TV-Serie "100 Code":Eindeutig europäisch

  • In 100 Code fahnden ein schwedischer und ein amerikanischer Kommissar gemeinsam nach einem Serientäter. In Stockholm.
  • Die Serie ist Skys erste eigene Koproduktion.
  • 100 Code wirkt wie eine europäische Serie. Hauptdarsteller Mikael Nyqvist nennt als Grund unter anderem: "We don't have so much sentimental bullshit."

Von Karoline Meta Beisel

Die Opfer sind jung, blond - und immer zu zweit: Der Mörder schnappt sich jedes Mal gleich zwei schöne Frauen auf einmal. Er verbuddelt beide in der Erde, die eine tot, die andere lebendig, zumindest noch für eine Weile. Über ihren Gräbern wachsen stets dieselben, zarten gelben Blumen.

Der Serienmörder, den es für die Ermittler in der Serie 100 Code zu fassen gilt, ist ein Gewohnheitstier. Aber einen Unterschied gibt es doch zwischen den Taten: Einige Mädchen sind in New York umgekommen. Die anderen in Schweden.

So kommt es, dass in 100 Code der arrogante US-Amerikaner Thomas Conley und der übellaunige Schwede Mikael Eklund gemeinsam ermitteln müssen - in Stockholm, der Stadt, deren Postleitzahlen mit 100 beginnen. Conley fliegt extra nach Europa, dabei wird ihm ständig übel: im Flugzeug, im Auto, auf der Fähre, schon in der ersten Episode des Thrillers hat er ausreichend Gelegenheit, sich zu übergeben.

Auch eine Möglichkeit, einen Polizisten zu einer Persönlichkeit zu machen, ganz wie es sich für eine moderne Krimiserie ziemt - wenn auch eine etwas unappetitliche Art dafür. Natürlich haben beide Männer zusätzlich noch schweres Gepäck aus der Vergangenheit, in Gestalt einer gescheiterten Ehe und einer verstorbenen Freundin.

"Not much sentimental bullshit"

Stockholm also. Da braucht es natürlich einen schwedischen Darsteller, am besten einen, den man auch außerhalb von Schweden kennt. "Bis jetzt habe ich vor allem Kinofilme gedreht. Aber heute werden die besten Geschichten im Fernsehen erzählt", sagt Mikael Nyqvist beim Interview in München wenige Tage vor dem Fernsehstart. "Man hat einfach viel mehr Zeit für alles." Nyqvist ist einer dieser Schauspieler, deren Namen einem nichts sagt, deren Gesicht man aber schon oft gesehen hat: in den auch in Deutschland sehr erfolgreichen Millenium-Filmen nach den Romanen von Stieg Larsson, zum Beispiel.

In 100 Code bekommt er es nun nicht wie in Millenium mit einer Hackerin zu tun, sondern mit dem jungen Cop aus New York (Dominic Monaghan aus Lost und den Herr der Ringe-Filmen), der keinen Wert darauf legt, seinen ungeliebten Partner an seinen Gedanken zum Mordfall teilhaben zu lassen. Auch Drehbuchautor Bobby Moresco - er gewann einen Oscar für das Buch zu L. A. Crash - ist Amerikaner.

Trotzdem fühlt sich 100 Code eindeutig wie eine europäische Krimiserie an. "Das liegt daran, dass es uns nicht so sehr darum geht, wer der Täter ist. Wir finden die Frage viel spannender, warum er diese Mädchen umbringt", sagt Nyqvist. Und er nennt noch einen zweiten Unterschied zwischen amerikanischen und skandinavischen Krimiserien, aber den kann man nicht so gut ins Deutsche übersetzen: "We don't have so much sentimental bullshit."

In Deutschland ist 100 Code auf Sky zu sehen. Für den Sender markiert die Serie einen wichtigen Moment in der Firmengeschichte: Sie ist die erste eigene Koproduktion für den deutschen Bezahlkanal, der sonst vor allem dafür bekannt ist, hochwertige fremde Serien wie House of Cards oder Game of Thrones hierzulande exklusiv ausstrahlen zu können. Als Partner sind der schwedische Sender Kanal 5 und die Pro-Sieben-Sat-1-Tochter Red Arrow International und die amerikanische Firma Fabrik Entertainment beteiligt.

Mit etwas Glück bewahren all die internationalen Beziehungen 100 Code vor dem Schicksal, das zuvor so viele europäische Serien ereilt hat. Ob Kommissarin Lund, Die Brücke oder The Returned: Was aus Europa kommt und für gut befunden wird, wird für den US-Markt im Normalfall neu gedreht. "Ich verstehe nicht, warum die das machen", sagt Nyqvist.

Vom Synchronisieren hält er allerdings auch nicht viel, seit er beim Interrail in Villach in Österreich einen Western im Kino sah: "Darin kommt Clint Eastwood in eine Bar, schaut sich um und sagt mit Grabesstimme: Grüß Gott."

100 Code, donnerstags, 21 Uhr auf Sky Atlantic, parallel bei Sky Go.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: