Ausschnitt aus der britischen Erfolgsserie "Misfits", die ab Freitag auch im deutschen Bezahlfernsehen läuft. Der Titel passt nicht nur zu den Protagonisten, sondern auch zur Lage in Europa.
(Foto: Mark Johnson/Clerkenwell Films)Im August 2011 zogen junge Menschen plündernd durch London oder Liverpool, perspektiv- und arbeitslos, ein wenig gelangweilt vom Leben, aber irgendwie auch ganz normale Jugendliche. Dieselben Gegebenheiten machen die Figuren der Serie Misfits aus, ihre Charaktere sind rau und rüpelhaft, ihre Sprüche einfach und ihre Flüche derb.
So beginnt Misfits wie ein Sozialdrama. Sechs straffällig gewordene Jugendliche namens Nathan, Kelly, Curtis, Alisha, Simon and Gary müssen ihre Sozialstunden - im Englischen: "Community Payback" - herunterreißen. Der Titel passt dabei nicht nur zur Serie, denn im Englischen werden Leute, für die die Welt keinen geeigneten Platz mehr findet, auch "Misfits" genannt, sondern auch zur Lage in Europa. Gerade veröffentlichte die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen eine Studie, nach der etwa 7,5 Millionen Menschen unter 25 arbeitslos sind. Werde nichts gegen die Situation unternommen, steige die Gefahr von sozialen und politischen Unruhen massiv an.
An der Themse jedenfalls, als fünf der sechs Misfits-Jugendlichen gerade ihren Dienst an der Gesellschaft ableisten und Bänke frisch lackieren, ziehen plötzlich dunkle Wolken auf, regnet es, fallen kanonenkugelgroße Schneebälle vom Himmel und ein Blitz trifft sie.
Danach ist alles anders, die fünf entwickeln übernatürliche Fähigkeiten. Die stets harsche Kelly kann Gedanken lesen. Curtis, der gefallene Leistungssportler, kann die Zeit rückwärts laufen lassen. Alisha muss Männer nur mehr berühren, um sie flachzulegen. Nur einer, Nathan - das Großmaul der Serie - wird bis zum Ende der ersten Staffel seine Superkraft suchen.
Mehr als Sprüche, Sex und Gewalt
Hanebüchener Plot? Ja. Doch Misfits entwickelt mehr als Sprüche, Sex und Gewalt. Die Serie ist Sozialdrama, Splatter und Satire zugleich; manchmal dabei auch ein wenig harmlos, aber vor allem ist sie mutig. Im deutschen Fernsehen gab es so ein Format bisher nicht, zu groß war wohl die Angst vor einem Flop. In England war das nicht der Fall: Für den britischen Sender E4, ein digitaler Ableger von Channel 4, ist Misfits ein enormer Erfolg, auch bei den Kritikern - 2010 hat sie den BAFTA-Award als beste Dramaserie gewonnen.
Nun hat sich auch ein deutscher Sender für die Misfits gefunden. Die erste Staffel zeigt der Bezahlsender Pro Sieben Fun. Bald wird Misfits aber auch bei ZDF neo zu sehen sein. Die Mainzer haben die Ausstrahlungsrechte für die ersten drei Staffeln gekauft. Ein Sendetermin wurde noch nicht genannt.
Misfits, Pro Sieben Fun, Freitag und Samstag, jeweils drei Folgen von 20.15 Uhr an.