Wie der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Phoenix bereits vergangenen Freitag meldete, will der Kanal sein Angebot für Gehörlose und Gehörgeschädigte ausweiten. Der Sender plant, verstärkt Programme aus ARD und ZDF sowie Eigenproduktionen mit Untertiteln anzubieten. Im Gegenzug wolle man ab dem 8. Juli jedoch auf die Gebärdendolmetscher verzichten, die in der Tagesschau und dem Heute Journal eingeblendet sind. Nach heftiger Kritik vom Deutschen Gehörlosen-Bund meldete der Sender nun, vorerst an den Dolmetschern festhalten zu wollen.
Problematisch wäre die Streichung der Gebärdendolmetscher den Kritikern zufolge, da viele Gehörlose und Menschen mit einer Hörbehinderung "des geschriebenen Deutsch nicht ausreichend mächtig" seien. Vielen werde es deshalb nicht möglich sein, die komplexen tagesaktuellen Nachrichten allein durch Untertitelungen zu verstehen, hatte der Deutsche Gehörlosen-Bund in seiner Stellungnahme erklärt.
Weiter hieß es in der Mitteilung des Bundes: "Eine Streichung der Verdolmetschung missachtet die Rechte gehörloser Menschen massiv und stellt eine Diskriminierung von öffentlicher Seite dar." Der barrierefreie Zugang zu Nachrichten sei auch deshalb zwingend, weil seit Anfang des Jahres Gehörlose den Rundfunkbeitrag bezahlen müssen.
"Ein fatales Signal"
Hubert Hüppe, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, erklärte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Ausgerechnet Nachrichtensendungen ohne Gebärdensprache zu zeigen, ist ein fatales Signal." Die Gebärdensprache stehe auch für eine eigene Kultur, die ständig bedroht sei. Richtig wäre es deshalb, Gebärdensprachdolmetscher nicht nur bei Phoenix zu zeigen, sondern auch im Hauptprogramm, wie das in anderen Ländern üblich sei.
Phoenix hat nun vorerst eingelenkt. Der Sender sucht das Gespräch mit dem Gehörlosen-Bund. Man habe in den letzten Tagen Zustimmung aber auch Kritik erhalten und nehme diese natürlich sehr ernst. Bis zum Abschluss der Gespräche werde Phoenix die Gebärdensprachdolmetscher weiterhin in der Tagesschau und im Heute Journal zeigen.