Süddeutsche Zeitung

TV-Rechte:DFL will mit der Bundesliga die Milliardengrenze sprengen

In diesen Tagen wird über die TV-Rechte für die Saison 2017/18 entschieden. Wahrscheinlich werden sie wesentlich teurer als bisher. Bezahlen wird das auch der Zuschauer.

Von Caspar Busse

Eine Auktion kann eine spannende Angelegenheit sein: Diejenigen, die ein bestimmtes Gut erwerben wollen, machen Angebote, der Verkäufer sammelt sie ein und gibt am Ende den Zuschlag, zum besten Preis natürlich.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet daran, dieses Prinzip zu perfektionieren. DFL-Chef Christian Seifert hat die Fernsehrechte für die Fußball-Bundesliga von der Saison 2017/18 an im Angebot.

Die Auktion läuft seit Mitte April, das "Produkt" Bundesliga wurde dazu in 17 verschiedene Pakete aufgeteilt. Das Online-Verfahren ist so kompliziert, dass für die potenziellen Bieter vorher sogar ein Seminar angeboten wurde.

An diesem Montag nun hat die zweite, entscheidende Phase der Rechte-Vergabe begonnen. Dann soll alles ganz schnell gehen: Mitte der Woche könnte der Ligavorstand zustimmen, am Donnerstag die DFL-Mitgliederversammlung, danach will Seifert in Frankfurt das Ergebnis verkünden.

Es geht um sehr viel Geld: 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro sollen die nationalen und internationalen Fernsehrechte pro Saison einbringen, hat Seifert als Ziel ausgegeben. Es wäre ein ordentlicher Aufschlag. In der Saison 2016/17 sind es national 673 Millionen Euro, die internationalen Fernsehrechte bringen etwa 200 Millionen Euro.

ARD unter besonderem Druck

Bezahlen wird das am Ende auch der Zuschauer - durch höhere Abopreise und Rundfunkabgaben oder dadurch, dass er noch mehr Werbung in Kauf nehmen muss.

Spannend könnte es für die Sportschau-Zuschauer werden. Sowohl die ARD als auch der Kölner Privatsender RTL sind an der Zusammenfassung am frühen Samstagabend interessiert. Dabei ist ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky unter besonderem Druck, denn die Öffentlich-Rechtlichen hatten bereits zwei Schlappen hinnehmen müssen.

So gingen die Fernsehrechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 im vergangenen Sommer an den US-Konzern Discovery. Besonders bitter: Auch wichtige deutsche Länderspiele werden künftig von RTL und nicht von ARD und ZDF übertragen.

Vergangene Woche hat die Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann mitgeteilt, dass von 2018 bis 2022 insgesamt weitere 28 Qualifikationsspiele für Welt- und Europameisterschaften sowie Testspiele gezeigt werden. Die Partien haben traditionell sehr hohe Einschaltquoten und sind gut gegen den allgemeinen Zuschauerschwund. Bei RTL ist man über den Vertragsabschluss sehr "glücklich".

RTL hatte vor mehr als 30 Jahren schon mal eine Art Sportschau unter dem Namen Anpfiff gezeigt, damals mit Moderator Ulli Potofski, später versuchte es Sat 1 mit ran. Möglich ist der Ausschreibung zufolge auch, dass künftig das Bundesliga-Topspiel am Samstagabend, das aufgewertet werden soll, im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen ist, es findet allerdings zeitgleich mit der Spieltags-Zusammenfassung statt, also etwa der Sportschau.

Ziemlich sicher ist dagegen, dass der Münchner Abosender Sky zu den Verlierern der Auktion zählen wird. Zum einen muss auch das Unternehmen von Rupert Murdoch wohl mehr zahlen. Zum anderen wird es künftig einen Konkurrenten im Bezahlfernsehen geben. Darauf bestand das Bundeskartellamt, das die Auktion beaufsichtigt, weil die Bundesligarechte gemeinsam wie in einem Kartell vergeben werden. Die Behörde muss dem zustimmen und hat deshalb eine sogenannte "No-Single-Buyer"-Regel eingeführt, um wenigstens ein wenig Wettbewerb zu sichern.

Carsten Schmidt, Chef von Sky Deutschland, versucht offenbar, auch weiterhin alle Spiele zu zeigen. Sollte er dabei zum Zuge kommen, würde er alle Begegnungen exklusiv anbieten können - aber nur per Satellit und Kabel, den klassischen Fernseh-Verbreitungswegen.

Den Regularien der Ausschreibung zufolge würde daneben ein weiteres Rechtepaket für Internet und Smartphone angeboten, das bis zu 102 Partien pro Saison umfasst (maximal drei pro Spieltag, eine am Samstag, zwei am Sonntag).

Für Sky wäre der Verlust der Exklusivität ungünstig

Dafür könnten sich andere Bieter interessieren, etwa die Deutsche Telekom oder die Perform-Gruppe. Letztere ist eine Mediengruppe aus London und betreibt etwa die Onlineplattform Spox. Das Kartellamt hofft damit auf mehr Konkurrenz. Satellit- und Kabel-Zuschauer könnten dann bei Sky bleiben und bräuchten in diesem Fall zumindest künftig keine zwei Abos oder Dekoder.

Für Sky ist die Lage ohnehin ungemütlich. Der Sender mit etwa 4,5 Millionen Kunden ist schon jetzt chronisch defizitär, auch wenn sich die Ergebnisse zuletzt verbessert haben. Zudem wäre es ungünstig, wenn Sky im Internet und bei Smartphones seine Exklusivität verliert, findet hier doch das größte Wachstum statt. Zum Konzern gehören außerdem Abosender in Großbritannien und in Italien, dort sind die Zahlen deutlich besser, dabei hat Sky nun auch in seinem Heimatmarkt Konkurrenz bekommen.

Für Auktionen gilt ohnehin die alte Strategie von Rupert Murdoch: Er hat ohne langes Taktieren immer den Preis geboten, der gerade noch vertretbar ist. So habe er es auch bei Firmenübernahmen gehalten, wird kolportiert.

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SZ vom 07.06.2016/pak
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