TV-Sendung "Krömer Late Night":Löwe und Dompteur

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Zwischen Arroganz und Naivität: Ein Prinzip der TV-Sendung Krömer Late Night ist das absolute Desinteresse an den Gästen. (Foto: dpa)

Kurt Krömer ist ein moderierendes ADHS. Für die Gäste seiner TV-Sendung "Krömer Late Night" ist das vor allem anstrengend. Nachdem er von Krömer als "Puffgänger" beschimpft wurde, versuchte Matthias Matussek nun, die Ausstrahlung eines Interviews zu verhindern. Dabei stecken beide unter einer Decke.

Von Cornelius Pollmer

In ihren besseren Momenten wirkt die Late Night Show von Kurt Krömer nicht wie eine Sendung, sondern wie die Durchlaufprobe einer solchen. Krömer ist ein moderierendes ADHS, er wird mal laut, es geht mal etwas kaputt, und wenn dann trotzdem ein zusammenhängendes Gespräch zu entstehen droht, dann sabotiert es der Moderator in aller Regel höchstselbst. Als Zuschauer kann man das unterhaltend finden, als Geladener vor allem anstrengend - gerade, wenn man die gespielte Bewunderungsdemut gewohnt ist, mit der andere Talkmoderatoren im deutschen Fernsehen ihre Gäste gern einölen.

,,Ich hab' Dich als Pöbler eingeladen'', begrüßt Krömer den Autor Matthias Matussek in einer unterdurchschnittlich lustigen Ausgabe der ARD-Show, die an diesem Samstag um 23.40 Uhr ausgestrahlt werden soll. Es geht dann ein bisschen hin und her: Krömer nennt Matussek ,,hinterfotziges Arschloch'' (drei Mal) und einen ,,Puffgänger''. Matussek weiß sich nur mit einem müden ,,blöde Sau'' zu wehren.

Puffgänger und Löwendompteure

Man kann sich in diesem Moment kurz vorstellen, wie beide hinterher im Büro von Dagmar Reim beim verantwortlichen RBB sitzen und Matussek sagt: Aber, Frau Intendantin, der hat angefangen! Tatsächlich ist es so, dass Matussek auf gerichtlichem Wege erfolglos versucht hat, die Ausstrahlung zu verhindern. Er plädiert auf Beleidigung, das Landgericht Hamburg sieht das anders. Krömer sei eine ,,Kunstfigur'', die Beleidigung ein ,,drastisches Stilmittel''.

In der Sendung ist Krömer erkennbar desinteressiert an Matussek, aber das ist Teil seines Prinzips. Matussek lässt sich zwar nur in Maßen auf dieses Spiel ein, er verweigert sich ihm aber auch nicht. Hinterher zu klagen, ist da nicht gerade schlagfertig, zumal für einen Gelegenheitskrawallo wie Matussek. Am Ende der Show schaut er wie ein verwundeter Löwe, der gedacht hatte, er sei als Dompteur eingeladen worden. Der rote Vorhang fällt, Krömer steht allein davor und sagt: ,,Entschuldigung für die Gäste, die ich heute hatte. Aber ich fand mich phantastisch.''

© SZ vom 10.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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