Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Die Welt steht Kopf

Die spannendsten Filmen des Fernseh-Wochenendes sprengen die Grenzen der Realität. Das führt zu einer Menge Chaos und Schrecken. Und einigen herrlich komischen Momenten.

Von Milan Pavlovic

Time Bandits

Fantasy, Arte, Sonntag, 8.15 Uhr

Terry Gilliam war stets der spinnertste und radikalste im Monty-Python-Sextett. Während die fünf Briten in Sketches dachten, sehnte sich der einzige Amerikaner nach fantastischen Welten, die so noch niemand gesehen hatte. Das führte zu Triumphen (König der Fischer), Experimenten (Brazil) und Debakeln (Baron Münchhausen), und weil seine Visionen riskant und kostspielig waren, musste Gilliam lernen, mit Kompromissen und Risiken zu leben, die seine Nerven strapazierten, selbst wenn alles gutging - so wie in diesem hinreißenden Fantasy-Abenteuer über einen englischen Jungen, der an eine Gruppe kurios-krimineller Kleinwüchsiger gerät, die ihn quer durch die Welt- und Zeitgeschichte schleppen, zu Sean Connery, fiesen Riesen und kurz auch mal auf die Titanic. Also doch wieder Sketches, aber auf Gilliams Art.

Border

Fantasy, One, Samstag, 22 Uhr

Lang ist es her, dass das Kino sich vom üblichen Weg entfernte und verstörende Geschichten aufsammelte. Erinnerungen an David Cronenberg kommen auf, an seine Flesh & Fantasy-Abenteuer Die Fliege (1986) oder Rabid (1977), wenn man diesen ungewöhnlichen skandinavischen Mystery-Film sieht. Tina, die als Zollbeamtin ideal ist, weil sie Täter an deren Geruch erkennt, trifft auf einen nach normalen Maßstäben ebenso abstoßenden Mann, bei dem ihre Gabe versagt. Warum das so ist und welche Folgen es hat, zeigt dieses unheimliche und unheimlich faszinierende Werk, das einige Zuschauer überfordern wird. Jenseits der Grenzen zu einer anderen Welt spielt auch Das Piano (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr), wenngleich eher in poetischer Hinsicht als in körperlicher: Die stumme Ada (Holly Hunter) landet in Neuseeland, um Sam Neill zu dienen - verguckt sich aber in Harvey Keitel.

The Huntsman and the Ice Queen

Fantasy-Action, ZDF, Nacht zu Sonntag, 1 Uhr

Mit Verweisen auf mangelnde Logik und Inspiration wurde 2016 diese Vorgeschichte zu Schneewittchen und der Jäger (2012) abgetan. Aber wie viele Filme können schon von sich behaupten, schillernde Actionrollen für drei erstklassige Schauspielerinnen zu haben? Jessica Chastain, Emily Blunt und die imperiale Charlize Theron kreisen Chris Hemsworth ein. Andere gelungene Fortsetzungen: The Dark Knight (Pro Sieben, Sonntag, 22.55 Uhr) ist immer noch der erwachsenste Batman-Film. Und Der Klient (Servus TV, Samstag, 21.55 Uhr) ist nominell zwar kein Sequel, aber der wohl beste Teil einer Reihe von Justiz-Thrillern nach Vorlagen von John Grisham. Der Trumpf in diesem Fall: Susan Sarandon als Anwältin, die hoffnungslos überfordert wirkt, als sie sich eines Jungen annimmt, der Zeuge eines Mobmordes geworden ist.

Johnny English 3

Komödie, RTL, Sonntag, 20.15 Uhr

Noch eine Fortsetzung, die besser ist als ihr Ruf: Rowan Atkinson macht als illegitimer Neffe von Inspektor Clouseau England und die Welt sicherer - aber nicht, ohne vorher überall Chaos und Schrecken verbreitet zu haben und in alle möglichen Fettnäpfchen getreten zu sein. In der lustigsten Slapstick-Nummer des Films schafft er es sogar, das gar nicht zu bemerken. Er glaubt, eine virtuelle Tour zu unternehmen, stellt in Wahrheit aber London auf den Kopf. Seiner Chefin bleibt trotzdem nichts anderes übrig, als ihn gewähren zu lassen, und wie Emma Thompson diesen Zwiespalt verkörpert, ist große Komödie. Eine andere lustige Fortsetzung: Auch wenn Karoline Herfurth und Alwara Höfels wieder fehlen, bringt Fack Ju Göhte 3 (Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr) die Trilogie - nach dem schwachen zweiten Teil - zu einem versöhnlichen Ende.

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