TV-Kritik: Schlag den Star:Wenn's um die Wurst geht, hilft nur ein Metzger

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Stefan Raab überlässt die TV-Arena bei "Schlag den Star" prominenten Kollegen. Doch Popstars-Juror Detlef D! Soost missversteht die Regeln - und knockt sich gleich selbst aus.

Johanna Bruckner

66:0. Dieses Ergebnis stand um kurz nach Mitternacht am vergangenen Sonntag für Stefan Raab zu Buche. In für Schlag-den-Raab-Verhältnisse knackigen 251 Minuten fegte der TV-Total-Moderator Herausforderin Ria aus dem Studio. Eine Eindeutigkeit, die zu Lasten der Pro-Sieben-Quote ging.

Detlef D! Soost im Hamsterrad: "Ich glaube, technisch kann man das nicht schlechter machen." (Foto: obs)

Der Zuschauer will Raab schwitzen, fluchen und die Adern auf des TV-Metzgers Stirn pochen sehen. Überlegenheit ist öde.

Höchste Zeit, dachten sich wohl die Münchner Programmmacher, dem Fernsehvolk zur Abwechslung andere TV-Gladiatoren zum Spaß vorzuwerfen. Dazu flugs den Titel der Sendung angepasst - und zurück ist Schlag den Star, "die kleine Schwester von Schlag den Raab", wie Moderator Matthias Opdenhövel das Duell "Star gegen Normalo" einleitet. Insgesamt vier solcher Matches soll es geben.

Erster Prominenter, der sich in die Fußstapfen von TV-Tausendsassa Raab wagt, ist Detlef "D!" Soost: Hauptberuflich brüllt der Popstars-Juror mit Vorliebe junge Gesangstalente ins Tal der Tränen, daneben leitet der 40-Jährige mehrere Tanzstudios und ist, glaubt man dem Pro-Sieben-Trailer, einer der "bedeutendsten Choreographen Deutschlands".

Detlef, der Castingshow-D!ktator, wird an diesem Abend wenig zu lachen haben, das wird klar, noch bevor sein Herausforderer Oliver, 31 Jahre, Baumhausbauer aus München, überhaupt die TV-Arena betreten hat. "Heute kannst du keine 16-jährigen Mädels anbrüllen - heute stehst Du selbst auf dem Speiseplan", prophezeit Spielleiter Opdenhövel hämisch.

Wenn schon der König und Alleskönner Raab nicht zu schlagen ist - in 25 Shows gelang das erst acht Kandidaten - dann kommt als Bauernopfer ein Mann, der junge Mädchen zum Weinen bringt, gerade recht. Wie schnell der Abend allerdings zugunsten von Kandidat Oliver entschieden ist, überrascht dann doch - und hat am wenigsten mit ihm selbst zu tun.

Im ersten Spiel geht es darum, in einem Laufrad 25 Umdrehungen in möglichst kurzer Zeit zu schaffen. Tänzer Detlef tritt als erster an - und knockt sich gleich zu Beginn selbst aus: Er überdreht, hält das Rad purzelbaumschlagend in Bewegung, knallt immer wieder mit dem behelmten Kopf gegen die Holzverkleidung. Das tut schon beim Hinschauen weh - und eine konkurrenzfähige Zeit kommt dabei auch nicht heraus. "Ich glaube, technisch kann man das nicht schlechter machen", lautet prompt das vernichtende Urteil des Oberhamsters.

Stefan Raab und seine Ideen
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Peinlichkeiten als Methode: Stefan Raab kennt keine Grenzen - und sieht sich doch immer wieder selbst als Sieger.

Ach ja, Übersättigung hin oder her, ganz ohne Stefan Raab kommt natürlich auch Schlag den Star nicht aus: Der Vater aller modernen Modellathleten beobachtet das Geschehen vom Spielfeldrand aus.

Zu vorgerückter Sendezeit, es steht 10:5 für Kandidat Oliver, greift Raab als Joker dann gar selbst zum Messer: Beim "Wurstduell" gilt es, von einem Fleischwurst-Ring jeweils Stücke abzuschneiden, wobei das schwere gewinnt. Sieger ist, wer zuerst fünf Runden gewonnen bzw. wer als letztes noch Wurst übrig hat. Dem trotz lädiertem Schädel tapfer kämpfenden D! raucht selbiger noch vom klar verlorenen Wissensquiz - und so entscheidet der gelernte Metzger Raab das "Psycho-Spiel" (Raab) für sich.

Im Matchball-Spiel "Tretauto" machen dann auch noch die Beine des Tänzers schlapp und so erstrampelt sich Oliver ungefährdet den Sieg. Er sei jetzt der "reichste Wiesn-Kellner", freut sich der 31-Jährige überschwänglich. Die Wettkampf-Vorbereitung im Bierzelt hat sich für ihn bezahlt gemacht.

Moderator (Opdenhövel) und Kommentator (Sport-Reporter Frank Buschmann), Studio und Spiele: Die meisten Bestandteile von Schlag den Star sind von der großen Show-Schwester entliehen. Allerdings gibt es weniger Spiele (maximal neun), weniger Sendezeit (keine Live-Show, 120 Minuten fix) und weniger zu gewinnen (50.000 statt wie sonst 500.000 Euro). Ökonomische Programmgestaltung nennt man das wohl.

In Sachen Spielwitz, Spannung uns Spontanität kann Schlag den Star nicht mit dem Original mithalten. Und nicht nur D! muss am Ende des Abends (an-)erkennen: Wenn's um die Wurst wie um Fernsehunterhaltung geht, kann derzeit kaum jemand Stefan Raab das Wasser reichen.

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