TV-Kritik: "Hart aber fair":Von Veilchen und Goldröcken

Frauenquoten im Job, Heimprämien am Herd: Am Weltmännertag versuchte sich Frank Plasberg gleich an mehreren Reizthemen. Doch seine Gäste - unter anderem Familienministerin Kristina Schröder - enttäuschten.

Mirjam Hauck

Es war pünktlich zum Weltmännertag. Da wollte die Hart-aber-fair-Redaktion einen Kontrapunkt setzen und nahm die Frauenquote auf die Agenda. Das Thema drängt sich auch auf: Zwar erobern Frauen immer mehr Berufe, sind top in Bildung und Leistung - aber an der Spitze der Job- und Gehaltspyramide bleiben die Männer nach wie vor unter sich. Was hilft?

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"Quoten, Krippen oder Ellbogen - was brauchen Frauen zum Erfolg?": Zu diesem Thema diskutierte Frank Plasberg in seiner Talkshow mit seinen Gästen, unter anderem Familienministerin Kristina Schröder.

(Foto: dapd)

Geladen war Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Der schwäbische Unternehmer, der in Talkshows ein gerngesehener Gast zu Themen wie Standort Deutschland und Produktionsverlagerungen ins Ausland ist, durfte sich am Mittwoch bei Plasberg zur Frauenquote äußern. Schließlich beschäftigt Grupp in seinem Betrieb rund 1200 Mitarbeiter, darunter 700 bis 800 "Damen", so nannte Grupp in der Runde fast penetrant paternalistisch seine weiblichen Angestellten. Und natürlich habe er auch "Damen" in Führungspositionen, allerdings würden diese automatisch ihr Privatleben zurückstellen und weder heiraten noch Kinder bekommen. Also stelle sich ihm die Frage nach einer Quote gar nicht und überhaupt: Mutter sein und Karriere machen? - Das gehe einfach nicht.

Doch die Zeiten, in denen solche Aussagen aus einem anderen Jahrhundert provozieren, scheinen vorbei zu sein. Milde lächelnd nahmen die drei Karrierefrauen in der Runde Grupps Ausführungen zur Kenntnis. Maren Heinzerling, die in den 1950er Jahren Maschinenbau studierte, später bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) den ICE mitentwickelte und zwei Kinder großzog, Marthe Glonner, die ebenfalls zwei Kinder hat, arbeitet und sich die Familienarbeit mit ihrem Mann teilt sowie Familienministerin Kristina Schröder. Man war sich einig, dass Unternehmen von Frauen profitieren und die Firmen deshalb gut beraten seien, Frauen - und Männern - maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Selbstverständlich wollen Frauen Mutter sein und arbeiten gehen und dabei auch anerkannt und entsprechend entlohnt werden. Die Frau als Veilchen, das bescheiden im Verborgenen blühe, sei längst passé, erklärte Heinzerling. Und Goldröcke, so heißen die Vorstandsfrauen im Quotenland Norwegen, seien wahrlich keine Schreckgespenster, die man fürchten müsse.

Auch Gabor Steingart, Chefredakteur des Handelsblatts, ist für mehr Frauen in der Wirtschaft und in Führungspositionen. Die männerdominierte Kultur schade den Unternehmen; 2,5 bis 2,8 Prozent Frauen in Spitzenposition bei den 30 Dax-Unternehmen sei deutlich zu wenig. Diese Firmen ließen die wichtigste Ressource des Landes ungenutzt, es werde einfach zu viel Potential verschenkt. Und um das zu ändern, helfe eine Quote. Allerdings, soweit war sich der Ex-Spiegel-Mann mit der Familienministerin einig, könne das keine sein, die der Staat vorgebe. So wie sich Unternehmen Renditeziele setzen, müssten sie eben auch Zielvorgaben bei der Frauenförderung haben.

Kristina Schröders Zurückhaltung beim Betreuungsgeld

Da sich beim Thema Quote fast alle Diskutanten einig waren, mussten noch andere vermeintliche Reizthemen her, um wenigstens ein bisschen Lautstärke in die Runde zu bringen: Kinderkrippen vs. Betreuungsgeld/Herdprämie. Das Hohelied auf die Hausfrau und die bei den Kindern bleibende Mutter sang hierbei Regine Schwarzhoff, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Elternvereins. Ihre heiße These: In einer Krippe gebe es einfach keine seelisch gesunden Kinder. Da widersprach selbst die sich sonst gerne konservativ gebende Kristina Schröder heftig und sie mochte auch das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Betreuungsgeld nicht so recht verteidigen. Es habe nun mal sowohl positive als auch negative Effekte. Tolle Aussage.

Keine Effekte schien die Diskussion auf einige Fernsehzuschauer zu haben. Diese lehnten die Quote mehrheitlich ab. Frauen sollten doch durch ihre Kompetenz überzeugen und ein Job dank Quote sei doch irgendwie minderwertig, befand Plasbergs Publikum summa summarum.

Der Diskussion am Weltmännertag müssen offenbar noch viele folgen.

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