Fernsehen und Streaming:Das sind die Serien des Monats

"Der Pass" ist eine außergewöhnlich perfekte Krimi-Serie. "Black Earth Rising" mutet dem Zuschauer vieles zu und mit "Ein Wunder" wird Arte seinem Trüffelschwein-Image gerecht.

Von SZ-Autoren

1 / 7

Der Pass (Sky)

Der Pass

Quelle: Sky Deutschland AG und Sky Deu

Alles fängt mit einem steifgefrorenen Toten oben auf dem Pass an, den die beiden Ermittler Ellie Stocker und Gedeon Winter nackt über den Grenzstein gekauert finden. Sie kommt aus Deutschland, er aus Österreich. Sie sauber, korrekt und pünktlich. Er ungepflegt, düster und innerlich zerstört. Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek spielen die beiden wie Rotkäppchen und Dracula. Der Pass ist eine extrem spannende und außergewöhnlich perfekte Krimi-Serie, bei der dosierte Mystery nur aparten Schauder erzeugt als Begleiteffekt für die klassische, knallharte Jagd nach einem Serienmörder. Diese Jagd macht aus Winter und Stocker im Lauf eines Jahres auf grausame Art andere Menschen.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Claudia Tieschky.

2 / 7

Black Earth Rising (Netflix)

Black Earth Rising - Netflix

Quelle: Netflix

Die Koproduktion von BBC Two und Netflix erzählt von der renommierten Anwältin Eve Ashby und ihrer Adoptivtochter Kate, die als Tutsi Überlebende des Völkermordes in Ruanda ist. Nach einem Suizidversuch und einer Therapie scheint Kate sich wieder im Griff zu haben, da eröffnet ihr die Mutter, dass sie eine neue Anklage anstrebt, ausgerechnet gegen den ruandischen General, der den Genozid gestoppt hatte und den Kate deshalb als Helden sieht.

Michaela Coel spielt die Rolle der Kate bemerkenswert. Ebenfalls stark steht John Goodman an ihrer Seite als befreundeter Anwalt und Vaterfigur. Black Earth Rising mutet dem Publikum vieles zu. Die Serie balanciert immer wieder auf der Grenze zur Überforderung, überschreitet diese hier und da und sammelt die Zuschauer erst spät mit Erklärungen wieder ein. Wer sich jedoch darauf einlässt, bekommt eine sehr dichte, fesselnde Erzählung zu sehen.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Benedikt Frank.

3 / 7

True Detective 3 (Sky)

True Detective 3

Quelle: HBO/Sky

Die neue Staffel der Krimiserie True Detective knüpft atmosphärisch wieder an den Auftakt der Serie an: Im unheimlichen Süden der USA geschehen Verbrechen, hinter denen mehr zu stecken scheint, als die Indizienlage hergibt, und die Ermittler sind nicht mehr nur Kriminellen, sondern sehr ernsten, philosophischen Wahrheiten auf der Spur.

Leider hat die Neuauflage mit Mahershala Ali und Stephen Dorff das True-Detective-Konzept der ersten beiden Staffeln auf das absolut Nötigste reduziert. Serien-Erfinder Nic Pizzolatto verlässt sich auf bewährte Versatzstücke, die aber nur noch Zitate sind, und auf eine Kriminalhandlung, die kaum der Rede wert ist. Erzählerische Komplexität wird hier nur simuliert - an das geschickt suggestive Erzählen der ersten Staffel reicht das nicht heran.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Nicolas Freund.

4 / 7

Ein Wunder (Arte)

-

Quelle: © Montesi Antonello

Ein Wunder porträtiert in acht Folgen eine Gesellschaft zwischen Rationalität und (Aber-)Glaube kurz vor einer Art Italexit-Referendum. Das treibt den Ministerpräsident Pietromarchi natürlich um, schließlich sieht es nicht gut aus für den Verbleib in der EU - und damit auch für ihn. Zu allem Übel taucht plötzlich eine mysteriöse Madonnenstatuette auf, die Tränen aus Blut weint und nicht etwa in einer Kirche ausgestellt, sondern an einem geheimen Ort in Rom versteckt wird.

Mit Ein Wunder, einer Koproduktion von Sky Italia und Arte, die man nur als äußerst fesselnd und verstörend bezeichnen kann, wird der deutsch-französische Sender nach Produktionen wie Borgen und der Homeland-Vorlage Hatufim einmal mehr seinem Ruf als Serien-Trüffelschwein gerecht.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von David Denk.

5 / 7

Der Bulle und das Biest (Sat1)

J. Atzorn (l.) in 'Der Bulle und das Biest' in SAT.1

Quelle: dpa

Sat 1 hat eine Art Wuff-off zu Kommissar Rex entworfen: Der neue Rex heißt Rocky und ist kein Deutscher Schäferhund, sondern ein Bullmastiff, der zusammen mit dem Polizeikommissar Elias Decker (Jens Atzorn) in Berlin ermittelt.

Zwar rumpelt Bulle und Biest zu Beginn gehörig. Gleich die Startsequenz ist unglücklich überzeichnet, der Hund beißt den Polizisten dort, wo es wirklich sehr weh tut, dann pinkelt er ihn an. Andere Szenen verzichten komplett auf Logik. Einiges ist aber auch gelungen. Die grundsätzliche Anordnung der Figuren zum Beispiel, der privatfernsehadäquat schroffe bis gelegenheitslustige Ton und der zeitgemäß zügige Schnitt. Zudem funktioniert die Serie auch deswegen mindestens ordentlich, weil die Dialoge für das Genre überdurchschnittlich ausfallen.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Cornelius Pollmer.

6 / 7

Sex Education (Netflix)

TV-Sex Education

Quelle: picture alliance/AP Photo

Schwierige Situation für einen pubertierenden Teenager: Otis' Mutter (Gillian Anderson) ist Sex-Therapeutin, mit intimsten Details schnell bei der Hand und hat das Haus mit Penissen und Vulven dekoriert. In Online-Aufklärungsvideos findet man sie auch. Doch dann entdeckt der 16-Jährige (gespielt von Asa Butterfield), selbst noch Jungfrau, dass er ebenfalls gut darin ist, in Sexfragen zu beraten - was seinen Mitschülerinnen und Mitschülern nicht ungelegen kommt. Eine gewisse Albernheit kann man der von Laurie Nunn erdachten britischen Serie Sex Education damit nicht absprechen - es ist aber eine, die sich sehr direkt auf das Publikum überträgt und dem Thema Sex (das zum Teil auch ernst behandelt wird) sehr gut tut. Außerdem spielt das Ensemble (Ncuti Gatwa und Emma Mackey sind spannende Neuentdeckungen) fantastisch.

Lesen Sie hier ein Porträt über Gillian Anderson von Patrick Heidmann.

7 / 7

Valley Of The Boom (National Geographic)

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Quelle: National Geographic

Das Dokudrama erzählt entlang von drei Unternehmen die absurde Geschichte vom Wachsen und Platzen der Dotcom-Blase. Es geht um Wahn, Gier und Monstrosität. Regisseur Matthew Carnahan hat diese Jahre teilweise mit Mitteln des absurden Theaters inszeniert, teilweise werden sie von den damals daran beteiligten Protagonisten, etwa dem Netscape-CEO James Barksdale und den Globe-Gründern Stephan Paternot und Todd Krizelman, aus heutiger Sicht vorgetragen und kommentiert.

Carnahan, der schon die irrwitzig komische Unternehmensberater-Serie House of Lies produzierte, hat ein Händchen für die Inszenierung von episch scheiternden Businessmeetings, bei denen Alphafigürchen auf dicke Hose machen, obwohl sie nicht verstehen, worum gerade gefeilscht wird.

Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Bernd Graff.

© SZ.de/luch
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