ARD-Film "Dead Man Working":Wen das System überfordert, der springt ins Nichts

ARD-Themenwoche: 'Zukunft der Arbeit'

Tom Slezak (Benjamin Lillie) verliert seinen Mentor und dann den Glauben an die Bank der Deutschen.

(Foto: Börres Weiffenbach/HR)

Die ARD zeigt den Bankenthriller "Dead Man Working". Als Kommentar zur Zukunft der Arbeit wirkt die Story ein bisschen gaga.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Auf dem Cover der Pressemappe zur diesjährigen Themenwoche der ARD sind vier Menschen in Anzügen und Kostümchen zu sehen, die neugierig bis irritiert auf einen weißen Roboter blicken. Der Roboter tritt gerade mit seiner Aktentasche in der Hand aus dem Aufzug eines Bürogebäudes, und die Zeile über dem Bild lautet "Konkurrent oder Kollege?"

Die diesjährige Themenwoche im Ersten Deutschen Fernsehen befasst sich nach "Heimat" im Jahr 2015 und "Toleranz" 2014 nun ein weiteres Mal recht abstrakt mit der "Zukunft der Arbeit", und traditionell tut sie das nicht nur in Reportagen und Dokumentationen, sondern auch in Fernsehfilmen. Und jedes Jahr sieht man deren Dilemma: Entweder sind sie thematisch voll auf die Woche zugeschnitten und wirken wie eine erzählte Erörterung; oder sie haben nur im sehr weiten Sinne mit den Fragestellungen der Sendewoche zu tun und sehen angesichts des Wochenmottos oft ein wenig verloren aus.

In Dead Man Working jedenfalls kommt kein einziger Roboter vor, und die Fragen zur Zukunft der Arbeit, die dieser Film aufwirft, dürfte nur einen sehr geringen Prozentsatz der Zuschauer betreffen. Dead Man Working spielt in der Investmentabteilung der "Bank der Deutschen", einer, wie die Macher betonen, fiktiven Bank, in der sich alles Schlechte wiederfindet, was man zum Thema Finanzmarkt schon in der Zeitung gelesen hat. Skrupellose Typen arbeiten 80 Stunden in der Woche an krummen Geschäften, für die am Ende der kleine Steuerzahler geradestehen muss. Wer das System in Frage stellt, wen das System überfordert, der hat darin keine Zukunft. Jochen Walther (Wolfram Koch) springt also nach dem ersten Drittel des Film von einem Frankfurter Hochhausdach.

Das Thema Bankenkrise ist filmisch bereits relativ umfassend bearbeitet worden, der sehr tolle Oscar-Anwärter The Big Short lief Anfang der Jahres in den deutschen Kinos, auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist nicht zum ersten Mal auf diese Idee gekommen. Und Marc Bauder, der Regisseur von Dead Man Working, drehte schon 2013 die mehrfach ausgezeichnete Dokumentation Der Banker - Master of the Universe über den ehemaligen Investmentbanker Rainer Voss, der sehr persönlich und sehr unverblümt seine Geschichte der Finanzkrise erzählte.

Der Film ist kurzweilig, viel Neues erzählt er aber nicht

Dead Man Working ist als Wirtschaftskrimi kurzweilig, ist gut besetzt und schön gefilmt, seinem Thema aber hat er wenig Neues hinzuzufügen. Die Bilder von stahl-und glaskalten Büroräumen und noch viel kälteren Vorstandsmitgliedern werden erwartungsgemäß geliefert, ebenso die Geschichte der trauernden Witwe (Jördis Triebel), die Bank und Banker für den Tod des Gatten verantwortlich macht. Als Kommentar zur Finanzkrise wirkt die Story ein bisschen von gestern; als Kommentar zur Zukunft der Arbeit wirkt sie ein bisschen gaga.

Dead Man Working, ARD, 20.15 Uhr.

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