TV-Kritik: "Unser Star für Oslo":Alles superduper

Bei Unser Star für Oslo geht es gesittet und langweilig zu. Und auch die Entscheidung über die Finalisten war nicht wirklich überraschend. Immerhin hat sich Raab die Ohren gewaschen.

P. Barbera

"Super, super, super!" Das kommt also dabei raus, wenn man in einer Kooperation privates und öffentliches Fernsehen mischt. Unser Star für Oslo, Stefan Raabs anspruchsvolle und leider auch öde Version von Deutschland sucht den Superstar, ging am Dienstagabend ins Halbfinale.

Schon in den sechs vorigen Shows hatte der Zuschauer bisweilen mit Langeweile zu kämpfen - und das lag nicht zuletzt auch an der Unentschlossenheit der Jury. Raabs Begründung: "Man darf junge Leute nicht demotivieren - die waren alle super, super, super." Damit sollte es im Halbfinale nun vorbei sein. Raab, offenbar auch auf der Suche nach besseren Quoten, kündigte an: "Das wird wirklich grausam. Ich meine, zwei fliegen raus - wer hat sich nur diese gemeinen Regeln ausgedacht?"

Allein die Drohung bleibt

Doch an diesem Fernsehabend blieb es bei der Drohung. Es gibt sie zwar die gemeinen und bisweilen auch fragwürdigen - Regeln bei Castingshows, aber nicht bei Raab. Denn bei Unser Star für Oslo wird nicht geheult (Jury-Mitglied Barbara Schöneberger: "Ich finde das bewundernswert, wie ihr euch da hinstellt und keinerlei Regung zeigt"). Es gibt auch keine kurzen Einspieler über die ach so traurige Familiengeschichte der Kandidaten wie bei Bohlens fideler Sängersuche Deutschland sucht den Superstar. Statt starker, bisweilen auch niveauloser Sprüche, heißt es hier: "Man muss ja dran denken - du lagst noch vor zwei Tagen flach und hast jetzt trotzdem so super gesungen..." Kandidatin Kerstin antwortet brav: "Ach, so schlimm war das nicht." Immerhin verkündet Raab an diesem Abend noch: "Ich hab mir extra die Ohren gewaschen, die Zähne geputzt und die Haare gekämmt." Na, dann ist ja alles sauber!

Nachdem Kandidatin Lena Meyer-Landrut gesungen hat und freudig von ihrem "Fitnessfrühstück" am Morgen erzählt, erwidert Moderator Matthias Opdenhövel: "Hättest du ein Tom-Buhrow-Frühstück gehabt, hättest du die ganze Sendung stehen können". Fehlt nur der Werbejingle. Lena lächelt naiv-verwirrt. Das hat sie nicht verstanden. Tom wer?

Die 18-jährige Schülerin Lena Meyer-Landrut hat das charmante Talent, sich deutlich auszudrücken: "Klar - ich will ja nicht was Ekliges singen - so 'Hallo, ich bin Frau Porno' oder so", flötet sie auf die Frage, ob sie denn den Text ihres englischsprachigen Songs auch verstehe. Auch der schöne Satz "Ich hab richtig Bammel - hab 'ne richtige Kackwurst in der Hose" stammt von Lena.

Bitte nicht quälen!

Dann ist man auch schon bei der Entscheidung. Moderator Matthias Opdenhövel erklärt brav: "Wir wollen euch doch nicht quälen!" Das ist ein ehrenwertes Ziel, abendfüllend ist es leider nicht.

Die blonde, nicht weiter auffallende Kerstin Freking muss dann als erste gehen. Es gibt keine Tränen, keinen Ausraster. Bei der zweiten Runde des Abends fliegt auch noch - kurz und schmerzlos - Christian Durstewitz raus. Er war der einzig übrig gebliebene Mann von anfänglich etwa 4500 Bewerbern.

Es bleiben zwei Mädchen fürs Finale am kommenden Freitag: Jennifer Braun,18, mit Hang zu rockigen Songs und natürlich Lena Meyer-Landrut. Opdenhövel wischt sich demonstrativ nicht vorhandene Schweißperlen von der Stirn: "Ein bisschen traurig, ein bisschen schön - Mann, Mann, Mann. Das war eine Show, meine Damen und Herren". Und was sagt die ausdrucksstarke Lena am Ende zur Show? Mit einem verwegenen Grinsen stellt sie fest: "Ich fand natürlich alles scheiße, scheiße, scheiße." Moderatorin Sabine Heinrich lacht nervös: "Das ist doch...super!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: