's heute: Genau wie früher. Aber statt der Jazzband würde Daft Punk spielen. Moderator: Darm mit Charme-Autorin Giulia Enders und wechselnde adrette Co-Moderatoren. Sendeplatz: Sehr spät bei ZDF neo.
Spiel ohne Grenzen
So war's: Wie in einer On-off-Beziehung traten zwischen 1965 und 1999 bei Jeux sans frontières Städtemannschaften aus wechselnden europäischen Ländern in Sport- und Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an - zunächst auf nationaler Ebene, dann in einem internationalen Wettkampf, der in ein Finale mündete. Vermisst, weil: Die europäische Idee ein bisschen spielerischen Rückenwind heute besser gebrauchen könnte denn je. So wär's heute: Von den Spielen her deutlich spektakulärer - weniger Schmierseife und Wassereimer, mehr Schlag den Raab - und zwangsläufig politischer. In dieser Hinsicht wäre es wohl kontraproduktiv, wenn die Deutschen auch die Neuauflage am häufigsten gewinnen würden. Moderator: Jean-Claude Juncker. Sendeplatz: bei Arte natürlich.
Der Goldene Schuss
So war's: Unfassbar erfolgreiche ZDF-Show der Sechzigerjahre mit den Moderatoren Lou van Burg, dann Vico Torriani (Foto), erst in Schwarz-Weiß, von 1967 an in Farbe. Es ging um eine Wilhelm-Tell-Apfelschuss-Schnapsidee, bei der ein Zuschauer einen Kameramann, dem man die Augen verbunden hatte, per Telefon steuern musste, um eine Armbrust abzufeuern. Wahnsinnig analog, aber interaktiv, immer donnerstags um 20.15 Uhr. Vermisst weil: Grace Kelly mitgespielt hat, es den Qualifikations- und Ehrenschuss gab, Luis Trenker dafür aus den Bergen kam und man einen Beutel Gold schießen konnte. Lou rollte das "r" wie keiner. So wär's heute: Wie früher, aber übers Internet und getwittert. Moderator: Hugo Egon Balder Sendeplatz: ARD, Samstag, 20.15 Uhr.
Traumhochzeit
So war's: Drei Paare spielten sich unter der Aufsicht einer flötenden Linda de Mol durch Aufgaben rund ums Thema Eheschließung (Tortenspiel, Champagnerspiel, Kleiderraten), zu gewinnen gab es die titelgebende Traumhochzeit. 92 Paare wurden zwischen 1992 und 2000 bei RTL in den Stand der TV-Ehe versetzt. Geheiratet werden musste hinterher übrigens noch einmal ordentlich. Vermisst, weil: Es heute kaum noch weiße Tauben und Sahnetorten im deutschen Fernsehen gibt. Und viel zu wenig Liebe. So wär's heute: Weiß und rüschig, nur mit deutlich weniger Dauerwelle. Moderator: Natürlich wieder Linda de Mol, der niederländische Wohlfühlexport; ein Versuch der Neuauflage unter fremder Führung ist schon krachend gescheitert. Sendeplatz: Sonntags im ZDF, statt Rosamunde Pilcher.
Wetten, dass ..?
So war's: Im Rückblick: Schön, bis Markus Lanz kam. In Wahrheit: Im Rückblick am schönsten. Auch als noch Thomas Gottschalk die absurden Kunststückchen von Normalos anmoderierte, die von Promis moralisch unterstützt wurden (oder eben nicht), war die nach knapp 34 Jahren Ende 2014 abgesetzte Show längst in Routinen erstarrt. Und viel zu langatmig sowieso! Vermisst, weil: Warum wurde Helmut Kohl nach seiner Abwahl 1998 vermisst? Weil er immer da war. An vergleichbaren Ritualen hat das deutsche Fernsehen heute ja nur noch den Tatort zu bieten. So wär's heute: Auch nicht prickelnder, aber eben immerhin wieder da. Moderator: Jeder von denen, die je im Gespräch waren, wäre ein Fortschritt. Sendeplatz: ZDF, Samstag, 20.15 Uhr bis 21.45 Uhr. Überziehen verboten.